Sohn Der Nacht
war keine sehr wis senschaftliche Attitüde: Blut war einfach nur Blut; es bestimmt weder Persönlichkeit noch Verhalten, aber sie wollte einfach nicht, daß das Blut eines wundervollen, unschuldigen Kindes genauso beschaffen war wie das Blut eines Killers, der Kehlen mit den Zähnen aufriß.
»Lassen Sie uns in das Cafe gehen«, schlug Art vor, »und dort unsere Tasse Kaffee trinken und dann zurückkommen. Wenn das Blut trocknet, während wir weg sind, können wir
ja einen neuen Objektträger vorbereiten, und den können Sie sich dann ja ununterbrochen ansehen.«
»Mir ist aber nicht nach einem Kaffee.«
Art räusperte sich. »Oh, Katie, ich muß aber mit Ihnen reden. Und dabei würde ich Ihnen gern ins Gesicht sehen und nicht auf den Hinterkopf. Nun kommen Sie doch, zehn Minu ten.«
Katie erinnerte sich wieder an das Gefühl von vorhin, daß Art sie etwas Bestimmtes fragen wollte. Ich bin dazu nicht bereit, dachte sie.
Aber wenn er entschlossen ist, es früher oder später doch zu tun, dann wäre es vielleicht besser, es sobald wie möglich hinter mich zu bringen. »In Ordnung«, sagte sie. »Gehen wir also.«
Zane drängelte sich durch den überfüllten Flur im Keller des Georgetown Hospitals zur Hämatologie. Die drängelnde Horde rund um ihn erfüllte ihn mit Widerwillen. Er mochte es gar nicht, daß die Menschen ihn berührten. Im Augenblick mußte gerade Schichtdienst sein, eine großartige Gelegenheit, sich in einer Menge zu verstecken, aber eine denkbar unge eignete Zeit, um Katie allein in die Finger zu bekommen.
In ihrem Büro war sie nicht, auf Jennys Flur ebenfalls nicht, also mußte sie unten in ihrem Labor sein. Natürlich war es ris kant, sie hier, an ihrem Arbeitsplatz, töten zu wollen, aber bei ihr zu Hause hatte er nicht viel Glück gehabt. Zanes Kopfhaut prickelte, als er sich daran erinnerte, wie er letzte Nacht zu Katies Haus zurückgeeilt war und dort weiter nichts vorgefunden hatte als Merricks unauffällige Limousine. Wie war der alte Bastard nur so schnell zurückgekehrt?
Zane schluckte ein frustriertes Knurren hinunter. Vater schien übersinnliche Kräfte zu haben, wenn er seine Spur bis in das Hotel verfolgen und gleichzeitig immer im rechten Augenblick Katie bewachen konnte. Es war schon fast beäng stigend ...
Vor sich sah er die Tür mit der Aufschrift >Hämatologie< Fast im selben Augenblick öffnete sie sich, und Katie trat her aus, gefolgt von einem gutaussehenden jungen Mann in; einem Ärztekittel. Zane wartete, bis Katie und ihr Begleiter an ihm vorbeigegangen waren, wobei er immer darauf achtete, daß Leute zwischen ihnen waren, und folgte ihnen in einem, gewissen Abstand. Vielleicht wollte sie nach oben in ihr Büro, dachte er, und ein wenig allein arbeiten. Dort könnte ich sie töten und vielleicht noch aus dem Hospital verschwinden, bevor sie entdeckt wird.
Zane klopfte auf den Griff des Bowie-Messers, das unter seiner Sportjacke verborgen war. Sein Atem ging immer schneller. Er konnte Katie nicht am Leben lassen, um Vater länger zu quälen - sein gefährlicher Anfall von Sentimentali tät in der letzten Nacht hatte das bewiesen. Er müßte sie schnell töten und sie aus dem Weg schaffen, bevor sie sein Urteilsvermögen vergiften konnte, wie sie das von Merrick vergiftet hatte.
Sie hat meine Tochter nicht gerettet, das war ich.
Durch die Menge hindurch bemerkte er, wie nahe der junge Arzt, wenn es denn einer war, sich bei Katie hielt - viel näher als nötig.
Statt den Aufzug zu nehmen, verschwanden die beiden im Treppenhaus. Zane folgte ihnen nach oben, wobei er immer nur ganz leicht auftrat. Katie und der Mann verließen das Treppenhaus auf dem ersten Stock. Zane folgte ihnen über einen langen, breiten Gang bis in die Cafeteria hinein. Er hielt sich ein Stück weit im Hintergrund, als sie sich Kaffee holten und ihn bezahlten, und dann fand er einen Tisch ganz in ihrer Nähe und setzte sich mit dem Rücken zu ihnen. Die Fenster gingen hinaus auf einen Innenhof. Zane beobachtete aus den Augenwinkeln, wie der junge Mann einen Stuhl für Katie her anholte. Wann habe ich das zum letzten Mal gesehen? fragte er sich.
Sind sie etwa romantisch miteinander verbunden?
Zane lächelte. Wäre das nicht nett, wenn Katie mit diesem
jungen Burschen flirtete, während sie so tat, als sei sie in Merr ick verliebt? Das könnte ich ihm erzählen, bevor ich ihn vergrabe. Ihm einen Film geben, der dann in seinem Kopf ablauf en und ihm helfen könnte, die lange Zeit zu
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