Sohn Der Nacht
vor Furcht weit aufgerissen. Unter Aufbie tung all seiner Macht schaltete er sein Bild in ihren Augen aus. Dann erspähte er eine Bewegung über ihr auf dem Dach. Vater!
In einem Anfall von Rage begriff er. Nicht Jenny widerstand ihm, Merrick war eingeschritten und hatte seinen eige nen >Einfluß< in Jennys Arterien projiziert, um sie aufzuwecken.
Zane rannte zur Regenrinne und war in Sekunden oben. Als er wieder auf dem Dach war, sah er Merrick am anderen Ende verschwinden. Er schlug mental zu, um die Erinnerun gen zu erreichen, aber Merrick sprang schon vom Dach her unter. Zane fand Jenny wieder und drückte wieder sorgfältig auf ihr Stammhirn, genug, um sie einschlafen zu lassen. Sie würde später wach werden, zusammengesunken am Fenster, und denken, sie sei im Schlaf gewandelt.
Wutentbrannt rannte er über den Dachfirst auf die andere Seite. Merrick war über den Rasen im Vorgarten gerannt und hatte die Straße überquert. Zane sprang hinunter, rollte sich ab und sprang wieder auf die Füße, um hinter Merrick herzurennen und ihn einzuholen. Zane war fest entschlossen, ihn nicht davonkommen zu lassen. Als er in das Wäldchen kam, wurde er durch den unebenen Waldboden, der voller Steine und abgefallener Äste war, gezwungen, langsamer zu werden. Er konnte Merrick vor sich durch die Bäume sehen, wie dieser mit größter Sicherheit davon rannte. Er mußte sich diesen Weg schon vorher ausgesucht haben und den Unter grund in weiser Voraussicht studiert haben. Zane rutschte auf einer feuchten Stelle aus und fiel hin; sofort sprang er wieder auf, aber der Rückstand hatte sich vergrößert. Noch immer konnte er seinen Vater vor sich hören, aber er konnte ihn nicht mehr länger sehen. Als er versuchte, die Richtung festzustel len, aus der die Geräusche kamen, verstummten diese voll ständig.
Zane hätte am liebsten vor Enttäuschung geschrien. Komm meiner Tochter nur ja nie wieder zu nahe. Ich werde dich töten, ich schwöre es, ich werde dich vergraben. Ich werde deine Frau zerschneiden. Ich wollte es sie eigentlich nicht fühlen lassen, aber jetzt werde ich es - ich werde sie zum Schreien bringen, und ich werde dafür sorgen, daß du zusiehst.
Zane hörte das Aufheulen eines Automotors. Er wandte sich um und rannte aus dem Wäldchen zu seinem eigenen Auto, das er auf einem nicht befestigten Parkplatz gegenüber von Jennys Haus abgestellt hatte. Mit durchgetretenem Gas pedal jagte er zur nächsten Ecke, änderte die Richtung und umrundete das Waldstückchen in der Hoffnung, Merrick auf der anderen Seite den Weg abzuschneiden. Als er sich der Kreuzung näherte, schoß Merricks Wagen direkt vor ihm in
Richtung Washington zurück. Zane widerstand einem Impuls, das Gaspedal wieder bis zum Boden durchzutreten - Merrick fuhr einen PS-starken Polizeikreuzer; es gab keine Chance, ihn mit diesem Leihwagen einzuholen.
Als Zane die Kreuzung hinter sich hatte, fuhr er von der Straße herunter und beobachtete Merricks Rücklichter, bis der Wagen hinter der nächsten Anhöhe verschwand. Versucht er, mich von Jenny wegzulocken, fragte Zane sich, damit er zurückkommen und sie holen kann?
Nein. Er rennt davon. Er hat Angst vor mir.
Zane spürte, wie ein wildes Grinsen seine starre Maske der Wut durchbrach.
Aber wenn er soviel Angst hat, warum hat er dann versucht, Jenny zu holen, während ich bei ihr war?
Zanes Lächeln schwand dahin und machte neuer Konfu sion Platz. Ich hätte ihn heute nacht fast gefangen, dachte er. Wenn ich nicht so mit Jenny beschäftigt gewesen wäre, hätte ich ihn vielleicht auf dem Dach gehört und ihn geschnappt, bevor er auch nur bis in ihre Nähe gelangt wäre. Was hoffte Vater zu erreichen, daß er ein solches Risiko eingegangen war?
Warum hatte er Jenny aufzuwecken versucht? Damit sie Angst vor mir bekam!
Vielleicht will er sie gar nicht vergraben.
Fassungslos starrte Zane auf die dunkle Landstraße hin aus: Warum hatte er sich das nicht zuvor schon klargemacht? Er will Jenny wegholen, um sie selber großzuziehen. Aus seinem Sohn konnte er nicht sein Ebenbild machen, und deshalb will er es jetzt bei seiner Enkelin versuchen. Als er nicht wußte, daß Jenny meine Tochter war, war er glücklich, sie sterben zu lassen. Doch nachdem er einmal verstanden hatte, wer sie war, sah er eine Chance, den Kampf noch einmal zu kämpfen, den er vor fünfhundert Jahren verloren hatte. Er denkt, er kann sie benutzen, um sich selbst zu rechtfertigen - und mich zu bestrafen.
Zane wußte nicht, ob er
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