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Sohn Der Nacht

Titel: Sohn Der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Spruill
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Mafia-Vollstrecker; niederträchtig genug wäre er dafür, aber alles andere als hart genug. Merrick hatte diesen Typus seit 1880, als er der Metropolitan Police in London beigetreten war, der Vorläu ferin aller modernen Polizeikörperschaften, oft genug gesehen. In jeder Truppe, in Moskau, Paris, Berlin, Stockholm, Lissabon, Melbourne und einem halben Dutzend kleinerer Städte war er seither Männern begegnet, die erfolgreich die Personalpolitik der Polizeieinheiten beherrschten, geschickt ihre Führer ausbeuteten und die Presse manipulierten. Hier in Washington hatte es Cooke über die Jahre hinweg geschafft, einflußreiche Freunde zu finden, die in der Kom mandostruktur noch über Rourke rangierten. Fehler machte er nur insoweit, als er sich einen Deut um die Leute unter
    ihm scherte. Die meisten der Detectives dachten über ihn genauso wie Desmond.
    »Hören Sie, Merrick«, sagte Cooke. »Ich weiß, die Presse kann brutal sein; ich könnte da behilflich sein. Ihr jungen Bur schen versteht nicht...«
    »Ich verstehe«, sagte Merrick. »Was Sie vielleicht besser verstehen sollten, ist, daß dies mein Fall ist und auch mein Fall bleiben wird.«
    Cookes Lächeln war eisig kalt. »Wir treffen diese Entschei dung nicht, die trifft der Captain. Und ich muß sagen, er ist im Augenblick nicht sehr glücklich mit Ihnen. Zwei äußerst schmutzige Morde, und Sie haben keinerlei Spur. Wenn ich Sie wäre, würde ich jetzt nicht dort hineingehen.«
    »Glücklicherweise sind Sie aber nicht ich.«
    Rourke tauchte in der Tür auf und starrte die beiden an. »Wenn ihr zwei ein Plauderstündchen abhalten wollt, dann verschiebt es auf später. Merrick, herein.« Er deutete mit dem Daumen hinter sich.
    Cookes Lächeln wurde breiter.
    Merrick zog sanft die Tür hinter sich zu. Rourke ließ sich in seinen Drehstuhl sinken, womit er einen ganzen Chor quiet schender Geräusche aus den Federn provozierte. Sein Gesicht war stärker gerötet als sonst, obwohl es kühl im Büro war, Schweiß hatte bereits seinen Kragen und die Unterarme sei nes weißen Hemdes durchnäßt. Von der Washington Post und der Times lag jeweils ein Exemplar auf seinem Schreibtisch.
    »Die Washington Post», sagte er, »ist heute morgen unser Freund. ZWEI TOTE, KEIN BLUT - nicht schlecht, alles in allem betrachtet. Und das steht im Innenstadtteil. Unsere Freunde bei der Washington Times sind da weniger gnädig.« Er hielt die Titelseite hoch. Eine riesige Schlagzeile schrie förmlich: POLIZEI VERZÖGERT BERICHTE ÜBER >VAM PIR-MORDE<.
    »Der Küster an der Kirche hat einen Reporter angerufen«, sagte Merrick. »Ich wußte, wenn erst über den zweiten Mord in den Zeitungen berichtet wird, würde der Botschafter sie
    anrufen und ihnen von dem ersten erzählen, und dann wür den sie uns aufspießen.«
    »Ach, dann haben Sie der Presse von dem ersten Mord erzählt.«
    »Besser, als wenn es so ausgesehen hätte, als hätte man uns erwischt.«
    »Und das haben Sie in ihrer unendlichen Weisheit so ent schieden?« Rourke starrte ihn an. Merrick erwiderte den Blick gelassen, bis der Captain als erster wieder zur Seite blickte. Merrick begriff, daß er Rourke etwas in seinen Augen hatte sehen lassen, das dort bei einem Mann nicht hingehörte, der wie fünfunddreißig aussah. Vorsicht.
    »Ah, zur Hölle«, murmelte Rourke. »Womöglich haben Sie sogar recht.«
    »Womöglich.«
    »Irgendwelche Hinweise?«
    »Nein.«
    Rourke stöhnte. »Nun kommen Sie schon, Merrick, können Sie nicht mir irgendwas rüberkommen? Ich habe den Chef und den Botschafter im Nacken. Was ist mit dem Labor?«
    Merrick versetzte sich wieder in die Persönlichkeit des Untergebenen. »Das sucht noch nach Fingerabdrücken. Keine deutlichen auf der Leiche. Eine Menge Blut auf ihrem Bett, aber ein Teil scheint zu fehlen. Mehr als ein Viertel. Ihre Kehle war so zerfetzt, daß keine guten Abdrücke der Zähne zu bekommen waren. Keine Anzeichen eines gewaltsamen Eindringens in ihr Apartment. In die Kirche ist der Mörder durch ein Kellerfen ster eingestiegen. Bis wir da alle Fingerabdrücke ausgewertet haben, können ein oder zwei Tage vergehen. Es gibt keine Berichte über verdächtige Autos in der Gegend. Wir durch kämmen die ganze Gegend, aber bis zur Stunde ohne Ergeb nis. Captain, wir haben es mit einem Psychopathen zu tun, und Sie wissen, was das heißt. Da fällt einem nichts in den Schoß. Er hat seine Opfer möglicherweise nicht einmal gekannt...«
    »Und wie kommt es dann, daß er es nicht nötig

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