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Sohn Der Nacht

Titel: Sohn Der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Spruill
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wußte, daß Zane uns hierhin folgen könnte. Ich mußte kommen, um sicherzustellen, daß Katie in Sicherheit war, aber mußte ich Zane zusehen lassen, wie wir uns geliebt haben?
    Merrick ließ die Vorhänge wieder fallen. Er wandte sich um und betrachtete die Frau, die er anbetete - und jetzt in schreckliche Gefahr gebracht hatte. Unter Aufbietung aller Kräfte zwang er sich zur Ruhe. Eine wilde Entschlossenheit erfüllte ihn. Es gab nur einen sicheren Weg, Katie zu schützen. Faß Zane.
    Merrick hielt Katie in den Armen und beobachtete ihren Schlaf. Ein feiner, animalischer Duft stieg von ihr auf, der Dunst ihres Liebesaktes und das Öl ihrer Haut, was ihn daran erinnerte, wie Gregory als Baby gerochen hatte. Als er durch ihre Haare blies, streichelten sie sein Gesicht wie sanf tes Gras.
    Wenn er sie nur für immer festhalten könnte!
    Als die Finsternis zurückwich und Katies Wecker klingelte, küßte er sie wach, zog sich an und sagte adieu. Er fuhr sogar los für den Fall, daß sie ihn beobachtete. Dann umkreiste er einmal den Block und parkte wieder einen halben Block von ihrem Haus entfernt, wo er zusah, wie das erste Licht die knospenden Blätter der Ahornbäume in ein tiefes Rosa tauchte. Augenblicke später eilte Katie aus der Haustür und in ihren sportlichen roten Cutlass. Das Auto zischte aus der Einfahrt und jagte mit dem sanften Heulen seiner zwei Aus puffe in Richtung des Hospitals. Merrick blickte hinterher, bis der Wagen zwei Blocks weiter um die Ecke bog. Als er Katie aus den Augen verlor, wallte die Niedergeschlagenheit, die er zu unterdrücken versucht hatte, wieder mit Gewalt auf. Abgesehen von dem Schock, als er Zanes Auge an dem Fenster gesehen hatte, war die letzte Nacht wundervoll gewesen. Aber es durfte nie wieder passieren. Seine Zukunft konnte sich niemals mit der Katies verbinden. Wie die anderen war
    sie eine Blume, die nur um so schneller welken würde, wenn er versuchte, sie zu halten.
    Aber er konnte mit ihr auch nicht einfach einen sauberen Bruch vollziehen, wie er das zuletzt getan hatte - nicht so lange, wie Zane noch frei war. Irgendwie mußte er körperlich nahe, aber emotional entfernt von der Frau, die er liebte, blei ben, bis er seinen Sohn vergraben konnte. Anschließend würde er Katie vollständig und endgültig aufgeben müssen. Ein scharfes Lachen entrang sich Merricks Brust. Wenn ich nicht depressiv wäre, dachte er, dann müßte irgend etwas mit mir nicht stimmen.
    Er ließ den Motor seines Wagens an. Wenn Zane vorhatte, sich über Katie herzumachen, würde er das nachts am leich testen zu bewerkstelligen glauben. Im hellen Licht und der Geschäftigkeit des Hospitals sollte sie eigentlich relativ sicher sein. Aber ich muß hiersein, wenn sie heute abend nach Hause kommt.
    Merrick fuhr aus der Parklücke und jagte quer durch die Stadt zum Polizeirevier. Er mußte zum Angriff übergehen. Dabei würde Sandeman ihm vielleicht helfen, aber Merrick konnte jetzt nicht zum Gewölbe fahren - noch nicht. Zuerst mußte er Captain Rourke einen Brocken zu dem letzten Mord hinwerfen. Wenn er jetzt nicht auf der Stelle mit Rourke zusammentraf, könnte der Captain statt dessen Leute wie den leitenden medizinischen Sachverständigen zu löchern anfan gen.
    Frustriert umfaßte Merrick das Lenkrad. Über einen lan gen Zeitraum hinweg war die Mordkommission von D. C. ein Magnet für die Art von Informationen gewesen, die er brauchte. Wenn er nicht bei der Polizei wäre, hätte er bis zum Erscheinen der heutigen Morgenzeitung nicht gewußt, daß ein Sauger in der Stadt war. Er mochte Rourke und die Detec tives und war die meiste Zeit dankbar für deren Gesellschaft. Aber jetzt mußte er sich von ihnen befreien und konnte es nicht, und das war bitter.
    Merrick parkte hinter dem Gebäude des Polizeireviers und
    rannte die vier Stockwerke zur Mordkommission hinauf. Als er das Büro der Abteilung betrat, sank der Geräuschpegel kurz ab und stieg dann wieder an und ließ die Alarmglocken bei ihm schrillen. Gerüchte waren hier so normal wie Sod brennen; ganz klar, diese Männer hatten einiges über ihn gehört.
    Am Schreibtisch von Desmond White hielt er an. White schien ganz plötzlich sehr an irgend etwas auf seinem Hemd interessiert. »Neue Hosenträger?« fragte Merrick.
    White blickte gequält auf. »Ja, aber nicht die billigen von den Uniformen, Mann.« Merrick wußte, daß White nur so tat, als sei er gekränkt, und daß er es zu schätzen wußte, wenn man seine Kleidung zur Kenntnis

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