Sohn Der Nacht
nachdenklich. »Sie sind umge kippt. Haben Sie getrunken?«
»Zur Hölle, nein«, sagte Cooke. »Riechen Sie doch mal an meinem Atem, wenn Sie wollen.«
Rourke blickte angewidert drein. »Nein, danke, ich bevor zuge andere Duftmarken.«
Cooke rappelte sich auf und ließ sich in seinen Stuhl fallen, wo er an seinem Kragen zupfte und sich die Krawatte auf band. »Mir geht's gleich wieder gut. Geben Sie mir nur eine Minute Zeit.«
Rourke umrundete wieder seinen Schreibtisch und setzte sich nieder. »Ich weiß nicht. Vielleicht sollten wir Sie mal zum Arzt schicken.«
»Ich sag' Ihnen doch, mir geht es gut.« Cooke blickte abwehrend auf Merrick .>Ich hab' nur noch nicht gefrüh stückt, das ist alles. Ich muß lediglich meinen Blutzucker ein wenig erhöhen.«
Rourke sah aus, als könne er nicht glauben, daß irgend jemand morgens nicht frühstückte, aber er sagte: »Na gut denn. Von nun an beordere ich Sie also - was, zum Teufel?«
Diesmal blieb Cooke auf dem Fußboden liegen. Wieder
beugte Merrick sich über ihn, und ihm war schlecht vor Schuldgefühlen, und er fürchtete schon, zu weit gegangen zu sein. Cookes Puls ging rasend. Schaum trat aus seinem Mund. »Rufen Sie eine Ambulanz«, schrie Merrick. »Sofort!«
Katie geriet in Hochstimmung, als sie die Blutwerte in Jennys Krankenblatt studierte. Art Stratton saß auf der anderen Seite ihres Schreibtischs, die Beine überkreuz, und ließ einen Fuß aufgeregt wippen. Heute morgen war jeder auf dieser Station glücklich, auch Katie; so glücklich, daß sie sich zum ersten Mal seit Tagen nicht mehr müde bis auf die Knochen fühlte.
Sie reichte Art den Computerauszug zurück. »Gönnen Sie sich diesen Augenschmaus.«
Art überflog die Blutwerte und schüttelte den Kopf. »Es ist großartig, Katie. Gestern sah sie aus, als würde sie auch nicht einen einzigen weiteren Tag überstehen - und das war, bevor Sie sie in die Chirurgie zu einer Notoperation gebracht haben. Ich kann nur sagen, diese Jenny muß einen wahren Teufelsdoktor haben.«
Katie blickte den Praktikanten unsicher an, denn sie wußte nicht, wie sie dieses Kompliment aufzufassen hatte. »Ich würde mir ja gern das Verdienst anrechnen, aber Sie wissen so gut wie ich, daß wir das nicht bewirkt haben. Ich habe noch nie gesehen, daß die Zahl der Leukozyten in so kurzer Zeit so schnell absinkt. Das ist ein Wunder, schlicht und einfach.«
»Wenn Sie wieder mal eines bewirken, könnten Sie dann meinen Jeep in einen Jaguar verwandeln?«
»Lassen Sie die Scherze, Art. Ich möchte, daß wir etwas daraus lernen.«
Er studierte die Ausdrucke noch einmal und schüttelte den Kopf. »Plötzliche Heilungen passieren ja. Ich könnte diese großen Zahlen glauben, wenn es hier um mehrere Wochen, ginge, aber das hier ist ja nun wirklich über Nacht gesche hen.« Er blickte zu ihr auf. »Gibt es unten im Cafe eigentlich Champagner?«
Katie lächelte. »Irgendwie bezweifle ich das.«
»Werden Sie dann mit mir auf eine Tasse Kaffee hinunter gehen? Da gibt es nämlich noch etwas, worüber ich gerne mit Ihnen reden würde.«
Obwohl seine Stimme gleichmütig klang, sagten ihr seine weit geöffneten Augen, daß ihm etwas Sorgen bereitete.
Jemand klopfte an die Tür. Dankbar für die Unterbre chung wandte Katie sich um. Sharmane, ihre erste Laboran tin aus der Hämatologie, stand im Türrahmen und hielt einen anderen Papierausdruck mit beiden Händen, als han dele es sich um ein geheiligtes Schriftstück. Katie winkte sie herein.
Sharmane nickte Art zu und sagte: »Dr. O'Keefe, ich dachte, das hier sollten Sie sehen.« Statt ihr das Papier zu rei chen, blickte sie darauf.
»Was ist das?« fragte Katie.
»Der Bericht über die Untersuchung, die Sie noch vor der Blutung angefordert hatten.«
Katie erinnerte sich, vor Tagen eine entsprechende Order in das Krankenblatt eingetragen zu haben, als Jennys Thrombo seneigung ständig schlimmer geworden war. »Ja?«
»Als wir die Proben nehmen wollten«, sagte Sharmane, »wurde die Patientin gerade wegen einer schweren Blutung der Innennase in die Chirurgie gefahren. So haben wir bis kurz vor Mitternacht keine Probe ihres Stuhls bekommen können.«
»Okay, und?«
»Und da fanden wir kein okkultes Blut.«'
»Was?« sagte Katie. »Das will ich sehen.« Sharmane reichte ihr das Papier. Der Wert für okkultes Blut im Stuhl zeigte null Punkt null. Völlig verwirrt reichte Katie das Blatt an Art wei ter.
Er blickte darauf und runzelte die Stirn. »Unmöglich. Jenny muß
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