Solange, bis ich dich finde: Roman (German Edition)
dass er keine 1.300 Euro verlangt. Nachdem er den Betrag in seinem Taschenrechner umgerechnet hat, verlangt er 110 Euro von mir. Nach großer Erleichterung reiche ich ihm das Geld und verabschiede mich von ihm.
Jetzt stehe ich mitten in Laholm, einer kleinen Stadt im Süden Schwedens. In meinem Reiseführer steht, es sei die älteste Stadt der Provinz Halland. Mit meinem Wörterbuch bewaffnet gehe ich durch eine sehr mittelalterliche Fußgängerzone und frage Passanten, wo das Rathaus ist und folge ihren Anweisungen.
„Kan du sägamigvar jag hittar familjen Imset“?“, frage ich die Dame am Empfang und brauche ewig, bis ich jedes Wort nachgeschlagen habe, um dann weiter zu fragen, ob hier Familien mit dem Namen Imset leben. Die Dame schaut sofort nach und nennt mir Adressen von Leuten dieses Namens. Sogleich lasse ich mich von einem Taxi zu diesen Adressen bringen. Bei der ersten angekommen, öffnet mir eine ältere Dame die Türe.
„Goddag“, sagt sie.
„Goddag, är du kvinna Imset?“, frage ich sie und warte auf eine Antwort, ob sie Frau Imset sei.
„Ja, varför?“
„Du vet Noah?“
„Noah? Som borde vara?“, fragt sie und ich schlage im Wörterbuch nach, dass sie meint, wer das sein soll. Dann bedanke ich mich bei ihr und verabschiede mich höflich. Gleich geht es weiter zur nächsten Adresse. Dort treffe ich auf einen etwas älteren Mann und frage auch ihn, ob er Noah kennt. Auch er verneint dies und als ich mich von ihm verabschieden möchte, fragt er, um welchen Noah es sich denn handele.
„Noah Hillings“, antworte ich.
„Hillings? Moster växte upp med hans?“, fragt er.
Schnell hole ich mein Wörterbuch heraus ... Er fragt, ob es jener Noah sei, der bei seiner Tante aufgewachsen ist.
„Ja, genau den meine ich“, sage ich voller Euphorie.
„Ja precis, jag menar“, sage ich noch einmal auf Schwedisch. Dann lächelt er und meint plötzlich auf Deutsch, dass er Noahs Tante gut kenne und auch Noah von klein auf, denn er habe ihn oft mit auf die See genommen. Er fragt, ob Noah denn hier sei, denn er habe ihn schon eine Ewigkeit nicht mehr gesehen. Sogleich gibt er mir die Adresse von Noahs Tante und bittet mich, viele Grüße von Gustav auszurichten.
Endlich stehe ich vor dem Haus der Familie Imset und bin unendlich nervös. Ich klingele und nach ein paar Minuten öffnet eine ältere, sehr liebenswürdige Dame die Türe.
„Goddag“, sagt sie und strahlt eine große Güte aus. „Guten Tag, ich mein Goddag“, sage ich und traue mich kaum zu atmen.
„Oh, Sie sprechen Deutsch?“, sagt sie in schwedischem Akzent.
„Ja, ich suche Noah. Ist er bei Ihnen?“
„Er ist da. Sind Sie Lea?“, fragt sie mich und ich erschrecke förmlich, als sie meinen Namen ausspricht.
„Ja“, sage ich vorsichtig.
„Ich weiß nicht, ob er sie sehen möchte. Wie sind Sie überhaupt hierhergekommen? Noah hat niemandem gesagt, dass er hier ist.“
„Ich habe es herausgefunden. Hören Sie, ich muss ihn sehen, ganz dringend.“
„Warten Sie einen Moment, ich werde zuerst mit ihm sprechen.“
Dann schließt sie die Türe und ich stehe da, ohne zu wissen, was gleich passieren wird. Bitte Noah, lass mich diesen Weg nicht umsonst gemacht haben. Meine Tränen kann ich nicht mehr aufhalten, so sehr bin ich davon überwältigt, dass ich ihm so nahe bin. Und doch muss ich versuchen, wieder Fassung zu bewahren, denn ich muss jetzt stark sein und kann nur hoffen, dass er mich sehen möchte. Mittlerweile sind fast 15 Minuten vergangen, ohne dass seine Tante zurückgekehrt wäre. Was soll ich nur machen? Klingeln? Aber seine Tante weiß, dass ich hier draußen warte, und vielleicht braucht Noah noch ein wenig Zeit. Plötzlich geht ganz langsam die Türe auf. Mein Herz pocht wie wild und Schwindel überkommt mich. Es ist wieder seine Tante.
„Hören Sie, Noah weiß nicht, ob er Sie sehen möchte.“
„Bitte“, sage ich flehend.
„Ich möchte ihm alles erklären, er soll mir nur fünf Minuten zuhören. Bitte sagen Sie ihm das.“
Seine Tante schaut mich mitfühlend an und gleichzeitig sehe ich ihr an, dass sie zu Noah und seiner Aussage stehen muss. „Ich kann es noch einmal versuchen, aber wenn er nicht möchte, dann müssen Sie das akzeptieren.“
„Ja“, sage ich und wieder kann ich meine Tränen nicht zurückhalten. Seiner Tante zerreißt es fast das Herz, mich so zu sehen, auch wenn sie mich nicht kennt, denn sie musste soeben selber ihre Tränen zurückhalten. Weitere lange Minuten
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