Sohn Der Nacht
Schritte und wandte sich dann mit gebleckten Zähnen um. Das Messer hoch erhoben, stürzte Merrick sich auf seinen Sohn und ...
Dann stand er neben Rowenas Grab, blind vor Trauer. Sie hat sich selbst umgebracht, dachte Merrick. Weil sie dachte, ich sei tot. Er blickte hinüber zu Rowenas Vater. Der Earl wirkte klein gegen den grauen Himmel; der Wind peitschte den Hermelinmantel um seine Beine. Tränen ran nen ihm über die Wangen, und Merrick wünschte sich, er bräuchte sich nicht vor den Augen des alten Mannes zu ver bergen. Er hätte sich ihm so gern gezeigt und den Earl um Verzeihung dafür gebeten, daß er das Leben seiner Tochter zerstört hatte. Ich hätte wissen müssen, dachte Merrick, daß sie nicht stark genug war. Ich hätte mich nie in sie verlieben dürfen.
Der Wind frischte auf und heulte durch die Schießscharten der Burgtürmchen, als schreie Rowenas Geist aus dem Grab heraus. Ein feiner Schleier aus Hagel schlug Merrick ins Gesicht und mischte sich mit seinen Tränen. Er konnte ein ständiges Stoßen in seiner Brust spüren ...
Zane,
und wußte, es war sein Herz,
nur eine Erinnerung; Zane attackiert dich,
sein Herz, das für die arme Rowena brach,
er stößt dir die Klinge ins Herz, du mußt
und die Burg und Rowenas Vater wurden grau und ver schwanden im Nebel, und die Sterne strahlten über Merricks Kopf, und dann spürte er das Gras an seinem Gesicht, feucht von seinem eigenen Blut. Wieder jagte das Messer durch sei nen Rücken bis in sein Herz hinein, und er spürte nichts mehr.
Zane stand über seinem Vater, erfüllt mit wildem Triumph. Ich habe es getan! dachte er. Ich habe den alten Bastard nie dergerungen! Er wird für eine Weile außer Gefecht sein. Was ist denn das da an seinem Gürtel? Eine Kette? Zane grinste zum dunklen Himmel empor. Er hat sie hergebracht, um mich damit zu fesseln. Vielen Dank, Vater, sehr freundlich von dir. Du wirst in dein Grab gehen und dabei deine eigenen Ketten tragen.
Zane kniete nieder und löste das Stück massiver Kette von Merricks Gürtel und ...
... dann sah er Vater am anderen Ende des Kanus sitzen. Die Sonne gleißte von braunem Wasser zurück. An der nahen Küste zeichneten die Pfähle unter dem Dayak-Langhaus sanfte Schattenbänder über die Normalen im Sand. Erregung erfüllte Zane, hier an diesem fremden, neuen Ort zu sein. Gab es eigentlich irgendeinen Teil der Welt, den Vater nicht kannte? Ah, es war gut, bei ihm zu sein, gut, ein Blutsauger zu sein. Welcher andere englische Junge von erst dreizehn Jahren hatte schon solche Wunder gesehen? In dem Jahr, seit Vater ihn zum ersten Mal mit Blut genährt hatte, war er schon in Frankreich, Spanien gewesen und jetzt befand er sich in diesem weit entfernten exotischen Borneo.
Wenn nur Mutter ebenfalls hiersein könnte. Sie würde die
Dayak-Sonne lieben, ihre goldene Decke aus Hitze, so ver schieden vom kalten, nebligen England. Wenn sie hier gewohnt hätten, wäre sie vielleicht noch immer am Leben. Er erinnerte sich an ihren Husten - die Art, wie er ihr den Kopf hinunterdrückte, an das Blut auf ihren Kissen in den letzten wenigen Monaten. Damals, bevor er durch seine eigene Krankheit gegangen war, war Blut so anders, so schreckein flößend gewesen...
Vielleicht war es besser, daß Mutter ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt gestorben war.
»Sohn?«
Als er aufblickte, sah er eine Frage in Vaters Augen. Er zwang sich ein Lächeln ab. Vater drückte seine Schulter und klopfte ihm liebevoll die Wange, als er seine Hand zurückzog. Mit einem Räuspern sagte Vater: »Hier, so hält man den Speer.« Er faßte den langen, polierten Stab in der Mitte und richtete das scharfe Ende hinunter ins Wasser.
»Laß es mich versuchen.« Zane nahm den Speer und hielt ihn in dem Winkel, wie Vater es demonstriert hatte.
»Es ist wichtig, daran zu denken«, sagte Vater, »daß der Fisch näher an der Oberfläche zu sein scheint, als er wirklich ist - sieh nur!«
Erregt durch das plötzliche Glitzern im Wasser, warf Zane den Speer so heftig, daß das enge Kanu kippte und umschlug. Sofort zog ihn die leichte Strömung hinunter und füllte seine Lungen mit Wasser. Voller Panik trat er blind um sich und stieß gegen den Grund. Kraftvolle Arme umschlossen seine Brust, und er entspannte sich. Vater trug ihn über den sandi gen Boden hin die sanft ansteigende Uferböschung hinauf, bis sein Kopf die Oberfläche durchstieß. Beschämt lachte er und spie einen Pint Wasser aus seinen Lungen aus. Vater lachte, als er ihn
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