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Sohn Der Nacht

Titel: Sohn Der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Spruill
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Stelle.
    Seine Hände zitterten, als er aus dem Fenster des Badezim mers nach unten kletterte. Der Zwang zur Eile trieb ihn vor wärts; er wollte hinunter auf den Boden, nur zwei Stock werke, aber er war nicht sicher, ob seine Knochen dem Aufprall standhalten würden. Während er an der Wand hin unterkletterte, verlor er fast den Halt in den Mörtelfugen und wäre um ein Haar gefallen. Die letzten zehn Fuß bis hinunter auf das Gras sprang er, taumelte wieder auf die Füße und lief zu seinem Nissan. Keuchend warf er sich auf den Sitz und spürte, wie sein Herz schlug. Er war dieser Frau zu nahe gekommen. Er hätte sich beinahe genährt, und das durfte er nicht - nicht, bis er aufgehört hatte, sich an Merrick heranzu pirschen, sich seine Gewohnheiten einzuprägen und seine schwachen Stellen ausfindig zu machen.
    Zane blickte kurz zum Schlafzimmerfenster der Frau hinauf. Plötzlich haßte er sie, weil sie unerreichbar war, wenigstens für diese Nacht. Liebst du sie, Vater? Falls ja, werde ich dich - und sie - sehr traurig machen.
    Katie keuchte, setzte sich senkrecht im Bett auf und blickte sich im dunklen Schlafzimmer um. Was war das? Ein Alp traum? Aber sie konnte sich an nichts erinnern. Als sie ein Prickeln in ihrer Brust verspürte, berührte sie ihre Brust warze. Sie war steif. Der Geruch von Schweiß stieg ihr in die Nase. Aber sie schwitzte nicht. Furcht stieg in ihr auf und ließ ihr Herz heftiger pochen.
    Sie erhob sich, zog den Morgenrock an und trat ans Fenster. Unten stand ein Wagen unter der Straßenlaterne. Im vollen Licht der Laterne konnte sie das Lenkrad und die Beine eines Mannes sehen. Als sie genauer hinsah, langten Hände, von dicken Adern und Sehnen durchzogen, nach vorn und faßten das Lenkrad. Nur ein alter Mann, der in seinem Auto saß. Seltsam. Aber nichts, worum man sich Sorgen machen mußte.
    Der Wagen fuhr langsam davon. Katie erinnerte sich wie der an den gutaussehenden alten Mann in dem Cafe. Sie schauderte, ohne zu wissen, warum.
    Katie wachte mit dem Gedanken an die Blutzellen auf. Sie öff nete die Augen einen Spaltbreit und warf einen Blick auf den Wecker auf ihrem Nachttisch. Fünf Uhr zwei - eine halbe
Stunde blieb ihr noch. Sie schloß die Augen wieder, aber der
Schlaf wollte nicht zurückkehren. In ihrem Kopf schwirrte es
vor Erwartung. Wenn sie früh genug ins Labor kam, blieb ihr
noch Zeit genug, die Zellen zu untersuchen, bevor ihr regulä rer Dienst begann.
    Sie stellte den Wecker ab, erhob sich und schlurfte zur Dusche. Als sie sich abtrocknete und anzog, stieg der Duft frisch gebrühten Kaffees bis ins Badezimmer hinauf. Sie atmete tief durch und spürte, wie ihr Blut bei der Aussicht auf Koffein schneller durch die Adern rann.
    Unten saß ihre Mutter bereits in ihrem pfirsichfarbenen Morgenmantel am Küchentisch und las mit Hilfe ihrer Halb brille die Washington Post.
    »Habe ich dich aufgeweckt?« fragte Katie.
    »Guten Morgen, mein Schatz.«
    Katie lächelte. Ihre Mutter mochte ja eine Frühaufsteherin sein, aber solange sie ihr Gehirn noch nicht mit Hilfe der
    geliebten Zeitungslektüre in Bewegung gesetzt hatte, war sie morgens noch konversationsuntauglich. Katie schenkte sich eine große Tasse Kaffee ein und schob eine Scheibe Zimtbrot in den Toaster. Sie beschloß, mit dem ersten Schluck noch zu warten, bis der Toast fertig war. Um sich von der Verzögerung abzulenken, ging sie in der Küche auf und ab und schmiedete Pläne. Das Elektronenmikroskop hatte die Zellen nicht auf einen Schlag vernichtet, aber es war möglich, daß sie über Nacht verdorben waren. Irgendwie hoffte sie das. Sie wollte noch einmal den Hämoglobin-Test machen, aber das würde gar nichts bringen, solange die Membrane noch stark genug war, dem Lysis-Agens zu widerstehen ...
    »Das glaube ich einfach nicht!« rief Mom.
    »Was?«
    »Neddie Merrill steht in der Zeitung!«
    Katie versuchte den Namen einzuordnen. Mom hielt den Modeteil hoch. Nach einer Sekunde erkannte Katie das Foto oben auf der Seite. »Die alte Frau, die oberhalb der Flußniede rung von Grandma Guillemin gewohnt hat.«
    »Halt deine Zunge im Zaum - Neddie ist nur ein paar Jahre alter als ich.«
    Der Toast sprang hoch, und Katie sog den Duft des heißen Zimts ein, der ihr das Wasser im Mund zusammenlaufen ließ. Sie strich Margarine auf das Brot und knusperte ein wenig an der Kruste; erst dann gestartete sie sich ein Schlückchen Kaf fee. Er war wie immer gut, aber auch ein ganz klein wenig ent täuschend.
    »Du wirst es nicht

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