Solange am Himmel Sterne stehen
konnte nicht schlafen. Und ich wollte gern erfahren, wie deine Suche vorankommt.«
Ich nehme das mit einem Nicken zur Kenntnis, während ich mir selbst eine Tasse Kaffee einschenke.
»Wirst du nach Paris fahren?«, fragt Gavin.
»Gavin, ich kann nicht.«
Die Zeitschaltuhr geht los, und ich spüre Gavins Blick auf mir, während ich die Ofenhandschuhe überstreife und zwei Bleche mit Sterntörtchen aus dem Ofen nehme. Ich schalte die Temperatur um fünfundzwanzig Grad zurück für die Croissants, die ich bereits ausgerollt und geformt habe, dann gehe ich nach vorn in den Verkaufsraum, um zu sehen, ob irgendjemand in die Bäckerei gekommen ist, ohne dass ich die Türglocke gehört habe. Der Laden ist leer. Gavin wartet, bis ich die Croissants in den Ofen geschoben habe, bevor er wieder das Wort ergreift.
»Warum kannst du nicht fahren?«, fragt er.
Ich beiße mir auf die Lippe. »Ich kann es mir nicht leisten, die Bäckerei für ein paar Tage zu schließen.«
Gavin nimmt das zur Kenntnis, und ich werfe verstohlen einen Blick auf ihn, um zu sehen, ob er mich verurteilt. Auf seinem Gesicht ist nichts davon zu erkennen. »Okay«, sagt er langsam. Mir wird bewusst, dass er gar nicht gefragt hat, warum, und ich bin froh darüber. Ich will meine Situation niemandem erklären müssen.
»Kann nicht jemand anders sie ein paar Tage für dich führen?«, fragt er einen Augenblick später.
Ich lache, und mir fällt auf, wie bitter es klingt. »Wer denn? Annie ist, streng genommen, noch nicht einmal alt genug, um hier zu arbeiten. Und ich habe nicht das Geld, um jemanden einzustellen.«
Gavin blickt nachdenklich. »Du hast doch sicher Freunde, die einspringen können.«
»Nein«, sage ich, »habe ich nicht.« Noch einer der vielen Misserfolge in meinem Leben , ergänze ich im Stillen.
Wir werden vom Bimmeln der Türglocke unterbrochen, und ich gehe hinaus, um meine erste Kundin des Tages zu bedienen. Es ist Marcie Golgoski, die die Stadtbibliothek leitet, seit ich ein kleines Mädchen war. Während ich ihr einen Becher Kaffee zum Mitnehmen einschenke und einen Blaubeermuffin – ihre übliche Wahl – einpacke, hoffe ich, dass Gavin in der Backstube bleibt. Ich weiß, wie es für sie aussehen wird, wenn er dort hinten bei mir ist, und ich will nicht, dass irgendjemand in der Stadt Mutmaßungen über mein Privatleben anstellt. So gern ich auch hier lebe, diese Stadt ist so geschwätzig wie eine Highschool.
Die Zeitschaltuhr am Ofen geht in dem Moment los, als ich Marcies Betrag in die Kasse eintippe, und nachdem sie gegangen ist, eile ich rasch zurück in die Backstube, voller Angst, ich könnte die Croissants ein bisschen zu lange gebacken haben. Ich sehe verblüfft, wie Gavin das Blech mit den Croissants sanft auf ein Abkühlgitter stellt.
»Danke«, sage ich.
Er nickt und streift die Ofenhandschuhe ab. »Ich muss los«, sagt er. »Aber du täuschst dich.«
»Worin?«, frage ich, denn wenn ich ganz ehrlich zu mir bin, gibt es sicher vieles, worin ich mich täusche.
»Dass du keine Freunde hast«, sagt er. »Du hast mich.«
Ich weiß nicht, was ich darauf antworten soll, daher sage ich nichts. Aber mein Herz rast auf einmal, und ich spüre, wie mir die Hitze in die Wangen steigt.
»Ich weiß, du denkst, ich bin nur der Typ, der Rohre und so repariert«, fährt er nach einer kurzen Pause fort.
Mein Gesicht beginnt zu glühen. »Ich bin ein einziges Chaos«, sage ich schließlich. »Warum solltest du mein Freund sein wollen?«
»Aus demselben Grund, aus dem jeder jemands Freund sein will«, sagt Gavin. »Weil ich dich mag.«
Ich starre ihm nach, während er zur Tür hinaus verschwindet.
Annie ist verblüffend freundlich, als sie am Nachmittag kommt. Sie scheint so gut gelaunt, dass ich die Internet-Recherche, die ich durchgeführt habe, oder meinen inneren Konflikt bezüglich Paris nicht zur Sprache bringe, da ich den Gedanken an einen neuerlichen Streit nicht ertragen kann. Sie wird heute Abend wieder zu ihrem Vater gehen. Während wir nach Ladenschluss nebeneinander in der Backstube das Geschirr abspülen, unterbricht sie unser geselliges Schweigen mit einer Frage.
»Gehst du jetzt eigentlich mit Matt Hines oder so?«
Ich schüttele entschieden den Kopf. »Nein. Absolut nicht.«
Annie blickt skeptisch. »Ich glaube nicht, dass er das weiß.«
»Warum sagst du das?«
»So, wie er dich ansieht«, sagt sie. »Und mit dir redet. Ganz besitzergreifend. Als ob du seine Freundin wärst.«
Ich verdrehe die
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