Solange am Himmel Sterne stehen
Augen. »Na ja, ich bin sicher, er wird schon noch darauf kommen, dass ich das nicht bin.«
»Wieso gehst du eigentlich nie mit irgendwem aus?«, fragt Annie nach einer Pause, und so, wie sie in die Küchenspüle starrt, anstatt mir in die Augen zu sehen, habe ich das Gefühl, dass ihr das Thema unangenehm ist. Ich frage mich, warum sie es dann zur Sprache bringt.
»Dein Dad und ich sind noch nicht lange geschieden«, erwidere ich.
Annie sieht mich seltsam an. »Heißt das, du willst wieder mit Dad zusammenkommen oder so?«
»Nein!«, sage ich prompt, denn das ist es überhaupt nicht. »Nein, ich denke, es ist nur so, dass ich nicht damit gerechnet habe, wieder Single zu sein. Außerdem kommst du für mich jetzt an erster Stelle, Annie.« Ich halte kurz inne und frage dann: »Warum?«
»Nur so«, beeilt sich Annie zu sagen. Sie schweigt einen Moment. Ich kenne sie gut genug, um zu wissen, dass sie, wenn ich sie nicht bedränge, von selbst sagen wird, was ihr durch den Kopf geht – oder zumindest eine Version davon. »Es ist nur irgendwie seltsam.«
»Was ist seltsam?«
»Dass du keinen Freund oder so hast.«
»Ich finde das nicht seltsam, Annie«, sage ich. »Nicht jeder muss eine Paarbeziehung haben.« Ich will nicht, dass Annie zu einem dieser Mädchen heranwächst, die sich ohne Beziehung unvollkommen fühlen. Bis jetzt bin ich noch nie auf die Idee gekommen, dass ihr solche Gedanken durch den Kopf geistern könnten.
»Dad hat eine Paarbeziehung«, murmelt sie. Wieder starrt sie direkt in die Küchenspüle, und im ersten Moment bin ich mir nicht sicher, was mich mehr schmerzt – die plötzliche Erkenntnis, dass Rob so schnell mit mir abgeschlossen hat, oder die Tatsache, dass Annie das sichtlich zu schaffen macht. Wie auch immer, ich fühle mich, als hätte mir jemand mit der Faust in den Magen geschlagen.
»Ach ja?«, frage ich so gelassen wie möglich. »Und wie findest du das?«
»Es ist schon okay.«
Ich sage nichts, warte darauf, dass sie fortfährt.
Sie bricht wieder das Schweigen. »Sie ist ständig da, weißt du. Seine Freundin. Oder was auch immer.«
»Du hast sie noch nie erwähnt.«
Annie zuckt die Schultern und murmelt: »Ich dachte, dann würdest du dich schlecht fühlen.«
Ich blinzele ein paarmal. »Darüber musst du dir nicht den Kopf zerbrechen, Annie. Du kannst mir alles sagen.«
Sie nickt, und ich kann sehen, dass sie mich von der Seite mustert. Ich tue, als wäre ich in den Abwasch vertieft. »Wie heißt sie denn?«, frage ich beiläufig.
»Sunshine«, murmelt sie.
» Sunshine? « Ich halte mitten in der Arbeit inne und starre sie an. »Dein Dad geht mit einer Frau namens Sunshine?«
Annie bringt zum ersten Mal ein Lächeln zustande. »Ganz schön bescheuerter Name«, pflichtet sie mir bei.
Ich pruste und schrubbe weiter ein Backblech. »Und, magst du sie?«, frage ich nach einer Weile zögernd.
Annie zuckt mit den Schultern. Sie dreht ihren Wasserhahn zu, schnappt sich ein Handtuch und beginnt, eine Edelstahlschüssel abzutrocknen. »Kann sein.«
»Ist sie nett zu dir?«, versuche ich es noch einmal, denn ich habe das Gefühl, dass ich hier irgendetwas nicht mitbekomme.
»Kann sein«, wiederholt sie. »Jedenfalls, ich bin froh, dass du mit niemandem gehst, Mom.«
Ich nicke und versuche es mit ein bisschen Humor. »Na ja, die Männer, die noch zu haben sind, rennen mir nicht unbedingt die Türen ein.«
Annie blickt verwirrt, als hätte sie den selbstironischen Seitenhieb nicht verstanden. »Jedenfalls«, sagt sie, »es ist besser, wenn wir eine Familie sind. Ohne Fremde.«
Ich widerstehe dem Drang, ihr recht zu geben, denn das wäre egoistisch von mir. Aber ich soll doch das Richtige tun, oder? Und das Richtige ist hier, ihr verstehen zu helfen, dass ihr Vater und ich unser Leben letztendlich getrennt weiterleben müssen. »Wir können immer noch eine Familie sein, Annie«, sage ich. »Dass dein Dad eine Freundin hat, ändert nichts an seinen Gefühlen für dich.«
Annie sieht mich mit zusammengekniffenen Augen an. »Egal.«
»Schatz, dein Vater und ich lieben dich beide sehr«, sage ich. »Daran wird sich nie etwas ändern.«
»Egal«, sagt sie noch einmal. Sie stellt die Rührschüssel auf den Abtropfständer. »Kann ich jetzt gehen? Ich habe heute viele Hausaufgaben.«
Ich nicke langsam und sehe zu, wie sie ihre Schürze abnimmt und sorgfältig an den Haken neben dem großen Kühlschrank hängt. »Schatz?«, wage ich mich vor. »Alles okay mit dir?«
Sie
Weitere Kostenlose Bücher