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Solarstation

Titel: Solarstation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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war.
    »Silizium«, erklärte Kim begeistert. »Billigstes Rohmaterial. Überall zu finden, auf jedem Planeten. Hier wir schaffen große, zusammenhängende Kristallgitter. Unsere Folie könnte auf der Erde nicht hergestellt werden, wegen der Schwerkraft, und sie würde sich zersetzen in der normalen Atmosphäre. Nur wir können sie herstellen, nur wir können sie benutzen. Kein Exportartikel, was?«
    Er lachte. Wahrscheinlich sollte das ein Witz gewesen sein, und ich nickte lächelnd. Im Prinzip war die Folie nichts als eine Weiterentwicklung der herkömmlichen Solarzelle, die Licht in elektrischen Strom umwandelte. Im Prinzip. Genauso hätte man sagen können, der Megabytechip sei im Prinzip eine Weiterentwicklung der Elektronenröhre.
    »Waren Sie dabei beim Bau der Station, Mister Carr?« wollte Kim wissen. Ich verneinte.
    »Ah!« machte er bedauernd. »Ich war. Großartige Arbeit. Großer Ring wurde ringsumher gespannt, aus lauter kleinen Plastikteilen. Dann man spannte ein Kabel, das mittendurch ging durch alle diese Plastikteile, und – zack, Ring war stabil. Wie indischer Seiltrick, nicht wahr? Dann wir verspannten Ring mit der Station, mit vielen Drähten. Leichtbauweise Und zogen Folie auf. Mit Hilfe der Roboter. Es war sehr großartig, dabeizusein, zu erleben. Eines Tages, Mister Carr, man wird riesige Gebäude bauen in der Erdumlaufbahn – denken Sie an meine Worte!«
    Ich verstand nicht alles, was er sagte, aber ich hatte Berichte über den Bau studiert. Man hatte eine Fülle interessanter Technologien für den raschen Bau großer Gebäude unter Schwerelosigkeit erprobt, und tatsächlich hatte man nur fünf Shuttleflüge gebraucht, um die Solarfläche zu realisieren.
    »Na, unsere Station ist doch schon ziemlich riesig«, warf ich ein.
    »Bah!« machte er mit einer wegwerfenden Geste. »Nichts ist sie, wenn man vergleicht mit dem, was möglich ist. Wir haben zu niedrige Umlaufbahn für größere Bauten. Zuviel Widerstand durch restliche Luftmoleküle. Brauchen regelmäßig Raketen für Bahnkorrektur. Größere Gebäude brauchen höhere Umlaufbahnen, weiter weg von der Erde. Und wir müssen bauen aus Metall, nicht aus Kunststoffen.«
    »Metall?« Irgendwie war mir klar, daß ein Metallurg so etwas sagen mußte.
    Kim sah sich argwöhnisch nach allen Seiten um, als planten wir gerade eine Verschwörung oder dergleichen und hätten Lauscher zu fürchten, dann winkte er mich her. »Ich Ihnen zeige etwas, Mister Carr, ein Geheimnis. Sie bewahren es in Ihrer Brust?«
    Er machte mich neugierig, und ich nickte. »Ich schweige wie ein Grab«, versprach ich, während ich mich zu ihm an seinen Arbeitstisch hangelte.
    »Gut.«
    Er öffnete eine Klappe und zog einen länglichen Gegenstand heraus, ungefähr einen Meter lang, eingewickelt in ein weißes Tuch und mit drei grünen Kordeln verschnürt. Kim löste die Kordeln und schlug das Tuch dann feierlich zurück. Verblüfft starrte ich auf das, was sich meinen Blicken darbot. Ich hatte mir nicht überlegt, was Kim mir wohl zu zeigen hatte, aber ganz bestimmt hatte ich nicht das erwartet, was sich jetzt meinen Blicken darbot. Nicht so etwas… archaisches.
    Es war ein Schwert.
    »Das«, erklärte Kim mit weicher, fast liebevoller Stimme, während er zärtlich über die glänzende Klinge fuhr, »ist ein Schwert, wie es noch nicht gesehen hat die Welt. Seine Klinge besteht aus monokristallinem Metall. Jedes der alten Samuraischwerter könnte man damit in Stücke hauen. Man könnte Damaszenerklingen zerschneiden wie Butter. Es ist schade, daß keine Ritter mehr leben: das wäre das beste Schwert aller Zeiten – geschmiedet im Weltraum.«
    Ich starrte das Schwert an, dann starrte ich ihn an. »Wozu haben Sie das hergestellt?«
    Kim zuckte die Schultern. »Für meine Habilitationsarbeit. Für den Vortrag vor der Akademie von Tokio.« Er fing wieder an, es behutsam einzupacken. »Und weil ich es wollte.«
    »Ohne Schwerkraft«, fuhr er fort, als wolle er seinen Vortrag an mir erproben, »werden die Kristallgitter von Metallen beim Abkühlen aus der Schmelze viel größer und viel regelmäßiger. Die Festigkeit herkömmlicher Metalle wird bestimmt von der Festigkeit zwischen den einzelnen Metallkristallen. Innerhalb des Kristallgitters ist die Festigkeit viel, viel größer. Wenn ein Metall versagt, reißt es entlang der Trennlinie zwischen den einzelnen Kristallen. Wenn es eine solche Trennlinie nicht gibt, weil das gesamte Metall ein einziger Kristall ist,

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