Solange, bis ich dich finde: Roman (German Edition)
werden es nicht tun. Für sie bin ich ein gnadenloser Herzensbrecher, deshalb kann ich ihnen nicht mehr unter die Augen treten. Meine Lea – wo auch immer du bist, mit meinem blutenden Herzen wünsche ich dir ein glückliches Leben mit einem Mann, der dich nicht suchen muss, und dich glücklich macht.
Mit der Kündigung in der Hand schließe ich die Türe hinter mir wieder zu. Mein Körper bebt, mein Verstand scheint zu schwinden und meine Traurigkeit überwältigt mich. Auf dem Weg zurück ins Büro schaffe ich es nicht, die Tränen, die aus meiner tiefen Verletzung hervorströmen, zu halten. Dabei habe ich nicht bemerkt, wie mir einige Tränen auf den Zettel mit der Kündigung gefallen sind. Die Tinte ist überall verschmiert und man kann nur noch bruchstückhaft die Zeilen erkennen, die sie geschrieben hat. Im Büro angekommen, lege ich die verschmierte Kündigung auf Katners Schreibtisch. „Was ist das?“, fragt er.
„Es ist ihre Kündigung. Sie bezahlt die nächsten drei Monate, vielleicht auch in Raten. Ein paar Möbelstücke sind noch drin, aber wir können sofort inserieren und jemand anderen reinlassen.“
„Das soll eine Kündigung sein? Das sieht aus wie das letzte Hemd aus der Kanalisation.“
„Ja, der Regen. Aber ich habe den Zettel gelesen, als die Schrift noch ordentlich zu erkennen war.“
„Aha“, entgegnet mir Katner und sieht mir dabei in die Augen. Er ahnt, was mit dem Zettel geschehen ist, denn als er ein Blick nach draußen wirft und keine einzige Wolke am Himmel erkennen kann, schaut er mich an und sagt kein Wort, was für ihn sehr ungewöhnlich ist.
„Ist gut, ich nehme dieses Exemplar als Beleg für ihre Kündigung“, sagt Katner, und ich verlasse den Raum.
Wieder einmal seit langer Zeit sitze ich in der Geschäftskantine. Heute gibt es eine Spargelcremesuppe und als Hauptmenü Rigatoni mit Käse überbacken. Das hört sich gut an und ich bestelle dieses Menü, obwohl ich überhaupt keinen Hunger verspüre, aber ich muss versuchen weiterzuleben, am besten, indem ich mich dazu zwinge, zu funktionieren. Irgendwann werden bestimmt alle Gefühle erloschen sein. Wieder sitze ich an dem Platz in der Kantine, von dem aus ich das Gemälde von „Monet“ mit der Abendstimmung aus Venedig betrachten kann. Dieses Mal und stärker denn je verspüre ich wieder diese Sehnsucht, wenn ich das Bild anschaue. Wieder möchte ich einfach nur weg und verschwinden, so wie vor einigen Monaten, bevor ich Lea gesehen habe. Ich bin zwar erst in die neue Wohnung eingezogen, aber na und? Ich habe genug finanzielle Rücklagen, keine Kinder, meine Ehe ist vorbei und die Frau meiner Träume ist auch weg. Ich möchte weg – nach Venedig.
Kapitel 13
Das Zimmer ist zwar nicht groß, aber für die nächste Zeit kann ich mir vorstellen, hier zu wohnen. Ein Bett, ein Schrank und ein Kühlschrank sind vorhanden. Und meine Malutensilien habe ich bei mir. Natürlich habe ich mein Bild von Venedig, das in der alten Wohnung aufgehängt war, nicht vergessen. Ich habe es wieder aufgehängt, nicht weit von meinem Bett. Dieses Bild hat mich hierhergeführt und es scheint meine Hoffnung auf ein doch noch schönes Leben zu verkörpern. Seit ich in Venedig bin, geht es jeden Tag ein Stück mehr bergauf. Die Sonne wärmt meine Seele und die Landschaft verzaubert meine Sinne. Ich habe Lust zu malen und ziehe jeden Tag in der Landschaft umher, um Fotos zu machen. Das geht nun schon drei Wochen so – seit ich hier bin. Mein Italienisch hält sich in Grenzen, aber ich kann mich sehr gut mit Händen und Füßen verständlich machen. Einige Italiener sprechen ein gebrochenes Deutsch. Es ist wunderbar, die Menschen hier sind sehr nett und hilfsbereit und ich habe weitgehend meine Ruhe. Im Moment lebe ich, wieder einmal, von den letzten Geldreserven, und wie ich die restliche Miete in Deutschland bezahlen soll, weiß ich noch nicht. Vielleicht sollte ich mich bei der Katner Company melden, denn die hat nicht einmal eine Nummer von mir.
„Katner Company, hallo?”
„Hallo, hier spricht Lea Aurelius …”
„Lea Aurelius? Na, das ist aber erfreulich.“
„Ich wollte mich melden wegen der Miete. Ich kann sie noch nicht bezahlen. Ist es möglich, sie in Raten zu überweisen?“
„Hören Sie, Sie haben hier einen ziemlich großen Wirbel hinterlassen. Ihr plötzliches Verschwinden mit dieser verschmierten Kündigung und einfach alle Möbel stehen lassen …“
„Es tut mir leid aber es ging nicht anders.“
„Ja, ja,
Weitere Kostenlose Bücher