Solange, bis ich dich finde: Roman (German Edition)
wie konnte ich das nur vergessen“, sage ich scherzhaft und bin sehr darüber irritiert, warum er dieses Formular in seinem Papierkorb hatte. Ich werde morgen Katner anrufen und ihn fragen, ob er diesen Alfredo von irgendwoher kennt.
„Wie ist eigentlich dein Nachname, Alfredo?“
„Warum willst du das alles wissen? Bist du ein Spion? Oder ein Mafiosi?“
„Nein, wo denkst du hin? Immerhin werde ich bald in deine Wohnung ziehen und da wäre es vielleicht angebracht, wenn ich deinen ganzen Namen kenne.“
„Ah ja, verstehe. Merdo. Alfredo Merdo.“
„Gut, mein Name ist Hillings. Noah Hillings.“
„Noah Heilings.“
„Nein, Hillings.“
„Ja, ja. Jetzt wissen wir ja, wie wir heißen. Noch einen Whisky?“
„Der letzte, dann werde ich verschwinden.“
Es ist 10:25 Uhr in Venedig, auch in Deutschland. Vielleicht erreiche ich Katner noch im Büro.
„Katner Company“, meldet sich Katner, wie immer in einem harten Tonfall, so dass man am liebsten gleich wieder auflegen möchte.
„Guten Morgen, Katner. Ich bin es. Noah.“
„Aha, wen haben wir denn da? Wir brauchen gar nicht um den heißen Brei zu reden. Du bist am Montag einfach wieder da und wir vergessen die ganze Sache.“
„Ich enttäusche dich nur ungern, aber deshalb rufe ich dich nicht an. Ich habe eine Frage.“
„Schieß raus damit und komm zur Vernunft.“
„Kennst du einen Alfredo Merdo?“
„Glaubst du, nur weil du in Venedig rumsitzt, müsste ich jetzt auch einen Italiener kennen?“, schreit Katner in den Hörer. „Kennst du ihn oder nicht? Falls nicht, würdest du dann in den Akten nachsehen, ob er irgendwie schon einmal mit uns zu tun gehabt hat?“
„Was heißt da mit uns? Komm hierher und dann kannst du wieder ‚uns‘ sagen.“
„Katner, bitte.“
„Warum sollte man ihn kennen?“
„Ich weiß es nicht. Er hatte Unterlagen von der Katner Company bei sich. Das ist doch sehr ungewöhnlich für jemanden in Venedig, oder?“
„Wieso ungewöhnlich? Sind wir etwa ein Unternehmen, welches man nur in der Region kennt?“
„Komm schon, reg dich wieder ab. Bestimmt hast du wieder einen knallroten Kopf. Du weißt, dass du irgendwann einen Herzinfarkt haben wirst.“
„Und du einen Hirnschlag, mit deinem Knall … Aber ist schon gut, ich schaue nach, ob dieser Marco in unseren Unterlagen vermerkt ist.“
„Alfredo Merdo“, sage ich noch einmal nachdrücklich. Während ich warte, bis Katner wieder an seinem Platz ist, muss ich kopfschüttelnd feststellen, dass sich dieser Mensch nie ändern wird. Es ist gut, dass ich gekündigt habe.
„Noah?“
„Katner?“
„Diesen Alfredo Merdo gibt es nicht. Außer in deiner Welt, aber in unserer nicht.“
„In Ordnung. Vielen Dank Katner.“
„Ja, ja“, erwidert der und legt auf.
Ein großes Rätsel tut sich mir auf, vor allem deshalb, weil mir Alfredo versichert hat, nichts von diesem Unternehmen zu wissen. Ich werde ihn bei Gelegenheit wieder darauf ansprechen.
Mittlerweile sind zwei weitere Tage vergangen, an denen ich nichts weiter tat, als die Stadt zu erkunden. Ich wusste vorher nicht, wie schön Venedig ist, und vor allem, wie romantisch. Ständig muss ich an Lea denken und habe mir oft vorgestellt, sie hier bei mir zu haben. Es hätte so schön sein können. Ich frage mich, wo sie wohl sein mag, hier auf dieser Welt? Vermisst sie mich oder ist sie froh, mich nicht wiederzusehen? Plötzlich reißt mich ein Klopfen an der Türe aus meinen Gedanken.
„Buon giorno!“, rufe ich.
„Hallo, Alfredo hier.“
„Hallo Alfredo“, sage ich, als ich die Türe öffne.
„Hast du dir überlegt, ob du meine Wohnung nimmst? Ich könnte bald ausziehen, da ich eine größere Wohnung gefunden habe.“
„Das ging aber schnell. Kaum hier, schon habe ich eine Wohnung. Wann kann ich rein?“
„Schon in ein paar Tagen. In vier, vielleicht auch fünf.“
„Ich habe Zeit.“
„Schön, ich rufe dich dann an, in Ordnung?“
„Sehr gerne“, sage ich und verabschiede mich von ihm.
Heute möchte ich wieder zur Basilica di San Marco gehen und mir überhaupt die Kirchen anschauen, zu denen täglich große Menschenmengen strömen.
Als ich gerade unterwegs zum Markusdom bin, da trifft mich fast der Schlag, als ich mir einbilde, Lea gesehen zu haben. Ein Bus fuhr an mir vorbei, ganz langsam, und da blickte eine Frau aus dem Fenster. Wäre ich nicht in Venedig, hätte ich schwören können, sie gesehen zu haben, zumal sie auch ein wenig verwundert geschaut hat. Jetzt merke
Weitere Kostenlose Bücher