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SO!KIA: Die vergangene Zukunft (German Edition)

SO!KIA: Die vergangene Zukunft (German Edition)

Titel: SO!KIA: Die vergangene Zukunft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Kittner
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Wahnsinn
     
     
    Sergei Malshiks Kräfte ließen erschreckend rapide nach.
    Mist, wann kommt Hilfe? Ist das mein letztes Stündlein? Werde ich meinen Lebensfilm in Kurzfassung an meinem inneren Auge vorbeiziehen sehen? Wird es ein helles Licht am Ende eines Tunnels geben, so wie es mir der Großvater erzählte, nachdem er durch einen Bauchschuss, dem ihm ein deutscher Lanzer in Arhipovka, einem kleinen unwichtigen Dorf am Dneper, verpasst hatte, beinahe verreckt wäre?
    Fragen über Fragen, die durch des Leutnants drangsaliertes Gehirn rasten.
    Dem Wahnsinn nahe?
    Fragen ohne Antwort.
    Die Eiskristalle schlugen Miniaturgeschossen gleich in sein eiskaltes, jetzt nahezu schmerzunempfindliches, erfrorenes Gesicht.
    Er suchte nach mehr Schutz unter der Anorakkapuze.
    Es gelang ihm nur zum Teil.
    Und als seine Hände, nahezu abgestorben in den dicken Handschuhen, ihrer Motorik entsagten, hörte er eine laute Stimme in sein rechtes Ohr dringen.
    „Leutnant Malshik, halten Sie um Gottes Willen aus!“
    „Um Gottes Willen, wieso um Gottes Willen? Ich bin doch kein Kleriker, um Gottes Willen, mich hat der Wahnsinn am Arsch.“
    Doch die Worte des Fremden neben ihm zeigten Wirkung.
    Er fühlte seine Finger von Neuem.
    „Spaziva!“
    Den Kopf nach rechts drehend, was ihm einen Triumph kostete, erschien in seinem wegen der Kapuze enorm begrenzten Blickfeld eine Gestalt, wie es ihm schien, die eines Engels.
    Eine weiße, arktische, antithermische Tarnuniform, aus der ihm das mongolische Gesicht seines Retters ansah, der an einem orangefarbenen Sicherheitsgurt an seiner Seite, wie ein Uhrpendel hin und herschwingend, baumelte.
    Der Asiat nahm neuen Schwung, erreichte das Cargonetz, verkrallte sich in ihm einhändig und übergab dem Leutnant einen zweiten Sicherheitsgurt mit der freien Hand.
    Der Leutnant wollte, konnte aber seine Finger nicht aus den Maschen des Netzes lösen.
    „Leutnant, lassen Sie das!“, hörte er den anderen gegen den Wind und die Eiskristalle schreien.
    Und ihm war es nur recht.
    Der Retter schaffte es schließlich, den Gurt so an Sergeis Körper zu befestigen, dass er die Order zum Abbergen durch ein umgeschnalltes Walkie-Talkie geben konnte.
    Leutnant Malshik spürte, wie ihm seine starren Finger von fremder Hand aus dem Netz gelöst wurden, genauso wie er fühlte, dass er nicht nach oben an die Eiskante, sondern nach unten abgeseilt wurde.
    Er spürte auch, dass ihm mehrere Hände behilflich waren, ihn niederlegten, ihn mit Thermodecken versorgten, ihm heiße Brühe reichten.
    Er war zufrieden und schloss die Augen.
    Kein Tunnel, kein weißes Licht an dessen Ende, kein Film des gelebten Lebens.
    „Leutnant Malshik abgeborgen, Herr Kommandant!“
    Die Antwort darauf bekam er nicht mehr mit.
    Als er erwachte, nahmen seine Augen zuerst etwas strahlend Blaues war.
    Der Himmel?
    War er im Himmel?
    Dann drangen Wortfetzen in seine Ohren, Geräusche eines auf Hochtouren laufenden Generators.
    Er wandte den Kopf, nahm das feine eigenartige Knistern der ihn bedeckenden Thermodecke war und schaute auf fremde Winterstiefel.
    Viele Winterstiefel, einige sogar aus altmodischem Filz.
    Und auf einmal ein Gesicht am Boden, in Augenhöhe mit dem seinen.
    Malshik blinzelte.
    Er war’s, der ihn ansah.
    Sein Kommandant Boris Shukov.
    Aber wo ist Soyuz? , schoss es ihm durch den Kopf.
    Boris schien seine Gedanken erraten zu haben, schüttelte seinen mit einer Pelzmütze bedeckten Kopf.
    Den Leutnant hielt es nicht mehr unter der Decke. Er versuchte sich freizumachen und schaute direkt in die eisblauen Augen von Doktorin Katerina Schukova, welche ihn beidhändig auf den eisigen Untergrund presste.
    „Lassen Sie mich, Katerina, ich bin in Ordnung, ehrlich!“
    Die Schukova gab klein bei, ließ ihn gewähren.
    Der Leutnant kam, wenn auch schwerlich, auf die Beine, sah auf Boris, der ebenfalls die Thermodecke abstreifte, und folgte dann mit den Augen dem gleißend hellen Lichtstrahl eines auf einem Stativ montierten Scheinwerfers.
    Und was er sah, ließ seinen Adrenalinspiegel gefährlich ansteigen.
    Kalter Schweiß trat auf seiner Stirn aus.
    Er bemerkte jemanden neben sich, ahnte es, ohne hinzuschauen, Boris war neben ihn getreten.
    Die Stimme bestätigte es ihm.
    „Was zum Teufel ist das?“
    Sechs riesige röhrenförmige eigenartige Konstruktionen verliefen entlang eines rechteckigen enormen, rostroten Körpers aus unbestimmbarem Material, bis diese im Eispanzer verschwanden.
    „Ich würde erst einmal fragen, was

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