Solange du atmest
Deckel des Laptops und startete das Gerät.
Eine Weile lang hörte sie Fletcher einfach nur stumm vor sich hin tippen. Sie konnte nicht sehen, was sich auf dem Display des Notebooks abspielte. Doch Fletchers Gesicht, das sich im flackernden Schein des Bildschirms immer mehr verfinsterte, sprach Bände.
Miley wollte es gar nicht wissen. Was immer Fletcher auch entdeckt haben mochte, es würde ihr sicher nicht gefallen.
Wahrscheinlich ein weiteres dunkles Kapitel im Leben des Mannes, den du heiraten wolltest â¦
Trotzdem fragte sie: âWas ist los? Was hast du gefunden?â
Ungläubig schüttelte Fletcher den Kopf. âDas ist echt ⦠Ich glaubâs nicht. Wenn mich nicht alles täuscht, ist es so etwas wie eine Kundenliste. AuÃerdem sind hier noch Zugriffsdaten zu Off-Shore-Bankkonten.â
Miley runzelte die Stirn. Sie verstand überhaupt nichts. âUnd was hat das zu bedeuten?â
âSo genau weià ich das auch nicht, aber es sieht verdammt illegal aus. Wenn du mich fragst, steckt Craig ganz schön tief in ein paar üblen Geschäften drin. Hier sind Bestandslisten von Drogen und Waffen. Miley â¦â
Er schaute sie direkt an. âIch weià nicht, wie ich es dir sagen soll ⦠Du weiÃt, dass Craig und ich nie besonders gut miteinander ausgekommen sind. Aber dass er kriminell ist, hätte ich wirklich nicht für möglich gehalten.â
âDrogen? Waffen?â Miley fühlte sich, als hätte man ihr den Boden unter den FüÃen weggezogen. Nach all den schockierenden Nachrichten der vergangenen Stunden hatte sie tief in sich noch immer gehofft, dass sich alles irgendwie aufklären würde. Dass sie Craig befreien und er für das alles total logische und nachvollziehbare Gründe liefern würde.
Doch diese Hoffnung löste sich nun endgültig in Rauch auf. Craig war ein Krimineller. Er verdiente das Geld, mit dem er sein Luxusleben finanzierte, indem er Drogen und Waffen verkaufte. Und offensichtlich kümmerte es ihn nicht im Geringsten, wem er mit seinem Verhalten womöglich schadete.
Miley schloss die Augen. Ein Teil von ihr wollte es immer noch nicht wahrhaben, aber langsam musste sie der Wahrheit ins Gesicht blicken: Craig war nicht der Mensch, für den sie ihn gehalten hatte. Sie konnte nicht fassen, dass es ihm gelungen war, sie die ganze Zeit über zu täuschen.
Hätte sie nicht merken müssen, dass mit ihm etwas nicht stimmte?
Doch so sehr sie auch hin und her überlegte, ihr fiel einfach nichts ein, womit er sich je verraten hätte. Wäre Craig nicht am Vorabend ihrer Hochzeit entführt worden ⦠Sie mochte gar nicht darüber nachdenken, dass sie ihn um ein Haar tatsächlich geheiratet hätte. So schrecklich die Angelegenheit auch war, im Grunde musste sie Craigs Kidnapper sogar dankbar sein, dass er ihr die Augen geöffnet hatte. Denn ohne die Entführung hätte sie niemals erkannt, welche Abgründe sich hinter der Fassade des netten Jungen von nebenan verbargen.
âIch kann nicht mehr!â, stieà sie heiser hervor. âSoll der Entführer mit Craig doch machen, was er will. Ich kann einfach nicht mehr!â
âDu willst aufgeben?â, fragte Juna entsetzt. Miley war überrascht. Immerhin war ihre Freundin von Craig nie besonders angetan gewesen.
âWieso nicht?â, fragte sie deshalb. âOder kannst du mir auch nur einen Grund nennen, warum ich für den Mann, der mich nach Strich und Faden belogen und betrogen hat, noch einen Finger rühren soll?â
âNa, weil es um sein Leben geht!â Juna sah sie eindringlich an. âVerstehst du denn nicht? Das hier ist kein Spiel. Es geht um ein Menschenleben. Und ich finde, egal, was Craig getan hat, ihn einfach im Stich zu lassen und damit seinen Tod zu besiegeln, hat er nicht verdient.â
Miley seufzte nachdenklich. Dann schlug sie die Augen nieder. âDu hast ja recht. Ich â¦â Sie winkte ab. âNatürlich will ich nicht, dass der Kidnapper ihm was antut! So etwas hat niemand verdient. Aber â¦â Sie hob den Blick und straffte die Schultern. âAber wir sind an einem Punkt angelangt, wo wir allein nichts mehr für ihn tun können.â
âWie meinst du das?â, fragte Fletcher.
âNa, begreift ihr das denn nicht? Wer sagt uns denn, dass der Kidnapper nicht lügt? Wer sagt uns, dass er Craig tatsächlich freilässt, wenn wir
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