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Solange, bis ich dich finde: Roman (German Edition)

Solange, bis ich dich finde: Roman (German Edition)

Titel: Solange, bis ich dich finde: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Albicker
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Ich muss etwas abgenommen haben. Meine Gesichtsfarbe wirkt zwar ein wenig blass, doch werde ich heute mit viel Make-up und Rouge nachhelfen. Es klingelt. Das muss Alfredo sein.
    Er führt mich durch zahlreiche Gassen an vielen Cafés vorbei. Die Leute kennen ihn, denn sie grüßen ihn alle herzlich, und sogleich werde ich in Augenschein genommen und genauso herzlich begrüßt.
    „Das sind alles Freunde“, sagt Alfredo in italienischem Akzent.
    „Sie scheinen sehr nett zu sein.“
    „Oh ja, alle sind nett. Hier in Venedig sieht man mit dem Herzen, nicht mit den Augen. Du hast ein gutes Herz, das haben alle schon gesehen.“
    Seine Wortwahl gefällt mir und ich glaube, dass es ein schöner Abend werden wird.
    Nun stehen wir auf einer Veranda, umgeben von Olivenbäumen und wilden Sträuchern. Ich frage mich, ob er hier wohnt. Doch dann meint er: „Herzlich willkommen, Lea. Heute Abend werden wir gemeinsam mit meiner Familie essen.“
    „Mit deiner Familie?“
    „Ja, sie möchten dich alle kennenlernen.“
    „Aber wir kennen uns doch kaum, erst seit heute Morgen. Meinst du, das ist eine gute Idee, Alfredo?“
    „Oh ja, es wird dir gefallen. Und wir werden uns weiter kennenlernen. Ob bei meiner Familie oder wenn wir unter uns sind. Lea, bleib locker, sie werden dich lieben.“
    „Okay, wenn du das sagst“, antworte ich ihm und habe ein banges Gefühl. Ich bin es nicht gewohnt, mit so vielen Menschen zu essen und mit allen zu sprechen. Eigentlich wollte ich mit Alfredo alleine sein, aber auf der anderen Seite ist es vielleicht besser so, denn immerhin kenne ich ihn wirklich noch nicht und da wäre ein Abend zu zweit vielleicht auch keine gute Idee.
    „Oh, Bella. Schön zu sehen dich. Come va?“, fragt Alfredos Mutter.
    „Ich, mir geht es gut, also io sto bene“, sage ich gebrochen. „Se sei affamato?”, fragt sie mich.
    Ich schaue Alfredo mit fragenden Blicken an und er sieht, dass ich sie nicht verstehe.
    „Sie fragt, ob du Hunger hast.“
    Ehe ich antworten kann, gibt er statt meiner eine Antwort und sagt, dass ich natürlich Hunger habe, und schon bittet sie mich an den Tisch, wobei sie keine Zeit verstreichen lässt und alles aufdeckt.
    „Cicchetti, Cicchetti“, sagt die Mutter von Alfredo, als sie Käse, Wurst, verschiedene Pasten und eingelegtes Gemüse auf den Tisch stellt.
    „Cicchetti?“, sage ich fragend und schaue Alfredo an.
    Er lacht und meint, „Cicchetti“ würde „Happen“ heißen, und diese Happen seien in Venedig eine Spezialität. Wenn das alles eine Kleinigkeit ist, dann bin ich auf den Hauptgang gespannt.
    „Hier, Lea, Prosecco.“
    „Oh, vielen Dank“, sage ich Alfredo und wir schauen uns beim Anstoßen tief in die Augen. Er ist wirklich sehr nett. Leider schwirrt in meinem Hinterkopf immer noch Noah herum, aber dieser Alfredo schafft es, mich zum Lachen zu bringen, mich von Noah abzulenken und ich kann mir durchaus mehr mit ihm vorstellen. Zwar ist mir klar, dass er niemals solche Gefühle in mir auslösen wird wie Noah, aber die Hauptsache ist doch, dass ich wieder glücklich werde. Plötzlich kommt wieder Alfredos Mama und stellt verschiedene Fischsorten auf den Tisch – Thunfisch, Aal und Seezunge.
    „Inizio“, meint sie, und ich habe verstanden, dass wir schon einmal anfangen sollen. Alfredo sagt, dass bald noch mehr Leute kommen werden. Sein Onkel, seine Neffen, Tanten und all seine Brüder.
    „Wieso fangen wir schon ohne sie zu essen an?“, frage ich Alfredo.
    „Es ist egal, dass wir anfangen. Wir essen sowieso immer, zu jeder Zeit“, meint er und muss lachen. Ich lache auch und freue mich auf den Abend. Spät am Abend sind alle mit dem Essen fertig. Es war sehr unterhaltsam, vor allem als sein Onkel seine Mundharmonika herausholte und zu spielen begann. Die anderen sangen vergnügt mit und ich hörte sehr gerne zu. Diese italienische Sprache fasziniert mich immer wieder. Ob sie sprechen oder singen, ständig schwingt eine Melodie mit, die mich verzaubert. Wir verabschieden uns bei allen, während sie eindringlich darum bitten, dass wir bald wiederkommen und stets viel Appetit mitbringen mögen.
    „Es war sehr schön bei deiner Familie, Alfredo. Es hat mich gefreut und …“
    „Und jetzt machen wir noch einen schönen Spaziergang am Wasser entlang und haben endlich ein wenig Zeit für uns. Was meinst du?“
    „Gerne“, antworte ich ihm und bin mir nicht ganz sicher, ob das eine gute Idee ist, denn es ist mir klar, dass ich gerade dabei bin, mich auf ihn

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