Sohn Der Nacht
hatte, ein zubrechen?«
Weil er direkt mit ihr hineingegangen ist und sie ihn nicht ein mal gesehen hat. »Vielleicht hat er ihr aufgelauert, als sie von der Arbeit nach Hause gekommen ist. Er könnte sehr gut aus sehen, ein Mann im Anzug kommt den Flur entlang auf sie zu, früher Abend, gute Gegend, er tritt einfach hinter ihr ein. Geben Sie dem Labor Zeit, seine Arbeit zu erledigen, und dann habe ich mehr für Sie.«
Rourke schüttelte die Times heftig und warf sie zu Boden. »Ich werde Stokes und Wycznowski dem Fall zuteilen und das Ganze zu einer >Sondereinheit< hochpuschen. Lieutenant Cooke meint, er sei der Richtige, um sie zu leiten.«
»Und was meinen Sie?«
»Lassen Sie's gut sein, Merrick, Sie wissen doch, wie so was funktioniert. Wir haben jetzt zwei Morde und einen brutalen Serienmörder. Noch mehr Opfer - oder wenn sich das hier in die Länge zieht -, und ich muß die Karten neu mischen. Und Cooke hat nun mal mehr Dienstjahre als Sie.«
Merrick preßte die Zähne aufeinander. Als Cooke noch ein Grünschnabel war, hatte ich schon hundert Jahre Polizei dienst hinter mir, dachte er. Aber versuch mal, das Rourke zu erzählen. Merrick stellte sich vor, wie Cooke den Fall über nahm, wie er Byner bestellte, damit dieser ihm Bericht erstat tete, und wie er dann ohne Umwege zur Presse rannte: >Wir haben das Blut des Mörders isoliert, und es ist nicht wie anderes menschliches Blut ...<
»Dies ist mein Fall, Captain. Stellen Sie sich hinter mich, und ich werde den Killer finden. Setzen Sie Cooke auf die Sache an, und alles, was Sie bekommen, sind weitere Schlag zeilen.«
Rourke atmete heftig aus. »Verdammt noch mal, Merrick, glauben Sie vielleicht, das wüßte ich nicht selbst? Aber der Chef liebt ihn nun mal«
»Ich bin sicher, Sie wissen mit dem Chef umzugehen.«
Rourke lachte ungläubig. »Sie haben eine Woche - und zwar nur, wenn es keine weiteren Morde gibt. Dieser Geistes kranke scheint einen arg kurzen Mordzyklus zu haben. Wenn
Sie ihn nicht ganz schnell finden, werden wir bald sein nächstes Opfer einsargen können.«
»Ich werde ihn finden«, sagte Merrick. Rourke sah ihn an. »Sie haben eine Vorahnung?«
Und in diesem Augenblick hatte Merrick eine Vorahnung. Der Freund des Opfers hatte doch ausgesagt, daß sie in der Capitol Security Bank arbeitete. Warum habe ich daran nicht schon früher gedacht? »Ich brauche keine Vorahnungen, Cap tain. Ich habe nämlich ein reines Gewissen.«
Rourke stöhnte. »Zum Teufel, verschwinden Sie.«
An der Tür wandte Merrick sich noch einmal um. »Glück gehabt mit einer Planstelle als Sergeant für Des?«
»Ich versuche es, aber Sie wissen ja, wie hartgesotten die Budget-Leute sind.«
»Er ist ein verdammt guter Mann.«
»Sicher. Und womöglich denken die, Sie sollten eigentlich Captain sein, aber die machen auch nicht einen einzigen Nickel locker.«
Merrick eilte zum Raubdezernat auf den dritten Stock hin auf und fühlte sich herausgefordert von seinem Zusammentreffen mit Rourke. Auch nach hundert Jahren war er immer noch nicht sicher, warum der Umgang mit den Normalen ihn so beflügelte. Sie wußten wenig und hatten noch weniger Erfahrung, aber ihre totale Naivität ließ sie offen bleiben für Experimente. Das Zusammensein mit ihnen half ihm, die Dinge sehr viel deutlicher wahrzunehmen und zu spüren - die Art, wie sie ihre Häuser und Autos schätzten, wie sie ihr Essen genossen, über alte Witze lachten, wie sie sich über Poli tik aufregten, hinter Romanzen und Sex herjagten, selbst wenn sie das in Schwierigkeiten brachte oder sie gar das Leben kostete. Er entdeckte eine Art Grandeur in ihren kur zen Lebensläufen, wie sie darum kämpften, so intensiv und so gut wie möglich zu leben, bevor sie starben. Selbst jene, die wie Cooke waren, versuchten noch, unter ihren Schalen aus Zynismus das Leben zu umarmen.
Als Merrick in das Raubdezernat kam, war er überrascht
von der Ruhe hier drinnen. Anders als bei der Mordkommis sion hatten sie hier den Platz durch blaue Stellwände abge teilt, so daß die Detectives aufstehen mußten, wenn sie mit einander reden wollten. Merrick suchte sich einen Weg durch die Stellwände zu einem Eckgeviert, wo Detective Wade Bavarro saß und auf seinen Computerbildschirm starrte. Sein kahler Kopf glänzte vom Schweiß, und sein verbliebener schwarzer Haarkranz stand von seinem Kopf ab, als habe der Computer gerade erst einen Stromstoß durch seine Finger gejagt. Bavarro war schon ein bißchen zu alt, um noch rei
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