Sohn Der Nacht
sie sagen wollte. »Merrick, ich muß hin - nein, warte, hör mich doch erst einmal an. Du mußt dieses Ding jagen. Und ich tue dasselbe.«
Er blickte sie intensiv an., »Katie, wie denn?«
»Indem ich einen Weg finde, wie man sein Blut angreifen kann.«
»Ich denke, er hat alles mitgenommen.«
»Ich werde mit Jennys Blutprobe experimentieren. Es ist nicht das gleiche, aber alles, was ihre Membran zerstören kann, könnte in strengerer Dosierung auch auf die Zellen des Killers wirken. Ich werde sie heute morgen entlassen - das ist ein weiterer Grund, warum ich dorthin muß - aber ich werde zunächst ein letztes Röhrchen Blut von ihr entnehmen.«
»Du willst sie jetzt schon entlassen und nach Hause schicken?« Er klang äußerst besorgt, und wieder einmal merkte sie, wie sehr er sich um Jennys Schicksal Gedanken machte.
»Ich würde sie gern noch ein wenig dabehalten, aber es geht ihr einfach zu gut, um das zu rechtfertigen. Ihre Eltern
möchten, daß sie nach Hause kommt. Ich kann ihnen diesen Wunsch nicht verdenken. Niemand weiß, wie lange diese Erholung anhalten wird.«
Merrick nahm ihre Hände. »Katie, hier bist du sicher. Wir wissen, daß das Krankenhaus ein Teil des Territoriums ist, das die Kreatur sich abgesteckt hat. Wenn du dorthin gehst, besteht die große Gefahr, daß sie dich sieht und dich entweder tötet oder dich bis hierher verfolgt, so daß sie auch Gregory in die Finger bekommen kann. Bevor du ein solches Risiko auf dich nimmst, solltest du mir eine Chance geben, das Wesen zu fangen.«
»Wie denn?«
Merrick blickte gequält drein, und ihr wurde bewußt, daß das wie eine Herausforderung geklungen hatte. »Tut mir leid«, sagte sie. »Aber wir müssen uns den Tatsachen stellen.«
»Katie, versprich mir, daß du hierbleibst.«
Der flehende Unterton in seiner Stimme erschreckte sie. Wenn ich es nicht verspreche, dachte sie, wird er den ganzen Tag hier bei mir bleiben, auch wenn er damit seine Karriere aufs Spiel setzt. Das kann ich nicht zulassen. Er muß zurückfahren und seine Ermittlungen weiterführen. Und das wird er nur dann, wenn er das Gefühl hat, daß ich in Sicherheit bin.
»In Ordnung«, sagte sie. »Art kann Jenny das Blut abneh men und die Entlassungspapiere unterzeichnen.«
Merrick blickte unendlich erleichtert drein. »Vielen Dank, Katie.«
Sie wollte ihm eigentlich nur ein kurzes Küßchen auf die Wange geben, doch dann schlang sie ihm die Arme um den Hals und zog seinen Kopf herunter. Als sie schließlich wieder Luft holen mußte, lächelte er.
»Wofür war das?«
»Dafür, daß du dir so viele Sorgen machst.«
Er sprang in seinen Wagen. Katie fühlte sich schrecklich, als sie ihn davonfahren sah. Es war das erste Mal, daß sie ihn belogen hatte. Aber diese Kreatur hatte ihre dreckigen Hände auf ihren Sohn gelegt. Sie konnte sich nicht auf immer vor ihr
verstecken. Merrick konnte mit dem Revolver Jagd auf ihn machen; sie würde ihn mit dem Mikroskop jagen.
Ich weiß mehr über dich als irgend jemand, dachte sie. Ich werde dich aufhalten, wer und was immer du auch sein magst.
»Was, zur Hölle, glauben Sie eigentlich, tun Sie hier?«
»Ich leite die Ermittlungen in einer Mordsache.« Merrick blickte Captain Rourke mit einer Gelassenheit an, die an Fata lismus grenzte. Rourke stützte sich mit den Handflächen auf dem Schreibtisch ab, und das Gewicht seines Oberkörpers ließ die Venen auf seinen Handrücken schwellen. Seine Wut überraschte Merrick nicht, aber er konnte einen gewissen Widerwillen nicht ganz unterdrücken. Warum mußten sich die Normalen immer so wild entschlossen schützend vor ihre kostbaren Regeln stellen?
Weil sie so wenig kontrollieren können.
»Verdammt noch mal, Merrick, glauben Sie wirklich, Sie könnten die Ermittlungen in einem Mordfall über Funk leiten? Und fragen Sie mich um Gottes willen nicht, wer von Ihren Detectives Sie verpetzt hat, denn das war keiner von diesen loyalen Bastarden. Ich bin selbst zur Kirche gefahren, zum Tatort, und Sie waren nicht da.«
»Ich dachte, es wäre besser, wenn ich dorthin fahre, wo der Killer war.«
»Wovon, zur Hölle, reden Sie da?«
»Erinnern Sie sich noch an den Streifenwagen, den wir vor Dr. O'Keefes Haus postiert haben? Als ich auf dem Weg zur Kirche war, versuchte ich, den Wagen über Funk zu erreichen, und hatte keinen Erfolg. Daher übertrug ich Des die Ermitt lungen und fuhr hierher. Der Killer war in Katies Haus.«
Rourke setzte sich schwer nieder und war plötzlich wieder ganz
Weitere Kostenlose Bücher