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Solange es hell ist

Solange es hell ist

Titel: Solange es hell ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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bemerkte der Doktor.
    Getreu meiner Politik der demonstrativen Freundlichkeit bot ich ihm an, mit uns im Wagen zu fahren, was er auch annahm. Wir aßen in Port Erin zu Mittag und machten uns dann auf die Suche.
    Ich hatte mir den Kopf darüber zerbrochen, weshalb mein Onkel ausgerechnet diese Hinweise bei seinem Anwalt deponiert hatte. Hatte er die Möglichkeit eines Diebstahls in Betracht gezogen? Und hatte er sicherstellen wollen, dass dem Dieb nicht mehr als ein Satz Hinweise in die Hände fiel?
    Die Schatzsuche an diesem Nachmittag hatte durchaus ihre komischen Seiten. Das bewusste Gebiet war begrenzt, und wir drei befanden uns ständig in Sichtweite. Wir beäugten einander argwöhnisch, und jeder versuchte herauszufinden, ob der andere schon weiter war oder einen Geistesblitz gehabt hatte.
    »Das gehört alles zu Onkel Myles’ Plan«, sagte Fenella. »Er wollte, dass wir einander beobachten und Höllenqualen ausstehen bei dem Gedanken, dass der andere es schaffen könnte.«
    »Pass auf«, sagte ich. »Lass uns die Sache mal systematisch anpacken. Wir haben hier einen definitiven Hinweis, an den wir uns halten können. ›Anno ‘85 machte dieser Ort Geschichte.‹ Schlag doch mal in den Büchern nach, die wir mitgenommen haben, ob wir dort der Sache auf die Spur kommen. Wenn das der Fall ist, dann – «
    »Er sucht in der Hecke dort drüben«, fiel mir Fenella ins Wort. »Oh! Ich halte das nicht aus! Wenn er ihn gefunden hat – «
    »Jetzt hör mir mal gut zu«, sagte ich bestimmt. »Es gibt nur eine einzige Methode, die Sache anzupacken, nämlich die richtige Methode.«
    »Es gibt so wenig Bäume auf der Insel, dass es wesentlich leichter wäre, einfach nach einer Kastanie zu suchen!«, sagte Fenella.
    Über die nächste Stunde will ich hinweggehen. Wir kamen ins Schwitzen und begannen zu verzagen – und wurden die ganze Zeit von der Angst gepeinigt, dass Fayll Erfolg haben könnte, während wir scheiterten.
    »Ich habe einmal in einem Kriminalroman gelesen«, sagte ich, »wie jemand ein beschriebenes Blatt in ein Säurebad legte und plötzlich alle möglichen Wörter sichtbar wurden.«
    »Du meinst, wir sollten –? Aber wir haben kein Säurebad!«
    »Ich glaube nicht, dass Onkel Myles chemische Kenntnisse voraussetzen konnte. Aber es gibt schließlich die Feld-Wald-und-Wiesen-Methode.«
    Wir schlüpften hinter eine Hecke, und schon nach kurzer Zeit hatte ich mit ein paar Zweigen ein Feuerchen entfacht. Ich hielt das Papier so dicht wie möglich an die Flamme, ohne dass es verbrannte. Ich wurde auf der Stelle belohnt, denn ich sah, wie unten auf dem Blatt Buchstaben zu erscheinen begannen. Es waren nur zwei Worte.
    »Bahnhof Kirkhill«, las Fenella laut vor.
    In dem Moment kam Fayll um die Ecke. Ob er uns gehört hatte oder nicht, konnten wir nicht beurteilen. Auf jeden Fall ließ er sich nichts anmerken.
    »Aber Juan«, sagte Fenella, als er weiterging, »in Kirkhill gibt es gar keinen Bahnhof!« Sie hielt mir die Karte hin, während sie sprach.
    »Nein«, sagte ich, nachdem ich mich vergewissert hatte, »aber schau mal.«
    Und dann zeichnete ich mit dem Bleistift eine Linie ein.
    »Natürlich! Und irgendwo auf dieser Linie – «
    »Genau!«
    »Wenn wir doch nur die exakte Stelle kennen würden!«
    In diesem Moment hatte ich meinen zweiten Geistesblitz.
    »Aber wir kennen sie ja!«, rief ich, griff wieder zum Bleistift und sagte: »Schau!«
    Fenella stieß einen Freudenschrei aus.
    »So etwas Idiotisches!«, rief sie aus. »Und einfach fabelhaft! Was für ein Reinfall! Ich muss schon sagen, Onkel Myles war wirklich ein höchst findiger alter Herr!«
     
    Die Zeit für den letzten Hinweis war gekommen. Selbiger befand sich nicht im Besitz des Anwalts, wie dieser uns mitgeteilt hatte. Er sollte uns nach Erhalt einer von ihm abzuschickenden Postkarte zugesandt werden. Mehr wollte er dazu nicht sagen.
    Doch an dem Morgen, an dem etwas hätte eintreffen sollen, kam nichts, und Fenella und ich standen Höllenqualen aus, da wir überzeugt waren, dass es Fayll irgendwie gelungen war, den bewussten Brief abzufangen. Am Tag darauf erwiesen sich unsere Befürchtungen jedoch als unbegründet, und der Schleier des Geheimnisses lüftete sich, als wir die folgenden von unkundiger Hand geschriebenen Zeilen erhielten:
     
    Geerter Herr oder Dame
    enschuldigen sie die Verspätung aber ich bin for lauter sechsern und siebenern gans durcheinander. Ich weis blos was der Herr Mylecharane mir gesagt hat und das ich soll ihnen

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