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Solange du schläfst

Solange du schläfst

Titel: Solange du schläfst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Szillat
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an ihn. Als er damit anfing, mir sanft den Nacken zu kraulen, lief mir ein Schauer über den Rücken.
    »Ist dir kalt?«
    »Nein«, murmelte ich. »Ganz im Gegenteil.«
    Er lachte leise. »Tja, für eine Abkühlung im See ist es leider schon zu frisch. Außerdem ist es nur ein Tümpel.«
    Ich stützte mich ein wenig auf und sah ihn vorwurfsvoll an. »Nenn meinen Märchensee gefälligst nicht Tümpel!«
    »Oh, du stehst auf Märchen? Das wusste ich ja noch gar nicht«, grinste er mich an, und ich konnte nicht sagen, was schöner war, seine kleinen Lachgrübchen oder seine dunklen Augen mit den langen, dichten Wimpern.
    »Du weißt noch so einiges nicht über mich. Aber das ist auch ganz gut so, sonst hättest du mich vielleicht nie zu diesem Platz mitgenommen.«
    Jérôme lachte. »Auweia, jetzt machst du mir aber Angst.«
    Ich legte im Scherz die Hände um seinen Hals. »Musst du auch!«, sagte ich mit gefährlich dunkler Stimme.
    Jérôme strich mir mit den Händen die Haare aus dem Gesicht und schaute mir tief in die Augen. Ein echter Gänsehautblick, der mir durch und durch ging und mich auf direktem Weg auf Wolke sieben katapultierte.
    Und dann, einfach so, gerade als ich das Gefühl hatte, vor lauter Glück platzen zu müssen, fragte er mich: »Was hast du eigentlich deinen Eltern gesagt?«
    Wums! Im direkten Fall von Wolke sieben knallte ich auf den steinharten Boden der Realität zurück.
    »Ähm … ich …«, krächzte ich und richtete mich auf.
    »Ähm … ich? Und damit waren sie einverstanden?« Er zog amüsiert eine Augenbraue in die Höhe und gab mir einen kleinen Stups in die Seite. Ich nutzte meine Chance, um eine Antwort herumzukommen, und erwiderte den Stups wesentlich heftiger, sodass Jérôme leicht zur Seite rollte.
    »Hey!«, rief er und packte mich am Oberarm.
    Jérôme war stark, das merkte ich sofort. Aber ich nutzte den Überraschungsvorteil, schmiss mich der Länge nach auf ihn und legte ihm erneut die Hände um den Hals.
    »Hilfe!«, rief Jérôme. »Jetzt macht sie ernst.«
    Er richtete sich mit dem Oberkörper leicht auf und versuchte, mich zu küssen, aber ich drehte mich blitzschnell zur Seite.
    »Na warte«, sagte er und stürzte sich auf mich. Ich wehrte mich, so gut ich konnte, aber nur allzu schnell hatte Jérôme die Oberhand gewonnen und grinste siegessicher.
    »Ich ergebe mich«, keuchte ich.
    Lachend strich ich mir die verwühlten Haare aus dem Gesicht, während Jérôme sein Shirt zurechtrückte, das ihm bei unserem kleinen Kampf bis unter die Brust hochgerutscht war.
    »Also, sag schon«, hakte Jérôme zu meinem Schrecken nach. »Was hast du deinen Eltern gesagt?«
    Mein Handy klingelte. Ich bin gerettet!, dachte ich und holte es aus der Tasche. Ohne zu gucken, wer anrief, nahm ich ab.
    »Ja?«, rief ich atemlos in den Hörer.
    »Anna! Wo um alles in der Welt bist du?« Claudias Stimme tönte mir schrill entgegen.
    »Oh, Mama, ja … na ja, ich …«, stammelte ich völlig verdattert, während ich Jérômes fragenden Blick im Kerzenlicht auf mir ruhen sah.
    »Anna, sag mir sofort, wo du bist!« Meine Mutter kochte vor Wut und Sorge, das war eindeutig.
    Ich entschied mich für die einfachste Lösung: das Problem aufschieben.
    »Jetzt reg dich nicht so auf. Ich bin mit Jérôme bei ein paar Freunden. Auf der Party war es total blöd, da bin ich gleich wieder abgehauen.«
    »Party?«, flüsterte Jérôme und machte große Augen.
    »Party?« Claudias Stimme wanderte noch eine Oktave höher. »Von wegen! Da warst du überhaupt nicht. Ich habe gerade bei Konstantin angerufen.«
    Verdammt! Warum hatte sie mir hinterhergeschnüffelt? Damit hatte ich absolut nicht gerechnet.
    »Okay, ich bin nicht hingegangen«, gab ich zu. »Warum, erkläre ich dir morgen. Es geht mir gut und du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Tschüss.« Und damit beendete ich das Gespräch und stellte das Handy einfach aus. Oje, das würde gewaltigen Ärger geben! Ich atmete tief durch und wagte nicht, Jérôme anzuschauen.
    »Welche Party?«, fragte er.
    »Ach verdammt, jetzt ist sowieso alles egal«, platzte es aus mir heraus. »Meine Mutter wollte unbedingt, dass ich heute zu dieser blöden Geburtstagsfeier von diesem Konstantin gehe. Sie meinte, dass du sowieso bald wieder hier verschwunden bist und ich dann nie wieder was von dir höre, weil du …« Ich stockte.
    Jérôme schüttelte langsam den Kopf und sah plötzlich unglaublich traurig aus. »Und du, Anna? Was glaubst du?«
    In meinem Kopf

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