Sohn Der Nacht
Zimmer hinaus. Zane verharrte lautlos, bis sie nach unten zurück gekehrt war. Vielleicht wäre es amüsant gewesen, sie ihn sehen zu lassen. Aber er war nicht hier, um Spielchen zu betreiben, er war hier, um etwas über die Freundin seines Vaters zu erfahren, diese Blutärztin.
Zane huschte den Flur entlang in ein Schlafzimmer. Der Geruch dieses Raums sagte ihm sofort, daß es das Zimmer der Ärztin war. Er ließ sich in einen Schaukelstuhl in einer Ecke fallen. Das Zimmer hatte einen mädchenhaften Hauch - Rüschengardinen an den Fenstern und ein pinkfarbenes Häs chen auf einem Regalbrett. Aber die Steppdecke zeigte ein fei nes Blau, und die Wände waren cremefarbig gestrichen - keine Blümchentapeten für die Ärztin. Auf ihrem Make-up- Tischchen fanden sich eine Haarbürste und einige wenige Fläschchen mit den mysteriösen Tinkturen, mit denen Frauen ihre Gesichtshaut einreiben. Er war noch nie im Schlafzimmer einer Frau gewesen, in dem es so wenige dieser Fläschchen gegeben hätte. Ganz offensichtlich machte diese Frau sich keine großen Gedanken um ihr Äußeres.
Wieder hörte Zane Schritte auf der Treppe. Diesmal war der Schritt federnder, leichter. Die Tür des Schlafzimmers öff nete sich, und die Ärztin trat herein. Er spannte sich vor Neugier. Was tat diese Frau, wenn sie glaubte, allein zu sein? Mit dem pinkfarbenen Häschen reden? Das Radio einschalten und so tun, als dirigiere sie das Orchester? Zane machte sich bereit, vom Stuhl aufzustehen für den Fall, daß sie nahe genug kam, um gegen ihn zu stoßen, aber das geschah nicht. Mit den sparsamen Bewegungen einer müden Frau schlüpfte sie aus ihrem Bademantel. Ihr Blick strich kurz durch den Raum und auch ohne das geringste Zögern über ihn hinweg.
Sie trug nur einen Schlüpfer, und der Anblick ihres Körpers begann Zane zu erregen. Sie sah großartig aus - schlank und blaß mit langen, gutgeformten Beinen. Ihre Brüste waren klein und fest, ohne das geringste Anzeichen von Erschlaf fung. Er konnte ein feines Netz von Venen auf ihnen erken nen, konnte den leichten, süßen Strom des Blutes spüren. Erregt erhob er sich und glitt durch den Raum, bis er ihr nahe genug war, um sie zu berühren.
Sie wandte sich von ihm ab, setzte sich an den Ankleidetisch und fing an, sich das Haar zu bürsten, wobei sie dessen leichten, öligen Duft in seine Nase schickte. Es war ein selt sam sinnlicher Geruch. Jeder Haarstrich entblößte kurz die lange, schlanke Säule ihrer Kehle und die Vene, die darin pul sierte. Sein Verlangen begann unter einer anderen, dunkleren Lust zu schwinden. Ohne daß er es wollte, zogen sich seine Lippen von den Zähnen zurück, und er ertappte sich dabei, wie er sich über sie beugte.
Wie instinktiv bewegte sie sich plötzlich wieder von ihm weg, erhob sich und schritt auf bloßen Füßen ins Bad. Er nutzte den Augenblick, sich selbst wieder unter Kontrolle zu bringen. Er brauchte sich noch nicht zu nähren, noch nicht. Obwohl sie jetzt in einem anderen Zimmer war, spürte er ihre Gegenwart überdeutlich. Sein Blut sang in seinen Ohren, als er auf die vertrauten Geräusche achtete, mit denen eine Frau die Zähne putzt. Ah, jetzt war sie auf dem Weg zurück zu ihm.
Zane trat zurück, als die Frau sich das Nachthemd über streifte und ins Bett kroch, wo sie wie ein Stein in die Kissen sank. Die Art, wie sie sich auf den Rücken fallen ließ, ließ hun dert Bilder von hundert Frauen in seinem Kopf entstehen, die auf den Rücken gefallen waren, als er den Blutfluß zu ihren Hirnen abgeschnitten hatte. Diese Bilder, die sich so tief in sein Hirn eingegraben hatten, entflammten ihn und zogen ihn in den gewohnten, tödlichen Kreislauf. Er ertappte sich dabei, wie er sich über sie beugte und auf ihre Kehle starrte. Seine eigene Kehle schmerzte vor Hunger. Er konnte ihr Blut rie chen.
Er wollte es haben.
Er schloß die Augen und versuchte, an etwas anderes zu denken.
Und dann beugte er sich hinunter, die Zähne nur noch Zen timeter von ihrer weichen Kehle entfernt...
NEIN! DU DARFST DICH NOCH NICHT NÄHREN!
Mit zusammengepreßten Zähnen zog Zane sich zurück. Die Frau bewegte sich im Schlaf und schien kurz davor auf zuwachen, aber sie sank rasch zurück in den Schlaf. Verzwei felt legte er eine Hand auf ihre Brust, spürte ihre Wärme, die leichte, unbewußte Versteifung ihrer Brustwarze. Die Lust, sie zu ermorden, schwand für eine Sekunde dahin, unterbrochen von einem Aufblitzen sexuellen Verlangens. Er floh auf der
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