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Solange am Himmel Sterne stehen

Solange am Himmel Sterne stehen

Titel: Solange am Himmel Sterne stehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Harmel
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herauszufinden.« Er steht auf und holt mein Handy vom Küchentresen, wo es zum Aufladen liegt. »Ruf ihn an. Bitte ihn, dich morgen zu begleiten. Du musst ja jetzt keine Entscheidungen treffen. Aber öffne die Tür, Hope. Öffne die Tür, um ihn hereinzulassen.«
    Ich nehme ihm das Telefon ab und hole einmal tief Luft. »Okay.«
    Annie wacht mit mir zusammen um drei Uhr morgens auf, und während ich am Küchentisch Kaffee schlürfe und die Zeitung von gestern lese, isst sie Rice Krispies und trinkt ein Glas Orangensaft.
    »Mr Keyes hat also Ja gesagt?«, fragt sie, nachdem sie mich eine Weile angestarrt hat. »Er fährt mit dir hin?«
    »Ja.« Ich räuspere mich. »Er kommt um vier her.«
    »Gut«, sagt sie. »Mr Keyes ist richtig nett. Findest du nicht?«
    Ich nicke und sehe auf meinen Kaffee. »Doch, das ist er«, sage ich vorsichtig.
    »Er kann Sachen gut in Ordnung bringen.«
    Ich sehe sie komisch an. »Na ja, klar. Er ist schließlich Handwerker.«
    Sie lacht. »Nein, ich meine, er bringt, na ja, andere Leute und so in Ordnung. Als würde er anderen Leuten gern helfen.«
    Ich lächele. »Ja, ich nehm’s an.«
    Annie schweigt einen Moment. »Das heißt, also, du weißt schon, dass er dich mag, oder? Das sieht man doch, so, wie er dich anschaut.«
    Ich spüre, wie mir die Röte am Hals hochsteigt. Ich bin nicht bereit, über diese Sache mit Annie zu diskutieren. »Du meinst, so, wie dein Dad Sunshine ansieht?«, versuche ich es mit einem lahmen Witz.
    Annie verzieht das Gesicht. »Nein, nicht so.«
    Ich lache. Ich will eben noch etwas sagen, um zu protestieren, aber Annie kommt mir zuvor.
    »Dad sieht Sunshine an, als hätte er Angst.«
    »Angst?«
    Sie denkt einen Augenblick nach. »Angst davor, allein zu sein«, sagt sie. »Aber Gavin sieht dich anders an.«
    »Was meinst du damit?«, frage ich leise. Mir wird bewusst, dass ich ihre Antwort wirklich hören will.
    Sie sieht wieder auf ihre Krispies. »Ich weiß nicht. Als ob er einfach in deiner Nähe sein will. Als ob er dich toll findet. Als ob er irgendetwas tun will, um dir das Leben schön zu machen.«
    Ich schweige eine Minute. Ich weiß nicht, was ich sagen soll. »Macht dir das etwas aus?«, frage ich schließlich.
    Annie blickt verblüfft. »Nein. Wieso denn?«
    Ich zucke die Schultern. »Ich weiß nicht. Es war bestimmt nicht leicht für dich, mit anzusehen, wie dein Dad so schnell eine neue Beziehung angefangen hat. Ich nehme an, ich will nur, dass du weißt, dass ich nicht irgendwohin gehen werde. Du kommst für mich an erster Stelle. Jetzt und für immer.«
    Ich sehe sie genau an, während ich das sage. Sie soll wissen, dass ich es wirklich ernst meine.
    Sie blickt verlegen. »Ich weiß «, sagt sie. »Aber das heißt ja nicht, dass du, na ja, mit Mr Keyes nicht ein Date haben kannst.«
    Ich lache. »Schatz, er hat mich nicht um ein Date gebeten.«
    » Noch nicht«, sagt sie. Sie schweigt einen Augenblick. »Im Ernst, wahrscheinlich hat er es nicht getan, weil du so tust, als würdest du ihn nicht mögen. Aber du kannst ja nicht ewig allein bleiben.«
    Meine Gedanken von gestern Abend schießen mir wieder durch den Kopf. »Ich bin nicht allein«, sage ich leise. »Ich habe dich. Und Mamie. Und jetzt Alain.«
    »Mom, ich werde nicht ewig hier sein«, sagt sie ernst. »Ich werde aufs College und so gehen in, na ja, in ein paar Jahren. Alain wird vermutlich zurück nach Paris fliegen, oder? Und Mamie wird irgendwann sterben.«
    Ich hole einmal scharf Luft. Ich hatte nicht gewusst, wie ich das Thema Annie gegenüber anschneiden sollte. »Ja, das wird sie. Aber ich hoffe, wir werden erst noch ein bisschen Zeit mit ihr haben.« Ich halte kurz inne. »Kommst du damit klar? Mit der Vorstellung, dass wir sie vermutlich bald verlieren werden?«
    Sie zuckt mit den Schultern. »Ich werde sie nur sehr vermissen, weißt du?«
    »Ich auch.«
    Wir schweigen lange Zeit. Ich habe Mitleid mit meiner Tochter, die schon jetzt zu viel Verlust erfahren musste.
    »Ich will nicht, dass du allein bist, Mom«, sagt Annie nach einer Weile. »Niemand sollte allein sein.«
    Ich nicke, während ich Tränen wegblinzele, mit denen ich nicht gerechnet habe.
    »Sieh einfach zu, dass du Jacob findest, okay?«, sagt sie leise. »Du musst ihn finden.«
    »Ich weiß. Ich will ihn ja auch finden. Ich werde mein Bestes tun, versprochen.«
    Annie nickt ernst und steht auf, um ihre übrig gebliebene Milch in die Spüle zu kippen und ihre Schale und ihr Saftglas in die Spülmaschine zu

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