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Solarstation

Titel: Solarstation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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schaffen für das Gerät, das er mitgebracht hatte. Sakai gab ihm halblaut einige Anweisungen, war aber in der Hauptsache damit beschäftigt, die übrigen Crewmitglieder in einer Ecke der Brücke zusammenzutreiben.
    »Ralf, paßt du auf die Leute auf?« fragte er, als wir hereinkamen.
    Ralf. Was für ein Name für diesen Mann, der sich jederzeit seinen Lebensunterhalt auf ehrliche Weise in einer Geisterbahn hätte verdienen können. Ralf knurrte sein Einverständnis und stieß mir dann den Schalldämpfer seiner Waffe aufmunternd von hinten in die Rippen.
    Etwas fehlte noch, als wir dann mit den anderen um den Radarschirm versammelt waren und Ralf uns mit hungrigen Augen beobachtete. Der Boß. Der Chef. Die beiden Neuankömmlinge waren zwar beeindruckende und furchteinflößende Gestalten, aber ob ihr geistiges Niveau an das von zwei trotteligen Vorstadtbankräubern heranreichte, stand für mich noch sehr in Zweifel. Ganz sicher hatten sie jedoch nicht das Format für ein Unternehmen wie dieses.
    Der Mann, der dieses Format hatte, betrat gleich darauf die Brücke. Und was seinen Komplizen an Format abging, das besaß er im Übermaß.
    Er war etwas kleiner als die anderen beiden. Auch er trug einen Raumanzug, aber an ihm wirkte das klobige Kleidungsstück wie ein teurer Smoking. Die Schwerelosigkeit schien ihm keine Schwierigkeiten zu bereiten, oder wenn doch, gelang es ihm jedenfalls ausgezeichnet, sie zu kaschieren. Er hatte ein glattes, intelligentes Gesicht von leicht dunkler Hautfarbe, das mich in ihm einen Kolumbianer oder Algerier vermuten ließ. Wachsame Augen musterten jedes einzelne Mitglied der Crew, während er näher kam, und als er mich ansah, bekam ich den Eindruck, daß hinter diesen Augen ein rasiermesserscharfer Verstand arbeitete. Ein gefährlicher Verstand. Der Verstand eines entschlossenen Mannes, der genau weiß, was er will, der weiß, wie er es bekommt, der jedes Detail berücksichtigt und nichts übersieht.
    Sein Blick blieb schließlich auf Moriyama haften. »Kommandant Moriyama, vermute ich?« fragte er mit einer weichen wohlüberlegt akzentuierten Stimme. Ein leichter französischer Akzent klang mit. Vielleicht doch Algerier. »Es tut mir leid, daß ich Ihre Raumstation vorübergehend für meine eigenen Zwecke beanspruchen muß…«
    »Sparen Sie sich Ihre Höflichkeiten«, unterbrach ihn Moriyama barsch. »Wer sind Sie und was wollen Sie?«
    »Mein Name ist Khalid«, erklärte er unbeeindruckt. »Und was ich will? Nun, was kann jemand wollen, der ein Objekt wie diese Raumstation besetzt? Im Handstreich, wie ich hinzufügen darf.« Er schien nicht wenig stolz auf seinen gelungenen Überfall zu sein.
    »Keine Ahnung«, knurrte der Kommandant.
    Khalid lächelte. Es war das Lächeln eines Haifischs. »Auch keine Vermutung?«
    »Nein.«
    Der Anführer der Piraten sah sich gelassen um, bedächtig, ein Mann, der die Situation völlig im Griff hatte. Er tauschte ein paar Blicke mit seinen Komplizen, musterte uns der Reihe nach aufmerksam und wandte sich dann wieder Moriyama zu.
    »Darf ich Ihrer Phantasie ein wenig nachhelfen? Wie wäre es mit… Geld?«
    »Geld?!«
    Ein kurzes, dröhnendes Lachen wie über einen gelungenen Scherz auf einer Party. »Aber, Kommandant – sprechen Sie dieses Wort nicht so aus, als ob es etwas Schmutziges wäre! Geld ist wichtig. Für die weitaus meisten Menschen ist Geld das, worum sich ihr ganzes Leben dreht. Sie arbeiten und arbeiten und rackern sich ab und verdienen gerade genug, um den nächsten Tag zu erleben, an dem sie wieder nichts als Plackerei erwartet.«
    Er hatte das in gutgelauntem Plauderton von sich gegeben, wie ein Salonlöwe, der sich in feiner Gesellschaft in der Kunst des gehobenen Smalltalks übt. Doch so plötzlich und so übergangslos, als habe jemand in seinem Inneren einen Schalter umgelegt, fiel das falsche Lächeln von ihm ab, und seine Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen. Als er weitersprach, klang seine Stimme leiser, präziser, gefährlich wie ein geschliffener Dolch.
    »Für Sie freilich, Kommandant, trifft diese Beschreibung nicht zu. Sie sitzen ja in einem der Honigtöpfe dieser Welt. In Ihrer Welt spielt Geld keine Rolle. Was hat dieses Spielzeug hier, diese Raumstation, in der Sie alle so mühsam campieren, gekostet? Zwanzig Milliarden Dollar? Oder waren es vierundzwanzig? Sie entschuldigen sicher, daß ich diese Zahlen nicht in Yen umrechne, aber ich bin altmodisch; ich habe mich noch nicht an diese neue Weltwährung

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