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Solang es Träume gibt: Das Leben einer ostpreußischen Gräfin (German Edition)

Solang es Träume gibt: Das Leben einer ostpreußischen Gräfin (German Edition)

Titel: Solang es Träume gibt: Das Leben einer ostpreußischen Gräfin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maja Schulze-Lackner
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Pastete, Käse und Brot.
    »Also, die ostpreußischen Winter sind wirklich eine harte Prüfung für mich«, sagte Lieselotte, die sich die klammen Finger über dem Feuer wärmte, um gleich darauf nach einem Wurstbrot zu greifen. »So eine Kälte ist man in Berlin nicht gewohnt. Aber so eine gute Leberwurst auch nicht«, fügte sie kichernd hinzu.
    »Bis jetzt hast du das ja ganz gut überstanden, mein Lottchen«, erwiderte ihr Mann lachend. »Nichts schützt besser gegen die Kälte als ein bisschen Speck auf den Rippen.«
    »Wisst ihr, was mir kürzlich passiert ist?«, redete Lieselotte weiter. »Letzte Woche wollte ich mit dem Zug nach Gumbinnen zu meiner Schneiderin. Als ich einstieg, war das Fenster offen. Also sage ich zu dem Mann mir gegenüber: ›Würden Sie bitte so freundlich sein und das Fenster schließen? Draußen ist es so kalt.‹ Darauf sagt er zu mir: ›Denken Se, Madamchen, dat es draußen wärmer wird, wenn ich es zumache?‹«
    Alle brachen in schallendes Gelächter aus, und auch Franz, der gerade neuen heißen Grog servierte, konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. Doch sofort wurde er wieder ernst. »Wann wünschen die Herrschaften morgen zu frühstücken«, fragte er. »Die Mamsell würde es gern wissen.«
    Hanno blickte seinen Freund fragend an.
    »Um sieben Uhr, Franz«, sagte Horst Kölichen. »Wir müssen früh los. Ich habe dringende Termine.«
    »Verzeiht ihr mir, wenn nur Hanno euch Gesellschaft leistet und ich ein wenig ausschlafe?«, fragte Carla. Sie wartete jedoch die Antwort gar nicht erst ab. »Franz, bitte schicken Sie gegen acht Elfriede zu mir. Ich möchte den Wochenplan mit ihr besprechen.«
    Hanno warf ihr einen strafenden Blick zu. Er wusste genau, was sie von Elfriede wollte!
    Der Abend endete weit nach Mitternacht, und sogar Carla war leicht beschwipst von den zahlreichen Gläsern Grog.
    Am nächsten Morgen stand Elfriede mit einer großen Tasse dampfendem Kaffee vor Carlas Bett. »Ik sollte dir um achte wecken. Dachte, dat könnte dir juttun. Franz hat schon jesacht, et war feuchtfröhlich jestern Abend.«
    »Das kann man wohl sagen.« Carla gähnte herzhaft und rieb sich die Augen. »Ich bin noch ganz benusselt von dem vielen Grog. Diese Kölichens können vielleicht saufen und fressen!«
    »Dat kannste wohl sagen. Lischen serviert ihnen jerade die dritte Portion Eier mit Speck.« Elfriede hatte sich auf dem Bettrand niedergelassen. »Du willst natürlich wissen, wat Muttchen so berichtet hat.«
    Carla nickte. »Also et jibt nüscht Besonderes nich. Keene jetrennten Betten und so …«
    »Aha.« Mehr fiel Carla dazu nicht ein.
    »Sie haben och nich jestritten, richtig nett isse zum Leopold jewesen, die Jnädije. Als er kam, hat se ihn erst mal feste umarmt und och später, hat Alfons jesacht.«
    »So, so.« Carla nahm einen Schluck von ihrem heißen Kaffee. Sie wusste nicht, was sie dazu sagen sollte. Vielleicht hatte sie tatsächlich alles zu schwarz gesehen, wie Hanno immer meinte. »Lass mich sofort wissen, wenn sich an der neuen Idylle etwas ändert«, sagte sie nur. »Und schick mir Lischen, sie soll mir beim Ankleiden helfen.«
     
    Mit Macht brach der Frühling über das Land herein. In wenigen Tagen schmolz der Schnee, weichte Felder und Wegeauf und ließ die Überlandfahrten zu einem einzigen Abenteuer werden. Die Vögel kamen in Scharen zurück, und überall roch es nach Frühling. Die kleinen Gehöfte erwachten aus ihrem Winterschlaf, bald herrschte wieder Leben auf den Koppeln und Weiden, und die täglich wärmer werdende Sonne machte kurz darauf das Beheizen der zahlreichen Kamine überflüssig. Carla und Hanno frühstückten seit einigen Tagen wieder im Pavillon, über den die gewaltige Buche bereits die ersten Schatten warf.
    »Stell dir vor.« Hanno unterbrach seine Zeitungslektüre. »Unser Kaiser Wilhelm hat verfügt, dass bis auf ihn und den Kronprinzen alle Familienangehörigen nicht mit kaiserliche, sondern weiterhin mit königliche Hoheit angesprochen werden müssen und lediglich den Titel Prinz und Prinzessin von Preußen und nicht von Deutschland tragen.«
    »Wie ich Bismarck kenne, wird ihm das mal wieder völlig wurst sein«, erwiderte Carla lachend. »Genauso wie mir. Seinen Kaiser hat er ja nun.«
    Hanno vertiefte sich wieder in seine Zeitung. Plötzlich rief er: »Das ist ja doll, dieser Bismarck ist wirklich ein Teufelskerl.«
    »Was hat er denn nun wieder Fabelhaftes gemacht?« Carla liebte es gar nicht, wenn sie ständig bei der

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