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Sohn Der Nacht

Titel: Sohn Der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Spruill
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seltsam unscharf aus. Merrick verspürte ein unglaubliches Gefühl von Leichtigkeit und Heiterkeit, als sei seine Brust mit Helium gefüllt und als würden sich seine Füße gleich vom Pflaster erheben. Er stellt meinetwegen seine Kar riere zur Disposition, dachte Merrick. Dieses Department ist voll von Leuten, die für Sie bis ans Ende der Welt gehen würden. Ein Gefühl, als erlebte er ein Wunder, durchzog Merrick. Er hatte versucht, Byner und so vielen anderen ein Freund zu sein, weil sie ihm mehr gaben, als sie je wissen konnten, ein fach dadurch, daß sie ihn akzeptierten. Doch nie hätte er sich vorgestellt, daß sie so viel Zuneigung zu ihm empfinden wür den, soviel Loyalität, wie Byner sie gerade gezeigt hatte. Schließlich war er nicht wirklich einer von ihnen. Aber für sie bin ich einer, dachte Merrick. Er merkte, daß ihm die Tränen in die Augen stiegen, wäh rend er mitten auf dem Polizeiparkplatz stand. Er wischte sie weg und ging zu seinem Wagen ...
    Durfte er überhaupt noch den Streifenwagen benutzen? Rourke hatte dazu nichts gesagt. Merrick stieg ein, fuhr vom Parkplatz und suchte sich seinen Weg durch den mor gendlichen Berufsverkehr, während er an Byner und Cooke und die Ermittlungen dachte, die er nicht länger führte. Heute abend werde ich hinaus zu Meggan fahren, dachte er, und Katie erzählen, was geschehen ist; wie Rourke mir den Fall abgenommen und Byner seine Karriere riskiert hat, um das Geheimnis des Blutes zu wahren. Ich werde Katie um Byners und um meiner selbst willen bitten, noch etwas mit dem Bericht an die Polizei zu warten. Ich muß den Killer finden und besiegen.
    In dem Wissen, möglicherweise direkt in eine Falle zu tap pen, fuhr Merrick aus der Stadt hinaus zu jenem Haus, in dem Jenny und ihre Eltern wohnten.
    Als Merrick in Jennys Straße einbog, sah er einen weißen Kombi aus der Auffahrt des Hauses der Hrluskas fahren. Der Wagen kam auf ihn zu, und die Scheibenwischer kämpften gegen den grauen Nieselregen des frühen Morgens an. Die Reifen quietschten auf dem nassen Pflaster, als das Auto an seinem vorbeifuhr, und er sah Ann Hrluska am Steuer. Ihre Tochter saß neben ihr. Jenny redete voller Begeisterung und fuchtelte mit den Händen und hüpfte auf dem Sitz hin und her. Das glückliche Lächeln ihrer Mutter berührte Merrick und stimmte ihn traurig. Jenny mußte inzwischen argwöh nen, daß sie nicht mehr länger ein normales Mädchen war, aber ihre Mutter war wohl immer noch trunken vor Glück und sich nicht der Tatsache bewußt, daß sie ihre Tochter nicht wirklich zurückhatte - und sie nie zurückbekommen würde. Merrick benutzte die Auffahrt der Hrluskas, um zu wen den, und folgte dem Kombi in einiger Entfernung, während er nach einem anderen Wagen Ausschau hielt, der vielleicht Zane gehören könnte. Er konnte keinen sehen. Vielleicht kau erte Zarte auf dem Rücksitz. Aber warum sollte er sich zusam menkauern, wenn er dort gerade sitzen konnte, ohne daß Ann Hrluska ihn sah?
    Wenn Zane in diesem Augenblick nicht bei Jenny war, wo war er dann?
    Merrick hatte die grimmige Vorahnung, daß Zane unter wegs war, um irgend jemanden zu töten, damit er Blut für Jenny bekam. Wenn das stimmte, gab es nichts, was er dage gen tun konnte. Wichtig war jetzt, Jenny im Auge zu behalten, bis Zane zu ihr zurückkam.
    Merricks Neugier wuchs, als der Kombi vor ihm an einem Gemüseladen und einem Einkaufszentrum vorüberfuhr. Als er an einem langgestreckten Backsteingebäude abbog, das von Football- und Baseballfeldern umgeben war, begriff Merrick, daß Jenny jetzt wieder zu Schule gehen würde. Bestimmt hatte sie zu viele Unterrichtsstunden versäumt, um sich noch irgendwelche Hoffnungen auf die Versetzung machen zu können, die in wenigen Wochen anstand.
    Sie möchte sich wieder wie ein ganz normales Kind fühlen.
    Merrick wandte ihr sein ganzes Herz zu. Sie mußte wissen, daß irgend etwas nicht stimmte, dachte er, aber sie weiß viel leicht noch nicht, daß sie Blut getrunken hat, oder sie müßte Angst haben, wieder in den Kreis ihrer Freundinnen zurückzukehren. Wenn sie erst einmal die Umstände ihrer Heilung versteht, wird sie in Panik geraten. Könnte ich ihr doch nur helfen, ihr zeigen, daß sie noch immer unter den Menschen sein, sogar bei ihren Eltern bleiben kann, wenn sie das will.
    Merrick fuhr auf den Parkplatz an der Vorderseite und parkte wenige Wagen von dem der Hrluskas entfernt und beobachtete, wie Jenny ausstieg. Ein kurzes Winken, und sie verschwand gebückt

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