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Solang die Welt noch schläft (German Edition)

Solang die Welt noch schläft (German Edition)

Titel: Solang die Welt noch schläft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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sollte. »Und er?«, sagte sie schließlich und hielt den Atem an.
    »Wahrscheinlich haben wir unser Spiel nur deshalb so gut treiben können, weil auf beiden Seiten keine Gefühle beteiligt sind.«
    Keine Gefühle. Adrian gehörte Isabelle nicht. Er liebte sie nicht. Dennoch waren sie verlobt … Josefine schüttelte den Kopf, als wollte sie sich von wirren Spinnweben, die ihr das Denken erschwerten, befreien. Konnte einem vor lauter Glück schwindlig werden?
    »Und euch ist niemand auf die Schliche gekommen? Die ganzen Jahre über nicht?«
    Isabelle bestätigte dies. »Die Leute sehen nur das, was sie sehen wollen. Vater war im siebten Himmel, zum ersten Mal in meinem Leben hatte ich das Gefühl, in seinen Augen ›gut genug‹ zu sein. Zum ersten Mal seit Jahren ließ er mich in Ruhe! Hauptsache, Adrian und ich treten ab und zu bei offiziellen Anlässen gemeinsam auf. Und dann sehen wir uns ja noch regelmäßig im Veloverein. Dass dort jeder von uns seinen eigenen Interessen nachgeht und wir den anderen so gut wie gar nicht zu Gesicht bekommen, weiß Vater bis heute nicht. Adrian und mir war von Anfang an klar, dass wir unser Spiel bis zur Verlobung würden treiben müssen – unsere Väter wollten Ringe am Ringfinger unserer linken Hände sehen.« Der Diamant funkelte, als Isabelle ihre Hand hochhielt. »Unsere Rechnung ging auf: Vater gab Gottlieb Neumann die gewünschten Darlehen, die EWB war gerettet, Adrian in den Augen seines Vaters der große Held. Und ich hatte endlich meine Ruhe.«
    »Es ging nur um die Rettung einer Firma? Um Geld?«, fragte Jo ungläubig.
    »Geht es darum nicht die meiste Zeit?«, sagte Isabelle zynisch. Ihr Blick wurde herausfordernd, fast abweisend, als sie sagte: »Vielleicht kannst du jetzt verstehen, warum ich nicht ständig Liebesschwüre säusele.«
    Jo nickte stumm. »Und das hast du all die Jahre für dich behalten?«
    »Wem hätte ich mich denn anvertrauen sollen?«, kam es bitter. »Clara etwa? Die hätte mich bloß entsetzt mit ihren Rehaugen angeschaut und irgendeine Platitude von sich gegeben. Einer Schulkameradin, damit die es sofort an Irene weitertratscht?« Isabelle packte Josefines Hand und sagte heftig: »Kein Wort zu niemandem, auch nicht zu Adrian, falls ihr euch jemals wieder unter die Augen kommt, ist das klar?«
    Schuldbewusst wich Josefine Isabelles Blick aus. Adrian und sie wollten am nächsten Morgen gemeinsam Rad fahren, sie freute sich schon so darauf.
    »Hast du mich verstanden? Schwörst du mir, dass du nichts sagst?«, wiederholte Isabelle eindringlich.
    »Ja, in Herrgotts Namen! Aber wie soll das alles weitergehen? Ihr könnt euer Spiel doch nicht ewig treiben. Ihr müsst euren Eltern die Wahrheit sagen!«, erwiderte Josefine. Du musst Adrian freigeben, fügte sie im Stillen hinzu.
    Isabelle schluchzte erneut auf. »Für die Wahrheit ist es doch viel zu spät.« Ihr Blick war voller Verzweiflung, als sie sagte: »Vater will, dass wir noch in diesem Herbst heiraten!«
    In der Nacht lag Josefine noch lange wach. Jahrelang hatte sie Isabelle, die Tochter des reichen Unternehmers Moritz Herrenhus, für ihr Leben bewundert, vielleicht sogar ein wenig darum beneidet. Das schöne Haus mit den Angestellten, die ihr jeden Wunsch von den Augen ablasen. Die eleganten Eltern. Der Reichtum. Ein eigenes Velo schon in jungen Jahren. Warum war ihr nie in den Sinn gekommen, dass es sich dabei nur um einen goldenen Käfig handelte? Arme Isabelle …
    Und was bedeutete all das für sie? Wie sollte sie fortan Adrian gegenübertreten? Sie durfte nicht mit ihm über die Sache reden, das hatte sie Isabelle versprochen. Also musste sie abwarten, ob er sich ihr ebenfalls anvertraute oder nicht.
    Hatte sich überhaupt etwas geändert? Die Hochzeit zwischen Adrian und Isabelle war für den kommenden Herbst geplant. Selbst wenn ein Wunder geschah und der Termin nochmals platzte – Adrian kam aus einer Großunternehmerfamilie, und sie war eine dumme Pute, die nicht einmal wusste, dass man sein Geschäft anmelden musste. Sie sollte wirklich Besseres zu tun haben, als irgendwelchen Hirngespinsten von Liebe nachzuhängen!
    Ein Bürge … Ob sich Oskar Reutter wohl dafür zur Verfügung stellen würde? Es war wirklich am besten, wenn sie sich vorrangig um ihr Geschäft kümmerte, war ihr letzter Gedanke, dann fielen Josefine endlich die Augen zu.

    Ein paar Häuser weiter konnte eine weitere junge Frau nicht einschlafen. Wie lange würde Gerhard noch am Schreibtisch über seiner

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