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Sohn Der Nacht

Titel: Sohn Der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Spruill
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und bitte sie, ihm dort Gesellschaft zu lei sten, sobald sie Zeit habe. Neugierig geworden, nahm Katie den Aufzug nach unten. Sie entdeckte ihn an einem Ecktisch. Ein älterer Mann saß ihm gegenüber, nippte an einer Tasse Kaffee und blickte sich um, während Art auf ihn einredete.
    Art winkte sie heran. »Katie, vielen Dank, daß Sie gekom men sind. Ich würde Ihnen gerne meinen Vater vorstellen, Alexander Stratton. Dad, das ist meine Vorgesetzte in der Kli nik, Dr. Katie O'Keefe.«
    »Doktor, hocherfreut, Sie kennenzulernen.« Alexander Stratton stand auf und schüttelte ihr die Hand. Er war etwas größer als Art; sie konnte sehen, von wem Art sein gutes Aus sehen hatte. Alexander war die reifere Version seines Sohns, das blonde Haar dicht, aber an den Schläfen bereits mit wei ßen Strähnen durchsetzt. Sein Anzug, ein dunkelblauer Nadelstreifenanzug, war gut geschnitten und ließ ihn fast genauso schlank erscheinen wie seinen Sohn. Sie nahm eine leichte Spur von Kölnisch Wasser wahr. Katie erinnerte sich wieder, daß Art ihr erzählt hatte, sein Vater sei Teilhaber einer angesehenen Anwaltskanzlei in Kalifornien.
    Alexander zog ihr einen Stuhl heran. Als sie sich setzte, sah sie, daß Art seine Frühstückseier und seinen Orangensaft noch kaum angerührt hatte. Er setzte sich in seinen Stuhl zurück, die linke Hand auf einem Knie ruhend, und jeder, der ihn nicht kannte, hätte gedacht, er sei völlig entspannt, aber Katie wußte es besser. Er hatte schon am ersten Tag in der Hämatologie Ruhe vorgetäuscht, als sie ihn an ein Mikroskop gesetzt und ihm eine Stunde lang Fragen zu verschiedenen schwierigen Abstrichen gestellt hatte. Er hatte diese Körperhaltung wieder gezeigt, als er zum erstenmal eine Knochen markextraktion vorgenommen hatte, und sie sah diese Hal tung noch immer in Augenblicken, bevor er irgendwelchen Eltern sagen mußte, daß ihr Kind sterben werde. Dieses Zusammentreffen mit seinem Vater mußte für ihn schrecklich bedeutsam, ja, sogar bedrohlich, sein. Als sie hereinkam, hatte er mit ungewohnter Begeisterung geredet, während der Blick
    seines Vaters durch die ganze Cafeteria geschweift war. Art schien verzweifelt darum bemüht, ihn zu beeindrucken, und sein Vater schien es nicht einmal zu merken.
    »Mein Sohn hat mir nicht gesagt, daß seine Chefin so attraktiv ist.«
    »Vielen Dank«, sagte Katie. »Das kommt vielleicht nur daher, daß Vorgesetzte in Kliniken, gesehen durch die Augen der Praktikanten, an einen Tyrannosaurus erinnern.«
    Alexander lächelte.
    Ihr kam plötzlich eine Idee, und sie wandte sich an Art. »Die Kinderstation hat gerade ein Baby mit SCID gebracht. Sie glauben, hier liege eine Mangelerscheinung bei den Drü sen vor. Sie haben mich gefragt, ob ich jemanden bei der Nationalen Gesundheitsbehörde kenne, den sie zu diesem Fall konsultieren könnten. Ich hatte ihnen erzählt, Sie wüßten eine ganze Menge über solche Mangelerscheinungen.«
    Alexander blickte interessiert drein. »SCID«, fragte er, »ist das nicht Sudden Crib Infant Death - plötzlicher Kindstod?«
    »Nein.« Art war weise genug, über den Irrtum seines Vaters nicht zu lächeln. »Es steht für Severe Combined Immuno deficiency. Mit dieser Krankheit wird das Opfer bereits gebo ren, und in der Regel verläuft sie tödlich, aber wir haben bereits gewisse Erfolge bei ihrer Bekämpfung durch Knochenmarktransplantationen gehabt. ADA ist eine besondere Form davon, wenn ein ganz bestimmtes Enzym fehlt. Ich habe gerade an einem Seminar darüber teilgenommen. Die Nationale Gesundheitsbehörde arbeitet an einer Therapie, das entsprechende Gen zu ersetzen ...«
    Katie hörte zu, als Art seinem Vater das Leiden und seine Behandlung beschrieb, und das in einer so klaren Sprache, daß der Anwalt einfach zustimmen mußte. Alexander nickte und stellte verschiedene Fragen und schenkte seinem Sohn jetzt seine ganze Aufmerksamkeit. Ganz eindeutig war er von Arts Kenntnissen beeindruckt. Katie konnte sehen, wie Art sich entspannte und sich zwischendurch auch über seine Frühstückseier hermachte.
    Während sie Art und Alexander beobachtete, spürte sie einen Hauch von Neid. Katie wünschte, sie könnte sich auch so mit ihrem eigenen Vater zusammensetzen. Sie wußte fast gar nichts über Preston O'Keefe. Er war an Lungenkrebs gestorben, noch bevor sie selbst das Sprechen gelernt hatte. Katie hatte nur ganz schwache Erinnerungen an einen Mann, der nach Tabak roch; an eine Wange, die an ihrer eigenen geprickelt hatte, wenn

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