Sohn Der Nacht
zurückzufahren, aber, er hatte darauf bestanden, bis zum Morgen zu warten.
Ich werde jetzt hinuntergehen, dachte sie, und ihn auf den Weg schicken. Statt dessen beobachtete sie ihn noch einen Augenblick länger. Er sah so groß und stark im Morgenlicht aus. Aber dieses untätige Warten hier fraß ihn innerlich auf, wie sie wußte. Als er letzte Nacht das >Z< auf Gregorys Rücken gesehen hatte, hatte er seinen Sohn liebevoll an sich gedrückt, aber sie hatte seine Rage gespürt. Wie dieser Hor ror sie und Merrick wieder zusammengeschweißt hatte! Seine regelmäßige Gesellschaft war fast das einzig Erfreuliche an der ganzen letzten Woche. Sie hatte wieder seine Arme um sich gespürt, die alte Liebe in seinen Augen gesehen. Viel leicht können wir es noch einmal miteinander versuchen, dachte sie.
Sofern wir die Anschläge des Killers überleben.
Katie suchte das Kleid heraus, das sie letzte Nacht in ihren Koffer geworfen hatte, und zog es sich über das Nachthemd. Sie schlüpfte in ihre Sandalen und ging hinunter durch die Küche. Auf dem großen Frühstückstisch lag ein an sie adres siertes Kuvert. Als sie es aufnahm, fiel ein Satz Autoschlüssel, eingewickelt in eine Notiz, heraus:
Liebe Katie, heute morgen bin ich vor Dir auf der Arbeit, hahaha. Getreideflocken über dem Kühlschrank, Muffins in der Mikrowelle. Für den Fall, daß Merrick Dich allein lassen muß, benutz den Riviera - der Tank ist voll. Heute abend wer den wir die erste Grillparty im Jahr haben - kleine Hühnchen, mm-mm. Wir sehen uns später. Liebe, Meggan.
PS: Komm am besten erst gar nicht auf den Gedanken, in Dein Haus zurückzugehen, bevor sie diesen Einbrecher gefaßt haben.
Dankbar schob Katie die Schlüssel in die Tasche. Als sie die Auffahrt hinunter zu Merrick ging, überprüfte sie kurz die Armada von Autos, die vor der Garage geparkt waren. Der
Jeep, den Meggans Ehemann fuhr, war ebenfalls weg - Josh hatte ganz früh zu einer seiner Baustellen gemußt. Katie kam sich wie eine Faulenzerin vor. Wie lange war es eigentlich her, daß sie einmal bis nach Sonnenaufgang geschlafen hatte? Die letzte Nacht mußte sie mehr erschöpft haben, als ihr bewußt war. Sie war noch immer müde, und wenn sie an Merrick vor bei in ihr Labor kommen sollte, würde sie sich wohl der anstrengendsten Tat ihres Lebens gegenübersehen.
Ich könnte versuchen, etwas Dexedrine im Hospital zu bekommen...
NEIN.
Merrick kam ihr ein paar Schritte entgegen. Seine Füße lie ßen den Kies auf der Einfahrt knirschen. »Guten Morgen.«
Sie drückte ihm einen Kuß auf die Wange. »Wie war die Couch?«
»Ziemlich wie eine Couch.«
»Armer Junge. Irgend etwas Neues bei dem Mord?«
»Ich habe vor ein paar Minuten über Funk mit Des gespro chen. Er meint, er hätte da ein paar Spuren.«
»Neddie dachte, hier könnte es sich um einen Nach ahmungstäter handeln.«
Merrick hob die Augenbrauen. »Interessant. Ich glaube das nämlich auch.«
»Du mußt jetzt in die Stadt fahren.«
Er blickte sie ernst an. »Bist du sicher, daß hier alles in Ord nung ist?«
»Absolut. Viel Glück bei der Suche in den Berichten der Krankenhäuser. Tut mir leid, daß ich dir nicht früher von Jennys Blut erzählt habe, aber ...«
»Du hattest viel um die Ohren.« Er schenkte ihr ein grim miges Lächeln.
»Vielleicht hast du Glück«, sagte sie, »und findest einen Arzt oder eine Schwester, die sich an einen Fall wie den von Jenny erinnern. Und wen immer du beauftragst, die entspre chenden Telefongespräche zu führen, stelle sicher, daß man nach allen drei Schlüsselfaktoren fragt: seltsamer Appetit,
keine Reaktion auf gebräuchliche Therapien und schnelle Erholung.«
Merrick nickte, aber sein Gesichtsausdruck verriet Skepsis. »Was meinst du, was das für Jenny bedeutet?«
Katie wußte, worauf seine Frage zielte - sie hatte diese Frage längst erwartet. »Mach dir keine Sorgen«, antwortete sie. »Das Blut bestimmt nicht die Persönlichkeit. Sie hat jetzt die Membrane, aber der beste Grund dafür, den ich mir vorstellen kann, ist, daß das mit ihrer Erholung zu tun hat - und weiter nichts. Sie und der Killer könnten beide einen atypi schen Verlauf von Leukämie gehabt haben, aber das ist auch alles.«
Er schien kaum erleichtert zu sein. Sie wollte, sie könnte sich so sicher fühlen, wie sie gerade geklungen hatte.
»Und was ist mit dir?« fragte Merrick. »Hast du dich bereits im Krankenhaus abgemeldet?«
Sie zögerte, weil sie wußte, daß ihm nicht gefallen würde, was
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