Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Sohn Der Nacht

Titel: Sohn Der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Spruill
Vom Netzwerk:
nur, es gab kein Schloß an der Tür - dafür hatte das Pflegepersonal gesorgt. Erschöpfte Assistenzärzte und Praktikanten um drei Uhr morgens zu wecken erforderte oft, sie heftigst an der Schulter zu schütteln, aus diesem Grunde wurde die Tür nie abgeschlossen. Sie würde sich auf das Geräusch beim Herunterdrücken der Klinke verlassen müssen, und das war nicht sehr laut. Es würde der Kreatur nicht sehr schwerfallen, hereinzuschlüpfen, ohne sie zu wecken.
    Aber zuerst mußte es sie hier finden. Sie hatte das Pflege personal gebeten, niemandem zu erzählen, daß sie hier drin war. Solange das Ding sich nicht der Station näherte und hörte, wie Pfleger und Krankenschwestern darüber redeten, daß die Chefin der Hämatologie sich entschlossen hatte, die Nacht in einem Bereitschaftsraum für Praktikanten zu ver bringen, müßte sie eigentlich in Sicherheit sein.
    Katie sehnte sich wieder nach den einfacheren Zeiten ihrer Praktikantenzeit zurück, als ihre größte Schwierigkeit der Patient in Zimmer 301 war oder ein Notfall mitten in der Nacht.
    Und jenes >Problem< mit den Amphetaminen.
    Wieder blickte sie auf die Kapseln. Ihre Handflächen fühl ten sich feucht an, und die Kapseln fingen an, an ihrer Haut hängenzubleiben. Ihre Praktikantenzeit, ja - bis zur letzten Woche war sie sicher gewesen, diese Jahre seien die schwierigsten ihres Lebens gewesen.
    Oh, Merrick.
    Katies Augen begannen sich mit Tränen zu füllen. Verzwei felt wischte sie sie weg. Sie konnte es nicht ertragen, an Merrick zu denken, sie durfte nicht an ihn denken, oder sie würde auch noch die letzten Kraftreserven verbrauchen, über die sie verfügte.
    Gleichzeitig pflückte Katie die fünf Kapseln von ihrer schwitzenden Handfläche und legte sie auf die schmale Kom mode neben dem Bett, unter einem Papiertaschentuch ver borgen. Sie wollte sich jetzt einfach nur ein bißchen hinlegen, sich vier oder fünf Stunden Schlaf gönnen, damit sie wieder im Labor weiterarbeiten konnte ...
    Wie konnte Merrick nur so unaufrichtig sein? Alles, was sie für ihn gefühlt hatte, beruhte auf einer Lüge. Die ganze Zeit war sie mit ihm zusammengewesen, und dann die beiden letzten Jahre, als sie nicht wieder in die alte Spur zurückfand, weil sie für ihn fühlte, wie sie nun einmal fühlte. Alles vergeud et....
    Hör auf damit!
    Katie schloß die Augen und spürte die Ermüdung brennen. Es war jetzt kurz vor Mitternacht, und sie hatte zwölf anstren gende Stunden im Labor hinter sich und noch immer keine Lösung. Vielleicht stieg aus ihrem Unterbewußtsein irgend etwas auf, während sie schlief. Sie mußte einfach einen Weg finden, diese Membran aufzubrechen - irgend etwas, das in eine Spritze paßte.
    Aber was hatte sie nicht alles versucht? Sie hatte jedes hämatologische Reagens ausprobiert, das sich in ihren Vorräten fand, war dann auf Alkohol übergegangen, auf Bleichmit tel aus der Wäscherei des Hospitals, Ammonium aus dem Haushalt, Wasserstoffperoxid, Chlor, Bleilösungen, Reini gungsmittel; sie hatte sich durch Säuren und Basen aus dem
    Chemielabor am anderen Ende des Korridors hindurchgear beitet - ätzende Nitride, Hydrochlorid, Aceton, Potassium permanganat -, alles, was sie nur hatten oder was irgend ätzend sein konnte. Ein jedes dieser Agentien hätte normale Blutzellen zerstört, ein zerstörerisches Chaos angerichtet, wenn es in den Blutstrom injiziert worden wäre.
    Nichts davon hatte auch nur die geringste Auswirkung auf Jennys Blut.
    Katie lehnte sich gegen das Kopfteil aus Metall zurück, zu erschöpft, um weiter darüber nachzudenken. Gregorys Bild erstand plötzlich vor ihren Augen. Sie erinnerte sich an seine süße, hohe Stimme am Telefon und schloß die Augen, um die Tränen zurückzuhalten. Das Telefon stand auf der kleinen Kommode neben dem Bett, und sie langte hinüber, doch dann wurde ihr bewußt, daß Gregory schon vor Stunden ins Bett gebracht worden war.
    Sie wollte schon die Augen zufallen lassen, dann zwang sie sich noch einmal aufzustehen und zur Tür zu gehen. Mehr mals drehte sie den Knauf hin und her, um sich den Klang ein zuprägen. Wenn du das hier hörst, wach auf, sagte sie sich selbst mit Nachdruck. Wieder im Bett, wollte sie sich setzen, und dann verschwamm alles vor ihren Augen und löste sich in Dunkelheit auf. Sie hatte das unbestimmte Gefühl zu fal len, und dann war ihr, als fange jemand sie auf ...
     
    Katie fühlte sich so schläfrig, daß sie kaum denken konnte. Sie war gefallen, aber irgend jemand

Weitere Kostenlose Bücher