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Sohn der Unendlichkeit

Sohn der Unendlichkeit

Titel: Sohn der Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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heftete seine Augen auf eine schwarzhäutige Schönheit. Ein paar Männer vor ihm trugen Helme, einige der jüngeren Frauen nur breite metallene Stirnbänder. Kupfer, Bronze oder Chromoxid waren die Materialien.
    Dorian ging dicht vor den etwa dreihundert Menschen in die Knie und zeichnete eine Sonne, eine Planetenbahn und Sterne in den Sand aus Glimmer und vulkanischer Asche grober Körnung. Schweigend sahen die Pyrogenten zu, dann schrie Rien auf:
    »Er kommt von den Sternen!«
    Ein breiter Schleier aus farbigem Gas, das taars aufglühte, wehte in die Richtung auf den Steinturm davon.
    »So ist es!« bestätigte Dorian in seiner eigentümlichen Mischung aus Gestik, Sprache und Gebärden.
    Rien verzog seinen Mund zu einem Lächeln, das metallene Zähne sehen ließ. Er deutete auf sich, dann auf das selbst nach irdischen Maßstäben schöne Mädchen und sagte laut:
    »Rien. Sefouchi.«
    Er zeigte auf eine ältere Frau, die unverkennbar Ähnlichkeit mit dem Mädchen Sefouchi hatte und meinte:
    »Vester.«
    Er vollführte eine Reihe komplizierter Gesten. Diesmal verstand ihn Dorian sofort:
    »Das ist Sphenon, der Kühler.«
    Sphenon seinerseits deutete auf den Turm, nickte mehrmals und beteuerte voll Stolz:
    »Sphenon, der Kühler genannt wird, hat diesen Turm bauen lassen. Von den vielen Sklaven!«
    Dorians Gesicht drückte Ratlosigkeit aus. Sein Verstand bemühte sich, den geringen Wortschatz zu analysieren. Der Turm mußte für dieses Volk sehr wichtig sein. Ebenso das Problem der Kühlung, denn die ermittelte Hitze war die eines heißen Sommertages, an dem die Sonne senkrecht herunterstrahlte. Kühlung schien außerdem eines der Hauptprobleme der Pyrogenten zu sein.
    »Ich gehe mit euch in dieses Haus!« sagte er.
    Sie verstanden.
    Rien faßte ihn um die Schulter, dann blickte er verdutzt seinen Arm und die Hand an und legte sie an die Stirn. Er lachte abermals und bewies dadurch, daß er die geringere Temperatur der Anzugoberfläche deutlich registriert hatte. Rien, also der Häuptling, führte ihn zwischen den neugierig starrenden Menschen hindurch auf den schmalen Eingang zu. Schon hinter der ersten wolframumkleideten Mauer wurde es dunkel, und nur mit Hilfe der Infrasicht konnte Dorian etwas erkennen. Im gleichen Augenblick, als seine Augen »umschalteten«, als sein Sehzentrum im Hirn die veränderten Eindrücke empfing, wußte er, daß die Pyrogenten einen Teil seiner Fähigkeiten haben mußten, sonst hätte ihre Evolution sie nicht so weit hinaufführen können. Er blieb stehen und versuchte, das System der labyrinthischen Ecken zu erfassen.
    »Eine Temperaturschleuse!« half Rien aus.
    Hinter ihm, der wohl ihr Vater war, lachte Sefouchi hell auf. Das ungewohnte Geräusch im Fünfzehntausend-Hertz-Bereich Heß Dorian zusammenfahren. Er begriff den passiven Mechanismus der Schleuse.
    Erstens herrschte hier völlige Dunkelheit. Sonnenlicht und Strahlungswärme waren ausgeschlossen. Zweitens fauchte von allen Seiten ein starker Luftzug durch schmale Schlitze, die undeutlich zu erkennen waren. Eine noch undefinierbare Flüssigkeit lief über die Wand und wurde verdunstet. Durch die Verdunstung entzog das Medium den Mauern die Wärme. Eine Erfindung des Kühlers? fragte sich Dorian V.
    Weiter hinein. Rien führte ihn an der Schulter.
    Sie durchwanderten siebenunddreißig Schritte des Mauerlabyrinths. Es wurde immer kühler, schließlich sank die Temperatur auf plus hundertvierzig Grad Celsius. Eine erstaunliche Leistung. Sie gingen tiefer hinein und kamen in einen Raum, der selbst Dorian verblüffte.
    »Es ist das Innere eines primitiven Kühlschrankes!« sagte er laut.
    Entlang der Decke verliefen gläserne Röhren, in denen eine Flüssigkeit zirkulierte. Dorian verfolgte eine Blase, die rasend schnell durch die Anlage gewirbelt wurde und genau im Zentrum wieder austrat. Eine zweite Anlage entlang der Wände war mit Gas gefüllt. Die Außenhitze verdampfte die Flüssigkeit zu Gas, das im Innern des Bauwerks zwei Funktionen erfüllte: es kühlte und erhellte durch sein Leuchten den Raum. Auch hier pfiff Außenluft hindurch, auch hier rieselte Flüssigkeit von den Wänden und wurde von einem rundumlaufenden Graben aufgefangen. Aber das Innere des Hauses war überraschend gemütlich.
    Einige Gesten forderten Dorian, Sefouchi, Vester und den Kühler auf, Platz zu nehmen.
    »Wohin?« Dorian sah sich suchend um.
    Ein vielfarbiger Teppich aus weichen Kristallfasern, die pausenlos unter der Einwirkung des strömenden

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