Sohn Der Nacht
geschehen?
Benommen sank er im Stuhl an Jennys Bett zurück. Welch ein Fehlschlag! Die ganzen Vorbereitungen - ein Loch in aas Dach zu bohren, das Kind zu markieren, um Katie so zu äng stigen, daß sie endlich den Leichenbeschauer anrief - und dann wurde er plötzlich attackiert. Verdammt noch mal, wie hatten die Frauen wissen können, daß er da war? Er hatte kein Geräusch verursacht, da war er sicher. Sie hatten ihn höllisch geschockt, als sie plötzlich die Treppe emporgestürmt kamen. Als Katie mit ihrem Schläger schreiend auf ihn zulief, da hatte er gewußt, daß Vater unmittelbar hinter ihr sein müßte, aber als er aus dem Zimmer des Kindes rannte, um sich auf Mer rick zu stürzen - nichts von ihm zu sehen!
An den letzten Teil dieses haarsträubenden Erlebnisses erinnerte er sich nur verschwommen; er war hierher zurück gerannt voller Schrecken bei dem Gedanken, er könne Jennys Bett leer vorfinden. Aber sie lag hier, in Sicherheit. Vater war nicht hier.
Noch nicht.
Ein Frösteln durchlief Zane. Er erhob sich, ging zur Tür und suchte den Korridor in beiden Richtungen ab. Leer. Abgesehen von dem Licht, daß aus dem Schwesternzimmer drang, schien das Krankenhaus in tiefen Schlaf versunken zu
sein.
Aber Merrick konnte just in diesem Augenblick die Treppe hochkommen. Zane zog sich in seinen Stuhl zurück, verbittert und frustriert. Wir haben jeder eine Hand an der Kehle des anderen, dachte er. Vater möchte Jenny vergraben, aber um das zu tun, muß er riskieren, daß ich mir Katie schnappe, während er nicht da ist. Wenn ich mich auf Katie und ihn
stürze, muß ich Jenny schutzlos zurücklassen. Das Ganze wird also zu einem Nervenkrieg. Einer von uns wird die Gele genheit suchen müssen und angreifen.
Die Frage ist, wer hat das meiste zu verlieren?
Katie träumte, sie höre einen Hahn, dann krähte er wieder, und sie begriff, daß es Wirklichkeit war. Ein Hahn in George town? Sie öffnete die Augen, ihr Geist noch immer umnebelt vom Schlaf. Die Zimmerdecke war viel zu weit entfernt, rosig überhaucht vom Sonnenaufgang. Wo ...
Die Kreatur ist letzte Nacht eingebrochen. Sie hatte es auf Gre gory abgesehen!
Eine Woge kalter Furcht stieg in ihr hoch. Sie rollte sich auf die Seite und blickte auf ihren Sohn, der neben ihr im Bett lag. Er sah zu ihr auf, das Däumchen im Mund. Erleichtert umarmte sie ihn und strich ihm über das Haar. Der Hahn krähte wieder. ,
»Weißt du, was das war?« fragte sie.
»Hahn macht kikeriki«, antwortete er. Das war ein Satz aus einem seiner Kinderbücher, die sie ihm regelmäßig vorlas. Sie küßte ihn und richtete sich gähnend auf. Nach den Ereignissen der letzten Nacht konnte sie nicht glauben, daß sie fähig gewesen war, in einen so tiefen Schlaf zu fallen.
»Wo sind wir, Mommy?«
»Bei Tante Meggan, draußen auf dem Land. Erinnerst du dich? Onkel Merrick hat dich und mich und Grandma letzte Nacht dort hinausgebracht. Hast du Angst?«
»Nein, Mom.« Aber die Furcht in seiner Stimme strafte ihn Lügen. Wir sind hier sicher, dachte sie. Wir mögen nicht gese hen haben, daß es uns folgt, aber wir hätten es gehört. Sie beschwor noch einmal die beruhigende Erinnerung: Sie
waren von der Landstraße heruntergefahren und hatten dort, hinter einer Kurve, gewartet. Die kühle Nachtluft, die durch die offenen Fenster gedrungen war, war windlos und ruhig gewesen, hinter ihnen kein Geräusch eines Autos für annä hernd zwei Minuten. Dann hatten sie das entfernte Heulen eines Motors gehört; in der nächsten Minute schoß ein Por sche vorbei, und im Innern saß ein junges Pärchen. Es gibt eine Schwachstelle in seinem Waffenarsenal, dachte Katie: Die Kreatur kann uns davon abhalten, sie zu sehen, aber letzte Nacht in dem Haus konnte ich sie hören.
Sie versuchte neuen Mut aus dieser Erkenntnis zu schöp fen, begriff jedoch bald, daß es sich um eine sehr kleine Schwachstelle handelte. Ein Automotor verursachte ein Geräusch, aber zu Fuß war dieses Ding erschreckend leise. Sie hatte es im Flur vor Gregorys Zimmer gehört und dann wie der auf den knarrenden Treppenstufen, als sie nur wenige Schritte entfernt war. Aber es hatte es geschafft, ein vier Fuß großes Loch im Dach zu öffnen und so behutsam vom Dach herunter zu klettern, daß sie ohne Neddie nicht gemerkt hät ten, daß es im Haus war.
Arme Neddie. Sie hatte so angsterfüllt geklungen, als sie gerufen hatte: >Es tut mir leid, daß ich weggelaufen bin, Katie, aber ich kann nicht in der Nähe
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