Sohn Der Nacht
Infektionen ...«
»Na, na«, protestierte Art. »Jedesmal, wenn Sie in ihrem Zimmer waren, haben Sie doch Kittel, Handschuhe und Maske getragen, richtig? Vielleicht nicht ganz steril, das will ich Ihnen gern zugestehen, aber auch keine leicht zu überwin dende Barriere für eine Infektion. Selbst wenn Sie direkten Kontakt mit dem Blut des Killers gehabt hätten und sich anschließend nicht die Hände gewaschen hätten ...« Er schüt telte hilflos den Kopf.
»Es gibt da eine andere Möglichkeit«, sagte Katie. »Daß nämlich der Killer an demselben Typus von Leukämie gelit ten hat wie Jenny und dann ebenfalls eine solche Besserung erlebt hat, wie sie sie jetzt erlebt.«
»Okay«, sagte Art langsam, »aber wie wahrscheinlich ist das, wenn Jennys >Typus< von Leukämie, wie Sie das nennen, so Selten ist, daß wir noch nie zuvor Symptome dieser Art irgendwo festgestellt haben?«
»Nicht sehr, da haben Sie recht. Jennys Leukämie war selt sam von allem Anfang an - nach meiner Erfahrung einzigartig. Ich habe nur einen einzigen anderen vergleichbaren Fall in der Literatur gefunden, und in diesem Artikel wurde eine Abweichung der Normalität bei den roten Blutkörperchen nicht erwähnt - allerdings wurde auch von keiner Heilung berichtet.« Katie spürte steigende Erregung. »Sehen Sie, es
scheint ein großer Zufall zu sein, daß wir zwei nahezu einzig artige Fälle haben, die uns so gewissermaßen in den Schoß gefallen sind, aber wenn es wahr ist, dann ist das die beste aller möglichen Neuigkeiten für Merrick.«
»Detective Chapman.« Arts Stimme klang seltsam flach.
»Ja. Wenn der Killer Leukämie hatte, muß er irgendwo in den Berichten eines Hospitals auftauchen, und wenn seine Symptome so selten waren und so wenig auf Behandlung ansprachen wie die von Jenny, dann müßte sein behandeln der Arzt sich womöglich an ihn erinnern. Selbst wenn das schon Jahre her ist, gibt es immer noch eine gute Chance, sei nen Fall zurückzuverfolgen.«
»Eine Chance«, stimmte Art zu. »Aber wir dürfen auch nicht vergessen, daß bis vor gar nicht so langer Zeit drei von vier Fällen von Leukämie in der Kindheit auf Behandlung nicht ansprachen - was im Klartext heißt, daß die meisten Kinder gestorben sind.«
»Aber wie viele von ihnen hatten diesen seltsamen Hun ger?«
»Das ist wahr. Detective Chapman könnte danach suchen. Er kommt womöglich besser voran, wenn er sich durch Berichte arbeitet. Abschlußberichte könnten bizarre Sym ptome wie >ein fremdartiger Hunger< vermerken oder auch nicht. Was nicht ins allgemeine Bild paßt, wird oft beiseite gelassen.«
»Guter Gesichtspunkt. Wir werden Merrick sagen, wenn er Hospitäler kontaktiert, soll er fragen, welcher Arzt oder wel che Schwester am längsten mit der Hämatologie zu tun hatte.«
Art nickte. Er beugte sich wieder über den Sichtschirm des Elektronenmikroskops.
»Natürlich«, sagte Katie, »wissen wir noch immer absolut gar nichts über diese Membran. Wie widersteht sie starken Reagenzien, mit denen man sonst Blut zersetzt? Selbst ein massives Bombardement mit Elektronen zerstört sie nicht...«
»Ah ... ja, das tut sie wohl - jedenfalls in Jennys Fall.« Art trat zurück und deutete auf den Sichtschirm. Die Membran war verschwunden; Jennys Blutzellen schrumpften unter dem Elekronenstrom.
Katie fühlte sich ein wenig erleichtert. »Es ist eben nicht dasselbe.«
»Augenscheinlich nicht - nicht ganz. Aber es hat länger widerstanden als jede andere normale rote Blutzelle.«
»Vielleicht verfügen diese Zellen über eine mildere Form jenes Faktors, der da auch immer diese Membran verursacht. Ist das Blut im Teströhrchen noch immer frisch?«
Art hielt das Zehnkubikzentimeterröhrchen in die Höhe und schüttelte es. »So scheint es.«
»Würden Sie ein paar Tropfen davon für mich auf einen Objektträger träufeln?«
»Sie wollen sehen, ob sie auch frisch bleiben, wenn sie ein fach nur der Luft ausgesetzt werden?«
»Richtig.«
Nachdem er den Objektträger vorbereitet hatte, trug Katie ihn auf den Labortisch neben das Elektronenmikroskop und schob es in ein konventionelles Mikroskop. »Sehen wir doch mal, wie es, sich unter ganz regulärem Licht verhält.« Sie schaltete das Mikroskop ein und blickte mehr als eine Minute hindurch.
»Blut, das man beobachtet, trocknet niemals«, scherzte Art.
Sie lächelte, blickte aber weiterhin voller Angst und wilder Hoffnung, Jennys Blut werde auch unter normalem Licht zugrunde gehen, auf die Blutzellen. Das
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