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Sohn Der Nacht

Titel: Sohn Der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Spruill
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gleichermaßen Pein war. »Du bist zu schwach«, protestierte er.
    »Mein Körper ist schwach. Mein Geist... hat noch immer seine Augenblicke.«
    »Ich könnte dich noch immer retten.«
    »Es gibt nichts, das ich nicht ertragen könnte«, murmelte Sandeman. »Dieses Leiden ist schon in Ordnung. Draußen, mit dem ständigen Brennen von Blut auf meinen Händen - das war schlimmer.«
    Plötzlich lag Merrick mit dem Bauch im Staub. Es war Nacht. Rauch, schwer vom Geruch nach Schießpulver, hing in der Luft über ihm und verdunkelte den Himmel. Überall um ihn herum stöhnten Männer und schrien um Hilfe. Der scharfe, salzige Geruch von Blut überströmte ihn in vergiften den Wellen. Er kroch nach rechts hinüber, wo er den Körper eines französischen Infanteristen fand. Der Mann stöhnte leise. Die Kugel aus einer Muskete hatte ein gähnendes Loch in seinen Unterleib gerissen. Noch vor dem Morgen würde er tot sein. Merrick erweiterte die Blutgefäße im Stammhirn des Soldaten und in seiner Kehle und drückte das Blut aus dem Gehirn, wobei er den Mann tiefer und tiefer zog, bis kein Schmerz mehr da war, nur noch süßes Vergessen.
    Dann nahm er sein Bajonett, schnitt dem Soldaten die Kehle auf und trank sein Blut...
    Und dann war er wieder zurück bei Sandeman.
    Er blinzelte desorientiert. »Blutige Hölle«, sagte er.
    »Wo warst du?« fragte Sandeman.
    »Waterloo.«
    »Tut mir leid. Ich habe keine Kontrolle darüber. Hattest du irgendein Gefühl dafür, daß es eine Erinnerung war?«
    »Nein. Es war nur einfach da. Es war real.«
    »Dann müssen wir das üben. Entdeckung ist das erste Ziel. Du kannst nicht lernen zu widerstehen, solange du nicht
    zumindest erraten kannst, daß du von der Realität in die Erin nerung zurückversetzt worden bist. Du mußt versuchen, ein
doppeltes Bewußtsein zu entwickeln. Wenn du derjenige bist, der Zane angreift, wirst du seinen Gegenangriff erwarten, und das könnte helfen. Und nun mach dich bereit.«
    Merrick nickte. Er konzentrierte sich auf Sandemans Gesicht, auf das, was gleich mit ihm passieren würde ...
    Er saß an einem Tisch im Eber und Dolch. Draußen, auf den Straßen, konnte er Menschen hören, die übermütig die Tagundnachtgleiche feierten. Er hob den Steinkrug auf und leerte ihn. Er roch einen Hauch von Rehfleisch, das über der Feuerstelle der Taverne geröstet wurde. Er sollte etwas essen, aber er war nicht hungrig. Der Inhaber der Taverne kam an seinen Tisch. »Noch einen für Sie, Fremder?«
    »Ja, bitte.« Merrick holte eine Münze aus seiner Tasche und warf sie dem Mann zu.
    »Sofort, Sir, sofort.«
    Merrick dachte an Oriana. Mittlerweile würde sie zu der Überzeugung gekommen sein, er sei tot, überfallen von den Wegelagerern rund um Winchester, und in einen Fluß gewor fen worden. Sie würde trauern und darüber hinwegkommen. Was werde ich tun? fragte Merrick sich.
    Als er die Augen öffnete, sah er, daß Sandeman ihn anschaute. Mit einem leeren Gefühl im Magen merkte er, daß er wieder zurück in dem Gewölbe war. Wieder hatte er es nicht verstanden, Erinnerung von Realität zu trennen. »Ich habe dich an der Brust berührt«, sagte Sandeman. »Hast du das gespürt?«
    »Nein«, sagte Merrick.
    »Versuchen wir es noch einmal.«
    ... Auf dem Marsch durch die hohen Kiefernwälder von Wessex. Dabei, Zane beizubringen, einen Bogen zu machen. Auf einem Lastkahn, der sich langsam seinen Weg entlang der Themse suchte, das schwache Sonnenlicht des Frühlings im Gesicht, im Versuch, den schweren Geruch des Flusses zu ignorieren...
    Wieder und wieder versuchte Merrick, Sandemans Einfluß zu blockieren. Beim Eintritt in die Erinnerung begann er, ein Ge fühl von Unwirklichkeit zu entwickeln, ein erstes Auf flackern eines dualen Bewußtseins, von dem Sandeman gesprochen hatte. Aber es war nicht genug, um Sandeman zu überwinden. Vielleicht, wenn sie mehr Zeit gehabt hätten ...
    Aber die hatten sie nicht.
    »Es geht nicht«, sagte Merrick voller Verzweiflung.
    »Ich weiß nicht«, sagte Sandeman. »Ich dachte, du hattest beim letzten Mal zurückgeschlagen.«
    Merrick schüttelte den Kopf.
    »Wir versuchen es noch einmal.«
    »Nein. Du bist erschöpft. Du mußt dich ausruhen.«
    Sandeman sank an die Wand zurück, das Gesicht grau.
    Ganz plötzlich überfiel Merrick ein Verdacht. »Sandeman, wie lange verfügst du schon über diese Fähigkeit?«
    »Seit ein paar Monaten.«
    »So lange. Du hättest sie gegen mich einsetzen und schon vor Wochen aus diesem Gewölbe gehen

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