Sohn Der Nacht
bringen - und das so geräuschlos, so unbemerkt, daß kein Normaler einen Hinweis auf die Existenz von Sau gern fand.
Wenn ich Erfolg habe, dachte Merrick, hören die Morde auf, und der Eifer wird nach und nach erlahmen. Ich bringe Byner dazu, Katies Bericht unter Verschluß zu nehmen, und alles endet damit, daß die Akten langsam verstauben. Wenn ich Zane nicht finde, mordet er erneut und Cooke übernimmt den Fall.
Bei dieser Vorstellung spürte Merrick es kalt den Rücken
hinunterlaufen. Das Foto war ein guter Anfang, aber er mußte einen Weg finden, die Liste der zu überprüfenden Hotels ein zuschränken.
Es war Zeit, mit Sandeman zu sprechen.
Merrick schob sich zwischen den Lagern der sterbenden Sauger hindurch und versuchte, nicht hinzusehen. Das indigofar bene Licht, das von den ausgetrockneten Körpern in sein Gesichtsfeld schimmerte, ließ Schauder über sein Rückgrat laufen. Welch abscheulicher Ort dies doch war.
Und doch würde er seinen eigenen Sohn hierherbringen müssen!
Sein Herz zog sich in plötzlicher, scharfer Pein zusammen. Warum bist du zurückgekommen, Zane? Ich wußte nicht, wo du warst. Solange du dich von mir ferngehalten hast, warst du in Sicherheit ...
Mühsam schüttelte Merrick den Anflug von Bedauern ab. Zane war ein abscheulicher Mörder, so übel wie jeder andere Sauger ringsum. Er hatte nicht die Möglichkeit, die jeder nor male Vater gehabt hätte, nämlich, seinen Sohn der Polizei zu übergeben. Nur er konnte Zane stoppen. Wenn er es nicht tat, würde sein Sohn fortfahren, junge Frauen zu ermorden - die unschuldigen Töchter - anderer Männer. Er mußte seine Gefühle zurückstellen und seiner Pflicht so schnell wie mög lich nachkommen...
Merricks Bein stieß gegen eine der Lagerstätten und verur sachte dadurch ein leises Kratzen von Metall auf Beton. Er zuckte zusammen und lauschte. Eine Sekunde lang hoffte er, alles sei in Ordnung, und dann ertönte eine der stählernen Seitentüren unter einem schweren Schlag. Ein Schrei durch drang das dicke Metall, jagte ihm eine Gänsehaut über die
Arme. Er stand paralysiert da und betete, der Schrei möge aufhören. Einige Minuten später verstummte die Stimme so abrupt, als habe jemand eine Hand über den schreienden Mund gelegt.
Zitternd eilte Merrick zu Sandemans Tür und schloß sie auf. Sandeman lag seitlich quer über seinem Lager, den Rücken der Wand zugekehrt. Der Kopf hing kraftlos herun ter, das Kinn auf die Brust gestützt. Unter den vorspringen den Knochenbogen der Stirn waren die geöffneten Augen nur als zwei halbmondförmige weiße Flecken zu erkennen. Mer rick beugte sich hinunter und sah, wie die Pupillen zu ihm aufblickten, aber Sandeman war völlig reglos.
»Du weißt verdammt gut, wie man einen Krawall auslöst«, sagte Sandeman.
Merrick grinste. »Tut mir leid. Ich hatte es eilig.«
»Sie regen sich auf, wenn sie dich hören. Jedenfalls die, die noch hören können.«
»Ich weiß.«
Sandeman bewegte sich kraftlos und schaffte es schließ lich, halbwegs gerade auf dem zerwühlten Bett zu sitzen. Merrick bemerkte etwas getrocknetes Blut auf seiner Ober lippe. Das Herz wurde ihm schwer. Daß das Blut trocknen konnte, bedeutete, daß Sandemans rote Blutkörperchen zusammenbrachen. Er würde nicht mehr lange in der Lage sein, sich zu bewegen.
Und selbst dann konnte es noch durchaus ein weiteres Jahr dauern, bevor er starb.
Deprimiert setzte Merrick sich im Stuhl zurecht.
»Was bringt dich so schnell wieder zurück?« fragte Sande man. »Oder kommt es mir nur so schnell vor?«
»Es ist schnell.« Merrick nahm das Foto, das Zane als alten Mann zeigte, und hielt es hoch, damit Sandeman es sehen konnte.
Sandeman blickte eine Sekunde lang darauf. Seine Augen weiteten sich. »Bozhyestvo! Er hat aufgehört, sich zu nähren. Ich erkenne ihn ja kaum wieder.«
»Ich habe ihn überhaupt nicht mehr erkannt. Er hat mich vollständig übertölpelt. Er konnte mir überallhin folgen, und ich weiß noch nicht einmal, wie lange. Aber jetzt hat er sich genährt.«
»Als er die Frau an der Kathedrale ermordet hat?«
»Nein. Dieses Foto wurde danach gemacht. Er hat in der letzten Nacht eine andere Frau getötet, und dabei muß er getrunken haben. Sein Haar ist natürlich noch immer weiß, aber er sieht wieder sehr viel jünger aus.«
Sandeman ließ einen rauhen Seufzer hören. »Sich nicht zu nähren ... er ist stark geworden, Merrick. Viel stärker, als ich mir hätte vorstellen können.«
»Hast du einmal
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