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SO!KIA: Die vergangene Zukunft (German Edition)

SO!KIA: Die vergangene Zukunft (German Edition)

Titel: SO!KIA: Die vergangene Zukunft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Kittner
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Tagen, dreizehn Stunden, vierundfünfzig Minuten und einundfünfzig ... zweiundfünfzig ... dreiundfünfzig Sekunden war Yuri Kommandant des Atomeisbrechers „LENIN“ mit dem Heimathafen Archangels.
    Er war Marineoffizier mit Leib und Seele, genauso wie sein gerade pensionierter Vater.
    Noch nie in seiner langjährigen Laufbahn wurde ihm eine Aufgabe gestellt, die auch nur annähernd der glich, vor der er nun stand, und darin war die verbundene Hand nicht einbezogen.
    Yuri erklomm den Kommandantensitz auf der Steuerbordseite des Ruderhauses. Die hydraulische Federung gab unter seinem Gewicht nach und glich automatisch die Schiffsbewegungen zu einem großen Teil aus.
    Und wieder versank der Vorsteven in einem Wellental, gischtete die eiskalte See hoch.
    „Was sagt der Wetterbericht?“, fragte Yuri in die zwielichtige Dunkelheit der Brücke hinein.
    „Der letzte Vorhersagebericht aus Vostock von vor zwölf Minuten geht von abnehmenden Winden unter zwölf Knoten, bedecktem Himmel, der zur Mittagszeit aufklart, und einer Temperatur um die dreizehn Grad unter null aus. Nachmittags umlaufende Winde, zunehmend!“, kam als Antwort des wachhabenden dritten Offiziers zurück.
    Yuri neigte sich etwas vor und sah in die über das Radar gestülpte Gummihaube, die kapuzenförmig das Eindringen von Tageslicht, welches die Brillanz des Bildschirmes verringern würde, verhinderte. Normalerweise war diese Vorrichtung nachts nicht von Bedeutung und konnte abgenommen werden, was aber oftmals nicht geschah, weil dann ein Verstauungsproblem auftrat. Wohin mit der sperrigen Haube?
    Er drehte an diversen Knöpfen, stellte die Abstandsringe auf vierundzwanzig Seemeilen ein, dann Seegangsentrübung, um so weit wie möglich Wellenköpfe auszufiltern.
    Auf elf Meilen Abstand und in rechtweisend zehn Grad an Steuerbord erschienen die Umrisse des angekündigten Eiskolosses, Landechos zum Verwechseln ähnlich. Doch Land konnte und durfte in dieser Peilung nicht erscheinen.
    Seine Gedanken gingen zeitlich zurück bis zu seiner Schulzeit auf der Seefahrtakademie in Murmansk, machten Sprünge zum ersten Wachoffizierseinsatz an Bord eines Frachters mit Namen „Leninogorsk“ und die Reisen ins Rote Meer, dem Persischen Golf und an die afrikanischen Küsten von Somalia bis hinauf nach Angola, wanderten weiter bis zu seiner Eheschließung und der Geburt der beiden Söhne, die auf dem besten Weg waren, in die Fußstapfen des Vaters zu treten.
    Und wieder begann eine neue Talfahrt, Yuris Stirn wurde auf den Wulstrand der Gummihaube gepresst, seine Gedanken unterbrochen.
    „Rudergänger, zehn Grad Steuerbord!“
    „Zehn Grad Steuerbord!“, kam die Antwort, „vierunddreißig Grad liegen an, Herr Kommandant!“
    „Danke! Maschinen auf dreihundert Umdrehungen, ich will nicht vor dem Tageslicht da sein!“, sagte Yuri dem dritten Offizier zugewandt, der den Befehl seines Kommandanten sofort in die Tat umsetzte und die Maschinenfahrhebel, den Umdrehungsanzeiger beobachtend, auf die angeforderte Umdrehungszahl einstellte.
    „Dreihundert Umdrehungen!“
    Der Steven wies genau auf die Mitte der vom Radar angezeigten Masse, dies stellte Yuri bei seinem erneuten Blick auf den Schirm fest. Genauso, wie er es wollte, so, wie es zu sein hatte. Präzise Kommandos, präzise Ausführungen. Keine Widersprüche, keine Diskussionen. Ein perfektes Zusammenspiel zwischen der Technik und den ihm untergebenen Menschen.
    Und wieder wichen seine Gedanken ab, zurück zur letzten Einsatzbesprechung in der Kommandantur von Archangels, zwischen ihm und dem Admiral der Weißmeerflotte Pedr Ustinov.
    „Yuri“, begann der Admiral damals das Gespräch, nachdem beide das erste Glas wärmenden Moskovskaya in sich hatten, „Yuri, was ich dir jetzt anvertraue, ist so geheim, dass davon nur sehr wenige wissen. Du bist einer von denen, weil es so und nicht anders sein kann. Ich betone das Wort KANN. Du gehst morgen mit der Lenin auf See mit Kurs Novaya Zemelya, und da du der Kommandant bist, muss ich dich in die Gruppe der Eingeweihten gezwungenermaßen aufnehmen, daran führt kein Weg vorbei.“
    Der Admiral unterbrach den Monolog, um sein Wodkaglas nachzufüllen, während Yuri wie festgenagelt auf seinem Brokatsessel den weiteren Ausführungen seines Vorgesetzten entgegensah und er gedanklich versuchte zu entschlüsseln, was so wichtig sein könnte, eine simple Seereise wie die Suche nach dem Gral aussehen zu lassen.
    Der Admiral fuhr nach dem nächsten Schluck fort: „Es

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