Sokrats für Manager
Nichtwissen als kritische Schwäche ausgelegt werden würde. Aber erst, wenn wir ganz spezifisch bei wichtigen Fragen ein Bewusstsein, ja ein Ge-spür für Nichtwissen entwickeln, können wir danach zu sinnvollen Antworten fortschreiten. Eine der wichtigsten Quellen zur Überwindung von Nichtwissen liegt im Wissen der Mitarbeiter. Mehr denn je braucht jedes Unternehmen ständige Innovationen und effektive Strategien um sich am globalen Markt behaupten zu können. Welches Wissen aber haben Ihre Mitarbeiter überhaupt? Und wo liegen bei ihnen gefährliche Wissenslücken? Der beste Weg, das herauszufinden, ist, gezielt Fragen zu stellen. Wenn ein Mitarbeiter beim nächsten Meeting auf Themen zu sprechen kommt, in denen Sie sich in Wahrheit nicht wirklich auskennen, dann fragen Sie ganz einfach nach. »Was meinen Sie denn mit ... ?« kann da entscheidend weiterhelfen. Ganz im Sinne von Sokrates gilt es dann, so konkret wie möglich nachzuhaken. Entweder erhalten Sie dann eine Antwort, die Sie zufrieden stellt und Ihnen bei Ihrem eigenen Verständnis weiterhilft, oder Sie decken Schein- und Nichtwissen auf, und die Diskussion kann dann vielleicht in produktivere Bahnen gelenkt werden. Denn wer sich mit einem »Was?«, »Warum?«, »Was oder wem nutzt das wirklich?« konfrontiert sieht, wird sich meist schon von allein um besser fundierte und damit auch besser zu verteidigende Standpunkte und Vorschläge bemühen. Mittlerweile sind die Kreativität und die Denkfähigkeit der Mitarbeiter zu einem wichtigen Bestandteil der meisten unternehmerischen Wertschöpfungsprozesse geworden. Auch wenn die Mitarbeiter oft nicht mitentscheiden dürfen, müssen sie aber heutzutage zumindest mitdenken, wenn die jeweiligen Prozesse zu einem Erfolg führen sollen. Wie aber kann die begeisterte Mitarbeit der Mitarbeiter gewonnen werden? Studien aus dem Bereich der Managementforschung haben bereits gezeigt, dass Mitarbeiter dann den größten Einsatz zeigen, wenn sie von der verordneten Maßnahme überzeugt sind. Und der beste Weg, Mitarbeiter zu überzeugen, ist, sie an dem Entscheidungsfin-dungsprozess zu beteiligen. Gerade an diesem Knackpunkt erweist sich Sokrates in seiner Methodik für den Manager als wertvolle Hilfe. Er hat einmal gesagt, dass er vom Vater (der Bildhauer war) gelernt habe, den Dingen die richtige Form zu geben und von seiner Mutter (einer Hebamme), die Wahrheit gezielt ans Tageslicht zu fördern. Sokrates sah keinen Sinn darin, anderen seine Überzeugungen aufzuzwingen. Stattdessen sah er seine Aufgabe darin, anderen dabei zu helfen, ihr eigenes Wissen sozusagen zur Welt zu bringen. Hinzu kommt das psychologische Element: Menschen finden vor allem die Mitmenschen besonders sympathisch, die sich für ihre Meinung interessieren und das durch möglichst viel Nachfragen zum Ausdruck bringen. Geschicktes Fragen kann Ihnen so sowohl als Führungs- als auch als Lerninstrument dienen. Vor allem aber sollten Sie einmal eine ehrliche Inventur Ihres eigenen Nichtwissens vornehmen. Gerade in Zeiten des Internets sind die Informationsmöglichkeiten nahezu unbegrenzt. Sie können sich durchaus ganz privat ihre Wissenslücken füllen, sobald Sie erst einmal ehrlich genug zu sich selbst waren, diese zuzugeben. Sobald Sie dann einen respektablen Fundus an weitgehend gesichertem Wissen erworben haben, werden Sie umso besser in der Lage sein, Ihre Mitarbeiter, Kollegen und Vorgesetzte durch intelligente und respektvolle Fragen zu effektiven Lösungen zu führen. Ihre Schlagkraft wird so entscheidend gestärkt und Ihre eigenen Unsicherheiten werden deutlich abnehmen. So können Sie auf authentische Weise souverän sein. Ein Eingeständnis von Nichtwissen wird Ihnen aber nicht nur beruflich, sondern auch privat weiterhelfen. Auch im Umgang mit dem Partner und den Kindern wirkt nichts glaubwürdiger, als wenn Sie sich entweder auf überprüfte und gesicherte Erkenntnis berufen können oder jederzeit bereit sind, sich durch Nachfragen eines Besseren belehren zu lassen, falls dies gerechtfertigt sein sollte.
Zum Umgang mit Nichtwissen
Wenn Sie Nichtwissen als Richtschnur für ihre Führungsaufgabe einsetzen wollen, müssen Sie Ihr eigenes Nichtwissen richtig definieren. Nichtwissen kann nämlich durchaus als Instrument für bessere Managemententscheidungen eingesetzt werden, es muss dazu aber richtig erkannt und definiert werden. Es lassen sich zwei Arten von Nichtwissen unterscheiden: Zum einen gibt es spezifisches
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