Soldatenglück - Sedlatzek-Müller, R: Soldatenglück
nach vierzehn Tagen zu ihr. Da ich mir bereits sicher bin, in ihr die Frau fürs Leben gefunden zu haben, lade ich sie wenig später zu einem gemeinsamen Wochenende in Paris ein und mache ihr auf dem Eiffelturm einen Heiratsantrag. Zu meiner großen Erleichterung nimmt sie meinen Verlobungsring an. Unsere Hochzeit findet ein gutes Jahr später statt, am 24. Juli 2009. Wir haben beide den Wunsch, auch kirchlich zu heiraten. Jana, die natürlich längst weiß, dass ich mit voller Überzeugung Soldat bin, ist einverstanden, dass ich mir den lange gehegten Wunsch erfülle, wie mein Großvater in Uniform vor den Traualtar zu treten.
Jana hat überhaupt sehr viel Verständnis für mich. Obwohl sie nichts mit dem Militär zu schaffen hat, respektiert sie, dass mir mein Beruf außerordentlich wichtig ist. Sie nimmt Rücksicht auf mich, wenn ich aufgrund der PTBS-Erkrankung bestimmte Dinge wie öffentliche Großveranstaltungen meide oder generell stressauslösenden Situationen aus dem Weg gehe. Sie akzeptiert und unterstützt es auch, dass ich mich für den Bund Deutscher Veteranen starkmache. Die Hochzeit bereiten wir gemeinsam vor. Unsere engsten Freunde und Familienangehörigen sollen am Tag des feierlichen Gelöbnisses, füreinander einzustehen, Zeugen sein. Mein Trauzeuge ist natürlich Lancer. Von allen anderen Kameraden, von denen ich hoffte, dass sie an der Kirchentür Spalier stehen, erscheint nur Ranger Festas.
Es ist ein besonderer Tag, der mich nicht nur mit der Frau meines Lebens verbindet, sondern auch einen klaren Schnitt zu meiner Vergangenheit und vermeintlichen Kameraden bedeutet. Mit meinem Schritt an die Öffentlichkeit, um Missstände bei der Bundeswehr zu thematisieren, habe ich ein Tabu gebrochen. Die Mauer des Schweigens, die viele Soldaten mit der Pflicht zur Verschwiegenheit verwechseln, habe ich durchbrochen. Dafür werde ich von denen, die ich für meine Kameraden hielt, ausgegrenzt. Doch mein Engagement für den Bund Deutscher Veteranen hat mir sehr viel Zuspruch gebracht. Ich bin froh, auf diese Weise etwas für alle Soldaten in Bewegung setzen zu können, weit mehr, als es mir innerhalb dieser Maschinerie möglich gewesen ist.
Da in wenigen Wochen meine Entlassung aus der Bundeswehr ansteht, werde ich schriftlich auf die Möglichkeit hingewiesen, meinen Diensthund Idor, der aufgrund seines Alters nicht mehr dienstfähig ist, für einen symbolischen Betrag von 1 Euro der Bundeswehr abzukaufen. Das kann ich einfach nicht glauben. Es würde für mich bedeuten, die Kosten für Futter, den Tierarzt usw. in Zukunft selbst zu tragen. Ich schreibe wieder einmal dem Wehrbeauftragten und bitte um Prüfung, ob die Gnadenbrothaltung der Diensthunde nur bis zum Dienstzeitende gilt oder darüber hinaus. Der Bescheid braucht länger als erwartet, also muss ich zum Dienstleistungszentrum der Bundeswehr nach Rothenburg fahren und den Kaufvertrag erst einmal unterschreiben.
Als Alternativen nennt der Ausmusterungsantrag die »schmerzlose Tötung« und die »Gnadenbrothaltung an der Sdst-Hunde-Bw«. Letzteres würde bedeuten, dass mein Kamerad, mein Buddy, mein treuer Freund zurück an die Diensthundeschule der Bundeswehr müsste. Die lange Erfahrung an der Diensthundeschule hat mir gezeigt, dass solche »Althunde« immer plötzlich versterben. Ich kann und will niemandem etwas unterstellen, aber jeder Hundeführer weiß, dass eine Rückgabe des Diensthundes an die Diensthundeschule den baldigen sicheren Tod des Tieres bedeutet.
Punkt 7 der 8 Punkte des Kaufvertrags lautet: »Ich habe davon Kenntnis erhalten, dass der Hund ggf. als gefährlicher Hund im Sinne der jeweiligen Gefahrenabwehrverordnung einzustufen ist.« Voller Zorn frage ich den Sachbearbeiter, was denn ein Kampfhund in Niedersachsen an Steuern kostet und ob er weiß, wo ich meinen sogenannten Kampfhund günstig versichern kann. Darauf hat er keine Antwort. Widerwillig unterschreibe ich den Kaufvertrag und muss nun innerhalb von 14 Tagen einen Euro an die Bundeswehr überweisen. Idor war zweimal in Afghanistan, war Aushängeschild der Bundeswehr in mehreren Zeitungs- und Fernsehberichten. Sogar für die große TV-Reportage mit Sonja Zietlow, »50 Jahre Bundeswehr«, waren Idor und seine Fähigkeiten von Interesse.
In Afghanistan standen wir Seite an Seite und haben gemeinsam für die Sicherheit im Lager und auch in den Straßen von Kabul gesorgt. Ein Bänderabriss während der Dienstzeit war seine größte Verletzung und konnte operiert
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