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Solange am Himmel Sterne stehen

Solange am Himmel Sterne stehen

Titel: Solange am Himmel Sterne stehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Harmel
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rührt langsam seinen Kaffee um und nimmt einen Schluck. »Das heißt, du fährst morgen nach New York? Allein?«
    Ich nicke. Dann komme ich mir idiotisch vor, und ich füge rasch hinzu: »Ich habe mir überlegt, Gavin zu fragen, ob er vielleicht mitkommen will. Nur weil er uns am Anfang dieser Suche so viel geholfen hat, weißt du?«
    Alain lächelt. »Das ist eine kluge Idee.« Er schweigt kurz und fügt dann hinzu: »Weißt du, es ist nichts Falsches dabei, dich in Gavin zu verlieben, Hope.«
    Ich bin so verblüfft von seiner Unverblümtheit, dass ich mich an meinem Kaffee verschlucke. »Ich bin doch nicht in Gavin verliebt«, protestiere ich hüstelnd.
    »Aber natürlich bist du das«, sagt Alain. »Und er in dich.«
    Ich lache darüber, aber meine Wangen sind erhitzt und meine Handflächen auf einmal verschwitzt. »Das ist doch verrückt!«
    »Was soll daran denn verrückt sein?«, fragt Alain.
    Ich schüttele den Kopf. »Na ja, erstens einmal haben wir gar nichts gemeinsam.«
    Alain lacht. »Ihr habt vieles gemeinsam. Ich sehe doch, wie ihr zwei miteinander redet. Wie er dich zum Lachen bringt. Wie ihr über alles reden könnt.«
    »Das ist nur, weil er ein netter Typ ist«, murmele ich.
    Alain legt seine Hände auf meine. »Er sorgt sich darum, wie es dir geht. Und ob du es zugibst oder nicht, du sorgst dich darum, wie es ihm geht.«
    »Das sind trotzdem keine Dinge, die wir gemeinsam haben«, entgegne ich stur.
    »Er sorgt sich um Annie«, ergänzt Alain leise. »Sag mir nicht, dass ihr das nicht gemeinsam habt.«
    Ich schweige einen Augenblick, bevor ich nicke. »Ja«, räume ich ein. »Er sorgt sich wirklich um Annie.«
    »So etwas kommt nicht jeden Tag daher«, sagt Alain. »Überleg doch mal, wie er ihr geholfen hat, als wir in Paris waren und Rose ins Krankenhaus gebracht wurde. Er war für sie da. Und er war für dich da.«
    Ich nicke wieder. »Ich weiß. Er ist ein guter Kerl.«
    »Er ist mehr als das«, sagt Alain. »Sag mir, warum glaubst du nicht an diese Sache?«
    Ich zucke mit den Schultern und senke den Blick. »Erstens einmal ist er sieben Jahre jünger als ich«, murmele ich.
    Alain lacht. »Deine Großmutter hat einen Christen geheiratet, obwohl sie Jüdin ist. Und du kommst eben von einer Frau, die glücklich verheiratet mit einem christlichen Juden ist, obwohl sie selbst Muslimin ist. Wenn etwas so Wichtiges wie religiöse Unterschiede überwunden werden kann, meinst du wirklich, dass dann sieben Jahre etwas ausmachen?«
    Ich zucke wieder mit den Schultern. »Na schön. Aber ich habe auch noch ein Kind.«
    Alain sieht mich an. »Natürlich. Aber ich verstehe nicht, warum das eine Ausrede für dich sein sollte.«
    »Na ja, er ist erst neunundzwanzig. Ich kann ihn schlecht bitten, Verantwortung für eine Jugendliche zu übernehmen.«
    »Mir scheint, du hast ihn gar nicht darum gebeten«, sagt Alain, »und trotzdem ist er hier und tut es. Liegt diese Entscheidung nicht bei ihm?«
    Ich lasse den Kopf hängen. »Aber bei meiner Mutter kamen die Männer immer an erster Stelle, weißt du? Ich hatte immer das Gefühl, ihr nicht so wichtig zu sein wie sie. Ihr Leben drehte sich immer nur um den Typen, mit dem sie gerade zusammen war. Und ich habe mir geschworen, meinem Kind nie, aber auch nie dieses Gefühl zu geben.«
    »Du bist nicht deine Mutter«, sagt Alain nach einer kurzen Pause.
    »Aber was, wenn ich so werde wie sie?«, frage ich leise. »Was, wenn ich jetzt, wo ich geschieden bin, genau das tue? Das darf ich nicht zulassen. Annie muss an erster Stelle kommen, egal was.«
    »Jemand anderen in dein Leben zu lassen heißt ja nicht, Annie auszuschließen«, meint Alain vorsichtig.
    Ich spüre Tränen über meine Wangen rinnen, und ich wundere mich, dass ich offenbar zu weinen begonnen habe. »Aber was, wenn er mich verletzt?«, platze ich heraus. »Was, wenn ich ihn in mein Leben lasse und er mir das Herz bricht? Was, wenn er Annie verletzt? Sie hat schon mit ihrem Dad so viel durchgemacht; ich glaube, ich könnte es nicht ertragen, wenn ich sie auch noch verletzte.«
    Alain tätschelt meine Hand. »Das stimmt, das ist ein Risiko, das du eingehen würdest«, sagt er. »Doch im Leben geht es darum, Risiken einzugehen. Wie kann man denn sonst leben?«
    »Aber jetzt bin ich halbwegs glücklich«, sage ich zu ihm. »Vielleicht reicht das ja. Woher willst du wissen, dass Gavin das alles nicht verändern würde?«
    »Ich weiß es nicht«, sagt Alain. »Trotzdem gibt es nur eine Möglichkeit, es

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