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Solarstation

Titel: Solarstation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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gewöhnt: ich finde sie unpraktisch, eine Mickymauswährung, so krankhaft wie italienische Lire. Wenn alle Zahlen riesengroß sind, dann beeindrucken die wirklich großen Zahlen nicht mehr. Ich bleibe also einstweilen bei den guten alten Dollars. Was läßt es sich Ihre Regierung jedes Jahr kosten, hier oben neun Leute spazierenzufliegen? Drei Milliarden Dollar? Vier? Das sind fünfzigtausend Dollar für eine Stunde Anwesenheit einer einzigen Person. Ein gesunder Nachtschlaf kostet fast eine halbe Million. Was für ein Wahnsinn, das Ganze. Aber« – er lächelte diabolisch – »für unsere Zwecke haben diese finanziellen Dimensionen einen großen Vorteil: unsere beträchtliche Lösegeldforderung wird sich dagegen richtiggehend bescheiden ausnehmen.«
    »Das wird Ihnen nicht gelingen«, erklärte Moriyama, und es klang, als glaube der Kommandant das tatsächlich.
    Khalid lächelte wieder, diesmal aber sanft und nachsichtig. »Was sollen sie machen? Ein Shuttle mit Soldaten schicken? Das werden sie nicht tun. Nicht so sehr, weil ich Sie als Geiseln habe – Sie sind, in aller Höflichkeit, für Ihre Regierung recht leicht entbehrlich, und Sie wissen selbst, daß die Warteliste der hoffnungsvollen Aspiranten auf Ihre Jobs so lang ist, daß sie wahrscheinlich mit Leichtigkeit von hier bis zur Erdoberfläche hinabreichen würde. Nein, ich nehme die Station selbst als Pfand. Ich brauchte bloß zwei Module abzutrennen und zu sprengen; sie zu ersetzen käme bereits teurer als meine Lösegeldforderungen.«
    Moriyama blickte den Piraten verächtlich an. »Meine Regierung wird überhaupt kein Shuttle schicken. Sie werden Sie schlicht und einfach aushungern.«
    »Sie werden eines schicken, verlassen Sie sich darauf«, versicherte Khalid leichthin, als sei das das geringste seiner Probleme. »Eines mit einer sehr ungewöhnlichen Nutzlast: lauter Gold. Dreißig Tonnen Gold in Barren. Was ist das wohl wert? Ich denke immer noch in Dollars, und da wirkt die Zahl geradezu magisch. Eine Milliarde Dollar. Eine Milliarde Dollar und ein sicherer Platz in den Geschichtsbüchern – was will man mehr?«
    »Und was wollen Sie hier oben anfangen mit Ihrer Milliarde?«
    »Ich nehme sie natürlich wieder mit zur Erde. Sie wissen doch, Kommandant, so ein Spaceshuttle kann an fast jedem Ort der Erde landen, wenn man einen tüchtigen Piloten hat. Und ein tüchtiger Pilot wird natürlich an Bord sein. Wir werden Ihnen allen zum Abschied die Hände drücken, an Bord des Shuttles steigen und damit zurück zur Erde fliegen, wo uns an einem Ort, der aus verständlichen Gründen einstweilen mein Geheimnis bleiben muß, eine geeignete Landepiste erwartet. Sie können sich sicher vorstellen, daß viele Staaten bereit sein werden, uns aufzunehmen. Es gibt ja so erfreulich viele Staaten heutzutage, und fast alle sind sie arm. Sie werden kaum jemanden zurückweisen, der eine so fürstliche Landegebühr zahlen kann wie wir.« Ein spöttisches Lächeln umspielte Khalids Lippen. »Wobei man nicht übersehen darf, daß auch ein Spaceshuttle einen nicht unbeträchtlichen Wert darstellt…«
    Moriyama starrte ihn nur noch fassungslos an. Wir alle starrten ihn fassungslos an. Die Kühnheit, um nicht zu sagen Vermessenheit dieses Plans war schlichtweg atemberaubend. Aber Khalid schien vom Gelingen seines Vorhabens felsenfest überzeugt zu sein.
    Jetzt allerdings entschied er, daß der gemütliche Teil vorerst beendet war. Das höfliche Lächeln verschwand aus seinem Gesicht, als sei es dort ohnehin nur geduldet, die Wärme aus seinen Augen, als gehöre sie dort sowieso nicht hin, und seine Stimme klang scharf und herrisch, als er sich an seine Helfershelfer wandte: »Schafft sie fort. Die beiden Frauen und den Koreaner in eines der Wohnabteile, die übrigen in das andere. Wir haben zu tun.«

KAPITEL 18
    Der Widerhall des zischenden Lautes, mit dem sich das Schott hinter uns geschlossen hatte, schien noch in der Luft zu schwingen oder zumindest in unseren Ohren und überhaupt nicht mehr vergehen zu wollen. Wir verharrten in stummer Fassungslosigkeit und lauschten kratzenden Geräuschen, die von einem Punkt unterhalb – innerhalb – der Türschwelle zu kommen schienen.
    »Was zum Teufel machen die da?« brach Tanaka schließlich das düstere Schweigen. Es klang wütend, als habe er erst jetzt einen klar definierbaren Punkt ausgemacht, auf den er seine Entrüstung richten konnte.
    »Sie sperren uns ein«, sagte ich.
    »Uns einsperren? Wie wollen sie uns

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