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Solang die Welt noch schläft (German Edition)

Solang die Welt noch schläft (German Edition)

Titel: Solang die Welt noch schläft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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Schürfwunden … Und Frauen verletzen sich häufiger, sie scheinen sich besonders ungeschickt anzustellen.«
    »Wundert dich das?«, antwortete Josefine. »Frauen haben einfach zu wenig Übung! Je mehr Fahrpraxis jemand besitzt, desto weniger läuft er Gefahr, einen Unfall zu erleiden.«
    »Frauen haben zu wenig Fahrpraxis? Ich kenne zumindest eine junge Dame, auf die das leider gar nicht zutrifft – Adrians liebe Schwester Irene«, sagte Isabelle ironisch. »Sie trainiert in jeder freien Minute, die Männer beschweren sich schon darüber, dass sie die Bahn so oft blockiert.«
    »Warum denn das? Warum nutzen Männer und Frauen die Rennbahn nicht einfach zusammen?«
    »Und warum trainiert diese Irene überhaupt so viel?«, wollte Clara wissen.
    »Warum, warum«, äffte Isabelle die Freundinnen nach. »Irene will mich unbedingt beim nächsten Rennen schlagen, vermute ich«, sagte sie dann zu Clara.
    Es war jedoch Jo, die ihr antwortete: »Das wirst du aber hoffentlich nicht zulassen, oder? Warte nur ab, sobald ich ein eigenes Velo habe, trainieren wir zwei zusammen. Dann wird diese Irene gegen dich keine Chance mehr haben!«
    »Trainieren, ach was!«, sagte Clara wegwerfend. Ihre Augen blitzten schelmisch, als sie sagte: »Da hätte ich eine viel bessere Idee. Ich kenne diese Irene zwar nicht, aber nach allem, was ich von euch über sie gehört habe, scheint sie eine ziemlich unangenehme Person zu sein.«
    Zum ersten Mal an diesem Tag waren sich Isabelle und Josefine in etwas einig. Sie nickten zustimmend.
    »Vielleicht täte Adrians Schwester eine kleine Abreibung gut?« Claras Blick, mit dem sie Isabelle und Jo bedachte, war so arglos …
    »Clara!«, kam es wie aus einem Mund von Isabelle und Jo.
    »Wenn du nicht gleich weiterredest …«, fügte Jo drohend hinzu.
    Clara lachte. »Ich sage nur … Juckpulver!«
    »Juckpulver?«
    »Ja. Aus zerriebenen Hagebuttenkernen. Mein Vater nutzt das Pulver für eine Salbe gegen rheumatische Beschwerden. Es juckt fürchterlich, und das über Stunden. Eine Prise davon auf den Sattel gestreut könnte einem das Velofahren wirklich vergrätzen.«
    »Juckpulver …« Isabelle und Josefine schauten sich an, dann lachten alle drei schallend los. Und für einen kurzen Moment waren sie wieder die drei unbeschwerten jungen Mädchen, die einst im Herrenhus’schen Hof Velofahren geübt hatten.
    Die Suppe schmeckte wirklich vorzüglich, musste Isabelle kurze Zeit später zugeben. Wie hatten die beiden anderen das nur hinbekommen? Sie wollte sich gerade noch eine Portion aus der Suppenterrine nehmen, als es an der Tür klopfte.
    »Wer kann das sein?« Zögerlich stand Josefine auf und ging zur Tür.
    » Du? «
    »Ich hoffe, ich komme nicht ungelegen, aber … Darf ich eintreten?«
    Adrian! Isabelle legte den Suppenlöffel fort. Was um alles in der Welt hatte er hier zu suchen?
    »Wir essen gerade, es reicht auch noch für dich.« Einladend hielt Jo die Tür für ihn auf.
    Isabelle grüßte ihren Verlobten kühl, dann sagte sie: »Waren wir nicht erst um sechs verabredet?«
    Adrian, der neben Clara auf der Eckbank Platz genommen hatte, nickte entschuldigend. »Ich bin zu früh, ich weiß. Deine Mutter wollte, dass ich im Salon auf dich warte, aber als sie mir sagte, wo du bist, dachte ich mir, also ich dachte –«
    »Ist schon gut«, unterbrach Jo sein Gestotter und gab ihm eine Kelle Suppe auf den Teller.
    »Schon nach fünf!«, rief Clara nach einem Blick auf Friedas alte Wanduhr. »O Gott, bestimmt wartet Gerhard schon seit Ewigkeiten auf mich! Ich hatte mich doch nur auf einen kurzen Sprung von ihm verabschiedet.« Sie kaute nervös auf ihrer Unterlippe. »Er schätzt es nicht, wenn ich so einfach verschwinde.«
    »Du bist doch nur zwei Häuser weiter. Wenn seine Sehnsucht nach dir so groß ist, hätte er einfach vorbeikommen können«, sagte Josefine lachend.
    Nachdem Clara fluchtartig aufgebrochen war, schob Isabelle geziert ihren Stuhl beiseite. Adrian führte gerade einen Löffel zum Mund, als sie ihn von oben herab anschaute. »Dass eins klar ist – ich lasse mich nicht wie Clara von einem Mann bevormunden. Und kontrollieren lasse ich mich auch nicht. Wenn du also nochmals vorhast, hinter mir herzuspionieren, lass es lieber gleich sein. Ich gehe jetzt nach Hause – allein – und richte mich hübsch her. Du, mein lieber Adrian, holst mich Punkt sechs Uhr zum Premierenabend des Berliner Balletts ab, so wie wir es vereinbart hatten.« Sie nickte Josefine kurz zu, dann

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