Soldatenehre
bereit, als unser Agent zu fungieren und die Sachen hier zu verkaufen?«, fragte Grace. »Bis jetzt hat noch keiner der Söldner nach der Höhe der Bezahlung gefragt, aber ich bin sicher, dafür werde ich auf Galatea Geldmittel brauchen.«
»Das tue ich selbstverständlich mit Vergnügen.« Sie besiegelten das Geschäft per Handschlag. »So, Ally ist zurück, und ich sollte ihn wohl besser nicht entkommen lassen.« Als die Verhandlungen beendet waren, blieben ihnen noch zwei Stunden, um das Landungsschiff zu erreichen. Abe bot ihnen seinen Wagen an. Zu den ursprünglichen drei Personen in Graces Gruppe waren Ben und Danny, Victoria und Sean sowie George und Sven hinzugekommen.
»Ein paar mehr wären nicht schlecht gewesen. Die Infanteriestelle ist noch offen«, bemerkte Ben, als sie an der Frachtabfertigung ausstiegen.
»Habt ihr noch Platz für eine mehr?«, fragte Betsy Ross und schlenderte vom ANKUNFT-Schild herüber, an dem sie gewartet hatte. »Ich hab gerade nichts anderes zu tun, und hier wird es langweilig.«
»Ich bezweifle, dass es auf Alkalurops langweilig wird«, erklärte Danny.
»Könnte reiner Garnisonsdienst werden«, stellte Victoria mit einem Blick auf Grace fest. »Viele Stunden purer Langweile, unterbrochen von der Notwendigkeit, Zivilisten, die keine Ahnung von unserer Arbeit haben, erklären zu müssen, warum sie uns fürs Nichtstun bezahlen sollten.«
»Falls es so weit kommt, könnte ich Sie in meinem Bergwerk gebrauchen. Ich habe drei Minen, die ich wegen Mangel an Mechs noch nicht öffnen konnte.« Sie grinste böse, und Danny stöhnte. »Aber wir haben guten Whiskey im Gleann-Mor-Tal.«
»Vielleicht waerre es unter diesen Umständen annehmbar, einen BergbauMech tae fahren«, murmelte der Highlander.
Der arme Sean sah aus, als wolle er gleich in Tränen ausbrechen. »Ich möchte w-wenigstens einmal im L-L-Leben in den Kampf ziehen.«
»Das wirst du, Junge«, versprach Victoria.
LaderMechs beförderten ihre Fracht an Bord der Besser daheim geblieben III und luden Grace eine höhere Rechnung auf, als man ihr angekündigt hatte. Bei der Preisauskunft über das Netz hatte niemand die Steuern erwähnt. Abe nahm den Rest auf seine Karte.
Als sie zur Passagierhalle wollten, stieg eine rot gekleidete Gestalt aus einem vorfahrenden Wagen.
Das Klappern der hohen Absätze eilte ihr ebenso voraus wie ihr Parfüm, dem es gelang, den Geruch von Ozon und Diesel zu überdecken. »Wen haben wir denn da?«, fragte Betsy. »War die Verabredung doch nicht so heiß, Syn?«
»Die war ganz schön heiß. Er hat vergessen zu erwähnen, dass seine Frau eine Kampfausbildung genossen hat. Sie tauchte mitten beim Essen auf und wollte wissen, wer ich bin. Also bin ich mir das Näs-chen pudern gegangen, während er es erklärte. Als ich zurückkam, lag er auf dem Boden, und sie stand über ihm. Da habe ich mich entschlossen, für eine Weile die Luft eines anderen Planeten zu schnuppern. Hast du noch einen Platz frei, Ben?«
»Grace, können Sie noch ein Ticket bezahlen?«, fragte Abe.
Fünf Minuten bevor das Landungsschiff die Luken schloss, gingen die elf an Bord.
»Der Colonel möchte Sie sprechen« - das ist nicht der beste Tagesanfang für einen Major. Andererseits wusste L. J., dass es Schlimmeres gab, und ein morgendlicher Besuch beim Colonel musste keine Herausforderung sein. Das konnte sich auch als Gelegenheit erweisen. Bei ihrer letzten Begegnung hatte er sein Majorsabzeichen erhalten. Das Treffen davor hatte mit dem Befehl geendet, ein Verfahren für eine Plünderaktion auszuarbeiten. »Eine alte militärische Praxis«, hatte der Colonel ihm versichert. »Sie ist zwar in letzter Zeit etwas in Vergessenheit geraten, bleibt aber durch langjährige Anwendung auf Terra gedeckt.« Hatte er dabei geschmunzelt?
L. J. hielt kurz an, bevor er an die Tür zum Büro des Colonels klopfte, um seine Gedanken zu beruhigen. Gedanken wie den, wie er dazu gekommen war, für einen kaltblütigen Mörder zu arbeiten. Mit gefasster Miene klopfte er.
»Herein«, erklang es sofort.
Colonel Ludwig Hansen V. saß hinter seinem Schreibtisch und wirkte ebenso entschlossen wie ihr beider Großvater auf dem Porträt hinter ihm. Wegen Ludwigs Neigung, die düstere Miene des Großvaters anzunehmen, konnte ein Besucher oft nur schwer erkennen, was ihn erwartete. Neben ihm stand in entspannter Haltung Major Keith Thomas, der Rechtsoffizier, und imitierte das Porträt eines Regimentsvorfahren an der Wand. Allerdings behinderte
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