Sohn Der Nacht

pfiff leise. »Nadelspuren.«
    Sie hatte gewußt, daß es sich um Nadelstiche handeln mußte, aber sie hatte einfach jemanden gebraucht, der das selbe sagte. Warum hatte die Kreatur versucht, die Markie rungen so aussehen zu lassen wie den Biß eines Vampirs? Hatte sie etwa Sinn für Humor?
    »Danach zu urteilen, wie blaß du bist«, sagte Art, »bist du entweder schrecklich verängstigt, oder du hast gerade ein paar Pints Blut gespendet - aus deiner rechten Halsschlag ader.«
    »Beides«, sagte Katie. Ihr war übel. Bei allen Opfern hatte Blut gefehlt, und jetzt fehlte auch ihres ...
    Aber sie war noch am Leben.
    »Katie, was, zum Teufel, geht hier vor?«
    Jetzt, da der Augenblick gekommen war, es ihm zu erzäh len, zögerte Katie. Er würde ihr helfen, weil er sie liebte. Was aber, wenn er wie die Frau auf der Kanzel endete, die Kehle aufgerissen, sein vielversprechendes junges Leben gewalt sam beendet. »Du solltest gehen«, sagte sie. »Du solltest jetzt sofort von hier verschwinden und nichts mehr mit mir zu tun haben.«
    »Möglicherweise hast du recht«, sagte Art. »Ich habe genug Filme gesehen, um zu wissen, daß Frauen, die ausse hen, als seien ihre Kehlen von Vampiren ausgesaugt worden, einem großen Ärger breiten können.«
    Trotz allem mußte Katie lachen. »Das ist nicht lustig, Art, glaub mir.«
    »Ich glaube dir. Und nun erzähl.«
    Ich kann nicht allein weitermachen, dachte Katie. Und wenn ich aufhöre, wie viele Leute werden dann noch sterben?
    Sie erzählte ihm von ihrer Theorie - daß das Ding sich ver bergen konnte, indem es einen zusätzlichen blinden Punkt auf den Retinae erzeugte - und merkte noch an, daß es nicht fähig war, dasselbe mit Geräuschen zu tun. Er schüttelte mehrfach den Kopf, stieß Laute des Staunens aus, aber sie spürt, daß er sie ernst nahm. Sie erzählte ihm, daß es ein Opfer außer Gefecht setzen konnte, ohne es auch nur zu berühren. »Es ist mir ein paarmal sehr nahe gekommen, ohne mich matt zu setzen«, schloß Katie, »und daher wäre ich vielleicht in der Lage, es mit einer Waffe zu erledigen, die unmittelbar wirkt. Eine Spritze voller Gift wäre ideal, aber bisher habe ich nichts gefunden, das die Membran um die roten Blutkörperchen herum knacken könnte.. Gift wäre ohne Effekt, wenn die Kör perzellen der Kreatur genauso geschützt wären wie ihr Blut, und ich denke, davon können wir ausgehen.«
    »Was hast du denn bisher ausprobiert?« fragte Art Stratton.
    Sie zählte die Liste aller Reagenzien und ätzenden Flüssig keiten auf, die sie bisher ausprobiert hatte.
    Art blickte sie neugierig an. »Hast du für jeden Test einen eigenen Objektträger benutzt?«
    »Ja.«
    »Dann kann nicht mehr viel übrigbleiben - wir hatten nicht viel von seinem Blut, um damit zu beginnen.«
    »Ich habe Jennys Blut benutzt.«
    Art sah schockiert drein. »Du hast was?«
    Katie erzählte ihm, wie die Kreatur ihr Blut zurückgeholt hatte. Und daß Jennys Blut jetzt genauso war. Art sah erschüt tert aus. Er setzte sich auf einen Laborstuhl. »Jenny, o mein Gott«, murmelte er. »Dann hat sich also ihr Blut verändert.«
    »Das ist richtig. Ich bin genauso besorgt wie du, aber wir können uns davon gerade nicht aufhalten lassen. Wir versu chen, einen Killer zu stoppen, und nur darauf müssen wir uns konzentrieren.«
    Art schüttelte den Kopf. »Na schön, du hast es mit brutaler Gewalt versucht. Laß uns nachdenken, ob wir uns der Sache anders nähern können. Du hast mir erzählt, was du über die ses Ding herausgefunden hast. Gibt es da sonst noch etwas?«
    »Nicht, daß ich wüßte«, sagte Katie. »Doch warte - es ver fügt über keinerlei Gerinnungsfaktoren.«
    »Das ist richtig«, sagte Art. »Das hat uns ja an diesem ersten Tag auch höllisch viele Rätsel aufgegeben. Was kann uns das dabei nützen?«
    Sie hob die Schultern. »Ich weiß nicht. Die Kreatur hätte ausbluten müssen, bis sie tot war, wie ein Bluter, selbst wenn der Schnitt nur sehr klein war ... es sei denn, das beschädigte Blutgefäß ist ganz schnell verheilt - extrem schnell.«
    »Schnelle Regeneration?« sagte Art.
    »Mehr als schnell - fast augenblicklich.«
    Er blickte grimmig drein. »Wenn du recht hast, und wenn seine anderen Verletzungen ebensoschnell heilen können wie seine Blutgefäße, dann würde ja noch nicht einmal ein tiefer Messerstich oder eine Kugel ins Herz oder ins Gehirn dieses Ding umbringen.«
    Katie dachte an Merrick, der die Kreatur dort draußen mit keiner anderen Waffe als seinem