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Solang es Träume gibt: Das Leben einer ostpreußischen Gräfin (German Edition)

Solang es Träume gibt: Das Leben einer ostpreußischen Gräfin (German Edition)

Titel: Solang es Träume gibt: Das Leben einer ostpreußischen Gräfin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maja Schulze-Lackner
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Pelzmänteln und -mützen und eingepackt in Felldecken ging die Fahrt los. Es war ein strahlender Wintertag. Die Sonne schien von einem wolkenlosen Himmel und ließ die verschneite Landschaft wie Millionen Kristalle glitzern. Es herrschte eine lautlose Stille, als hätte der Schnee alles Leben erstickt. Die kleinen Gehöfte, sonst umgeben von grünen Weiden und schattigen Pferdekoppeln schienen einen Winterschlaf zu halten, zugedeckt mit einem großenweißen Tuch. Kurt saß mit Elfriede auf dem Kutschbock. Während die Herrschaften zu Mittag speisten, wollten die beiden Elfriedes Geschwister besuchen. Später sollte Emma dazukommen, und so würde Carla Dinge erfahren, die sie sonst nicht zu hören bekäme. Eingeklemmt zwischen seinen Eltern saß Fritzchen, stocksteif und mit starrem Blick geradeaus. Gestern hatte es zu Hause einen riesigen Krach gegeben. Als Fritzchen aus der Schule kam, hatte sein Vater ihn gefragt, ob der Lehrer jetzt mit ihm zufrieden sei und er sich denn besser benehmen würde.
    »Ja, Vatche«, hatte Fritz geantwortet, »der Lehrer meint, wenn alle so wären wie ich, dann könnt er die Schul gleich zumachen.«
    Daraufhin bekam er von Kurt eine Ohrfeige. »Hast wohl schon wieder wat anjestellt, du Rabauke«, brüllte er. »Nuscht nich is mit Besuch bei Ohmche am Sonntag.«
    Angelockt von dem Geschrei war Elfriede herbeigeeilt und hatte versucht zu vermitteln.
    Doch Kurt war zu wütend. »Ich kutschiere die Herrschaften. Wat is, wenn der Jung sich wieder danebenbenimmt?«
    »Aber Ohmche freut sich doch so.«
    »Nee nuscht nich!«, hatte Kurt gerufen und war in die Remise gegangen, um das silberne Zaumzeug auf Hochglanz zu polieren.
    Fritzchen heulte Rotz und Wasser. »Ik will aber zu mein Ohmche.«
    »Nu hör mal gut zu«, versuchte Elfriede ihn zu beruhigen. »Ik werd heut Abend noch mal mit Vatche reden. Aber du weißt, der Herr Baron kann janz schön booßig werden, wenn du dir nich benimmst. Der schmeißt dir jlatt vom Schlitten innen Schnee und lässt dir da erfrieren.«
    Fritzchen hatte sie entsetzt angesehen. Er zweifelte keinen Moment an ihren Worten.
    »Da kann Vatche och nuscht nix machen, der muss weiterfahren. Und wenn wir abends wieder vorbeikommen, liegste da wie’n steif gefrorenet totet Kaninchen. Also wirste dir nu benehmen?«
    »Ja, Muttche, ik will janz brav sein.«
    Und nun saß er da und wagte nicht, sich zu bewegen. Erfrieren, nein, das wollte er ja nu man auf keinen Fall, und wie ein totes Kaninchen sein schon man gar nicht.
    »Mein Gott, ist das schön!«, unterbrach Lieselotte die Stille. »Nun lebe ich schon so lange in Ostpreußen, und jedes Mal, wenn ich über Land fahre, egal zu welcher Jahreszeit, bin ich überwältigt von der Schönheit der Landschaft.«
    »Ja, ja, mein Lottchen.« Horst Kölichen tätschelte seiner Frau liebevoll die roten Bäckchen. »Mein Berliner Pflänzchen wollte ja man erst gar nicht in die Provinz.«
    »Nee, wirklich nicht«, erwiderte sie lachend. »Eigentlich weiß ich bis heute nicht, wie du mich rumgekriegt hast.«
    »Er ist doch ein stattlicher Mann, dein Horst«, sagte Hanno grinsend.
    »Wenn du mit stattlich dick meinst, dann hast du recht.« Lieselotte zwinkerte Hanno zu.
    »Hoho«, rief Kölichen. »Die Gazelle, die ich mal geheiratet habe, bist du ja man auch nicht mehr.«
    Lieselotte war überhaupt nicht beleidigt. Ihr rundes Gesichtchen strahlte. »Ich habe mich dir nur angepasst, mein Dickerchen, und das mit großem Vergnügen.«
    Während die beiden sich liebevoll weiterneckten, hingen Hanno und Carla ihren Gedanken nach. Carla freute sich darauf, gleich ihren Bruder wieder in die Arme zu schließen.Und Hanno dachte amüsiert daran, wie sehr er vor siebenundzwanzig Jahren, als er noch Junggeselle war, Horst um seine schöne, elegante Berliner Braut beneidet hatte. Sie war nicht sehr groß gewesen, aber gertenschlank. Nur im Laufe der Jahre war sie leider eine kleine Tonne geworden.
    In der Ferne tauchte jetzt Schloss Troyenfeld auf, und Carla begann bereits aufgeregt, sich aus der Felldecke zu schälen. Kaum hatte der Schlitten angehalten, sprang sie leichtfüßig heraus und rannte die Freitreppe hinauf zu ihrem Bruder, der ihr mit ausgebreiteten Armen entgegenkam.
    Natascha erwartete sie im kleinen Salon, auf dem Arm hatte sie Feodora. Sie sah in ihrem Kleid mit der Tournüre von Charles Worth hinreißend aus. Neben der kleinen, dicken Lieselotte Kölichen, die in ihrem schweren, weiten Rock und dem Umhang um die Schultern

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