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Soldatenglück - Sedlatzek-Müller, R: Soldatenglück

Soldatenglück - Sedlatzek-Müller, R: Soldatenglück

Titel: Soldatenglück - Sedlatzek-Müller, R: Soldatenglück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Sedlatzek-Müller
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und versichert, sich darum zu kümmern. Wir machen noch ein gemeinsames Foto, dann ist der Verteidigungsminister genauso unvermittelt verschwunden, wie er vor mir gestanden hat.
    Lancer beobachtet mich aus sicherer Entfernung und winkt mir zu. Sein Augenzwinkern sagt, dass ich mich wacker geschlagen habe. Auf Lancer kann ich mich verlassen. Auf die Zusagen des Ministers hoffentlich auch. Als ich nach vier Wochen immer noch keine Nachricht habe, wende ich mich an Andreas Timmermann-Levanas. Er sagt, dass ich mich auch an meine zuständige Fürsorgestelle in Niedersachsen wenden kann, die mir vielleicht weiterhilft. Schlecht gelaunt und ohne Hoffnung auf positive Resonanz schreibe ich nur eine kurze E-Mail, in der ich alles noch mal erkläre. Keine 24 Stunden später klingelt mein Telefon und eine sehr nette Dame von der Fürsorgestelle stellt sich mir vor. Wir reden über eine halbe Stunde, in der sie mir erklärt, dass ich als entlassener und versehrter Soldat ihr Klient sei. Sie wundert sich darüber, dass der Berufsförderdienst der Bundeswehr aus meiner alten Einheit sie nicht über meine Entlassung informiert hat. Sie quält mich nicht mit einem Stapel von Anträgen, die ich zuvor auszufüllen habe, sondern schickt mir noch am selben Tag per E-Mail den Versorgungsantrag, mit dem ich dann krankenversichert bin – ich muss ihn nur noch ausdrucken, unterschreiben und abschicken. Ganz einfach.
    Ich kann nicht glauben, dass es auch so einfach geregelt werden kann. Ich habe mich in meiner Not an den Wehrbeauftragten und sogar an den Verteidigungsminister gewendet und nun hilft mir diese Frau am anderen Ende der Telefonleitung ganz schnell und unbürokratisch. Diese nette Dame hat mehr für mich getan als all diejenigen zusammen, die ich bisher um Hilfe gebeten habe. Eine Sachbearbeiterin genügt – ein einziger engagierter, couragierter, anständiger Mensch. Davon muss ich Lancer berichten. Der rastet nach wenigen Minuten am Telefon völlig aus. Lancer hatte sich in seinem Bundesland Schleswig-Holstein auch an das Amt für Soziales gewandt und nichts als ergebnisloses Geschwätz zu hören bekommen. Wir stellen fest, dass die Fürsorgestellen der einzelnen Bundesländer die Gesetze ganz unterschiedlich interpretieren.
    Nach weiteren Zeitungsartikeln in der Frankfurter Allgemeinen und dem Hamburger Abendblatt bringt die Politik immer mehr Interesse für meine Situation auf. Jetzt bin ich zu einem persönlichen Gespräch mit der verteidigungspolitischen Sprecherin Elke Hoff nach Berlin eingeladen. Gemeinsam mit Lancer und dem Journalisten Hauke Friederichs von Zeit-Online fahre ich hin. Wir erfahren, dass der willkürlich gesetzte Stichtag aus dem Soldatenversorgungsgesetz entfernt werden soll. Herr Timmermann-Levanas, der bei einem zweiten Treffen mit der FDP-Abgeordneten dabei ist, regt an, die Änderungsvorschläge zu verschriftlichen und gleichzeitig einen Petitionsantrag zu stellen.
    Mein Auftreten in den Medien und die politische Arbeit von Timmermann-Levanas führen am 7. Oktober 2010 dazu, dass Lancer, David und ich zur Abstimmung der Gesetzesänderung im Bundestag eingeladen werden. David ist, wie ich, 1999 im Kosovo im Einsatz gewesen. Er hat zwei Männer niedergeschossen, um einen Angriff auf sich und seine Kameraden abzuwehren. Obwohl er rechtlich richtig gehandelt hat, wird er mit seiner Tat emotional nicht fertig.
    Es gibt eine natürliche Tötungshemmung bei gesunden Menschen. Durch Drill lässt sie sich überlisten, indem der Ablauf automatisiert wird. Das ändert aber nichts an der psychischen Belastung, nachdem einem bewusst wird, was man getan hat. Angespannt verfolgen wir gemeinsam die Debatte. Hier und jetzt wird über unsere Zukunft entschieden.
    Bundestagspräsident Wolfgang Thierse (auch ihm hatte ich einen Brief mit der Bitte um Hilfe geschrieben und nie eine Antwort bekommen) erteilt dem Verteidigungsminister das Wort. Zu Guttenberg beginnt seine Rede damit, dass er soeben aus Afghanistan keine guten Nachrichten bekommen habe. Eine deutsche Patrouille sei von Aufständischen angegriffen worden und dabei sei ein deutscher Soldat gefallen und sechs weitere seien verletzt worden. Dann senkt er kurz betroffen seinen Kopf und verlässt den Saal. Was für eine Nachricht! Lancer, David und ich schauen uns erschüttert und irritiert an. Mir schießt sofort in den Kopf, dass auch Kameraden meiner Einheit momentan in Afghanistan sind. Ich höre den Parlamentariern nur noch mit einem Ohr zu, denn meine

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