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Solarstation

Titel: Solarstation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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man ihn mit bloßem Auge nicht hätte sehen können, aber dafür schneller als eine Gewehrkugel.
    Wir passierten die sogenannte Fahnenschleuse am unteren Ende des Auslegerarmes – eine aufwendige Konstruktion, die dafür gedacht war, jederzeit beliebige Fahnen hissen zu können, ohne dazu die Station verlassen zu müssen. Die zentralen Module der NIPPON waren ursprünglich für eine internationale Raumstation entworfen worden, die man jeweils entsprechend der an Bord vertretenen Nationen hatte beflaggen wollen. Meines Wissens aber war die Anlage niemals zuvor benutzt worden. Die Dschijhadis waren die ersten, die davon Gebrauch gemacht hatten.
    Das Mikrogravitationslabor befand sich in dem etwas verkürzten Modul unterhalb eines der Wohnmodule. An seinem Ende gab es eine Versuchsplattform, auf der man Versuchsaufbauten dem Vakuum oder der Sonnenstrahlung oder beidem aussetzen konnte. Diese Plattform war über eine Schleuse zugänglich, die beim Entladen eines Shuttles auch als Lastschleuse diente: dafür wurde die Plattform mit den Versuchsapparaturen einfach umgedreht, und mit Hilfe der großen Manipulatorarme setzte man die in Containern abgepackte Nutzlast des Shuttles einen nach dem anderen auf den Haltevorrichtungen ab, mit denen die andere Seite der Plattform ausgestattet war, und jemand anders beförderte sie jeweils durch die Schleuse ins Innere. Bis auf die Wissenschaftler, die für den Entladevorgang extra ihr Labor aufräumen mußten, hatte niemand Schwierigkeiten mit diesem System.
    Spiderman transportierte mich direkt vor die Lastschleuse, blieb breitbeinig davor hocken und ließ wieder sein unternehmungslustiges Ping! hören. Jetzt galt es. Ich warf einen mißtrauischen Blick auf die Sichtluken am stumpfen Ende des Moduls. Sie gewährten von innen den Blick auf die Plattform, auf der zur Zeit keine Versuche liefen. Den Blick von außen nach innen gewährten sie nicht; sie waren goldverspiegelt, wie es sich für dauerhaft konstruierte Sichtluken im Weltraum gehört. Während ich schwerfällig meine Umklammerung um den Leib des Roboters löste und meine rechte Hand nach dem nächsten Haltegriff ausstreckte, wurde ich das unangenehme Gefühl nicht los, daß bereits die ganze Bande feixend hinter einer der Sichtluken versammelt war, mich beobachtete und mit gezogenen Waffen nur darauf wartete, daß ich zur Tür hereinspaziert kam.
    Nun war ich hier, was sollte ich also tun? Wieder zurück konnte ich nicht, und wieder einmal enthob mich das Fehlen von Alternativen langwieriger Überlegungen und Entscheidungen. Wenn sie mich schon bemerkt hatten, würden sie mich wahrscheinlich nicht einmal an Bord lassen. Ich hangelte mich vor die äußere Schleusenluke und betätigte den Öffnungsschalter. Wir würden sehen.
    Da die Lastenluke dafür gebaut war, auch von ausgesprochen sperrigen Gegenständen passiert werden zu können, war sie ziemlich geräumig, weitaus geräumiger und auch komfortabler als sogar die Hauptschleuse. Dafür dauerte das Abpumpen der Luft natürlich um ein Vielfaches länger, und mir brach erneut der Schweiß aus, als ich mir ausmalte, wie das jammernde, näselnde Geräusch der Schleusenpumpe durch das verwaiste Mikrogravitationslabor hallte, und falls die Tür zum Knotentunnel offenstand, auch durch den Rest der Raumstation.
    Endlich öffnete sich die äußere Schleusentür, eine komplizierte Lamellenkonstruktion, die sich seitwärts in die Wand schob und den Blick in einen leeren, würfelförmigen Raum freigab, einladend, verlockend, verführerisch. Jetzt hätte es gutgetan, eine Waffe in der Hand zu halten. Ich warf dem spinnenförmigen Roboter einen letzten Blick zu, dann griff ich nach einer der Haltestangen und zog mich ins Schleuseninnere. Hinter mir schloß sich die Außentüre wieder.
    Nachdem das schmerzhaft grelle Sonnenlicht ausgesperrt war, umfing mich nun eine vergleichsweise düstere künstliche Beleuchtung. Eine der beiden Leuchtstoffröhren in der Schleuse war defekt und flackerte nur noch kränklich vor sich hin. Ich betätigte die zweite Öffnungstaste, und erst als die Schleusenkammer schon so weit mit Luft geflutet war, daß man das Einströmgeräusch durch den geschlossenen Helm hindurch hören konnte, fiel mir ein, daß es eigentlich meine Aufgabe gewesen wäre, mich um die defekte Leuchtstoffröhre zu kümmern.
    Aber jetzt hatte ich wirklich andere Sorgen. Unwillkürlich hielt ich den Atem an, als die innere Türe zur Seite glitt.
    Das Labor lag still und verlassen,

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