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Soldatenglück - Sedlatzek-Müller, R: Soldatenglück

Soldatenglück - Sedlatzek-Müller, R: Soldatenglück

Titel: Soldatenglück - Sedlatzek-Müller, R: Soldatenglück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Sedlatzek-Müller
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der Zeit der sowjetischen Invasion stammt, keinerlei Anzeigeverhalten an den Tag legen, hilft mir und meinen Kameraden, den Kern des Problems zu erkennen. Die Hunde sind von uns bei der Ausbildung immer nur an ganz geringe Mengen Sprengstoff gewöhnt worden und sie reagieren auch nur auf frischen Sprengstoff, da dieser eine andere Ausdünstung hat als alte Munition. Dadurch aber, dass die hiesigen Munitionsfunde über lange Zeit Temperatur- und Witterungseinflüssen ausgesetzt waren, hat sich ihre chemische Beschaffenheit und damit auch ihr Geruch verändert. Bei der Auswertung besprechen wir, wie wir unsere Hunde gezielter für diese Situation ausbilden können. Wir müssen dringend eine Möglichkeit finden, mit den Sprengstoffen in entsprechender Menge zu trainieren, die in einem IED, einer »unkonventionellen Spreng- und Brandvorrichtung«, auch tatsächlich zu erwarten sind, sonst ließen sich unsere Hunde nicht zuverlässig zum Schutz von Menschenleben einsetzen. Wir müssen die Hunde unbedingt an den Geruch der Blindgänger und Munitionsreste gewöhnen, die überall in Afghanistan offen und für Attentäter sehr leicht zugänglich herumliegen.
    Innerhalb des Camp Warehouse lässt sich das nicht bewerkstelligen, da aus Sicherheitsgründen nur geringe Mengen an Munition und Sprengstoff im Lager zugelassen sind. Das eigentliche Munitionsdepot befindet sich einige Kilometer entfernt außerhalb des Lagers mitten in einer überschaubaren und gut zu verteidigenden Ebene. Da wir ohnehin täglich an dem Depot Streife laufen, überlegen wir zunächst, unsere Hunde dort an den Munitions- und Sprengstoffbehältern spüren zu lassen. Diesen Gedanken verwerfen wir aber schnell wieder, weil dort natürlich nur unsere fabrikneuen Explosivstoffe sind. Uns fällt ein, dass die Kampfmittelbeseitiger täglich große Mengen an Fundmunition wie Blindgängern, Minen und Raketen entschärfen und vernichten müssen. Wir wollen sie bei nächster Gelegenheit fragen, ob wir unsere Hunde an diesen entschärften Munitionsfunden ausbilden dürfen. Die Experten der Pioniereinheit haben keine Einwände und vereinbaren mit unserem Gruppenführer, Oberfeldwebel Kunz, der selbst zuvor einer Pioniereinheit angehörte, eine erste Ortsbegehung.

VERHÄNGNISVOLLE
KAMPFMITTELBESEITIGUNG
    Der Sprengplatz befindet sich in der gleichen versandeten Hochebene wie das Munitionsdepot, von dem aus es mit bloßem Auge allerdings kaum noch zu erkennen ist. Alle Kampfmittel und Explosivstoffe, die sicher hierhertransportiert werden können, werden in einer eigens dafür ausgebaggerten Sprenggrube zusammengetragen und unter strengen Sicherheitsvorkehrungen mit einer Initialsprengung vernichtet.
    Kunz will, dass zur Beratung jeder verfügbare Mann der Kampfmittelspürhundgruppe mitkommt, an dem vereinbarten Tag ist allerdings kaum jemand abkömmlich. Ich laufe mit Idor innerhalb des Lagers Streife, während meine Kameraden mit ihren Hunden am Interconti-Hotel oder im Lager der NATO-Partner auf ihren zur Routine gewordenen Kontrollgängen unterwegs sind. Nach meinem Streifengang durch das Camp Warehouse bringe ich Idor in seinen Zwinger. Ich sehe gerade noch unseren Kleinbus mit den schwarz getönten Scheiben zur Ortsbegehung losfahren und laufe schnell hinterher. Lancer, der den T4lenkt, sieht mich im Rückspiegel winken und geht vom Gas, während Milano mir die Seitentür öffnet. Mit einem großen Satz springe ich in das Fahrzeug hinein und lasse die Schiebetür hinter mir zufallen. Zumindest zwei Hundeführer begleiten nun Kunz bei der Erkundung.
    Während der Fahrt erinnert mich Milano daran, dass wir bereits den 6. März haben und es nur noch 3Tage dauert, bis wir unsere 30 Tage für die Einsatzmedaille vollhaben. Lancer amüsiert sich darüber, wie wichtig den meisten Soldaten die Medaillen sind. Weil ihn der eingeprägte Bundesadler auf der Frontseite an die Verpackung der Deutschen Markenbutter erinnert, nennt er sie »Butterorden« und sagt, dass sie ohnehin jeder Soldat bekommt, der seine 30 Tage im Einsatzland abreißt, egal ob faul oder fleißig. Ihm sind die »Einsatztouristen« ein Gräuel, die sich auf der Jagd nach solch einer Auszeichnung aus der Etappe für den Einsatz melden und hier Posten innehaben, die uns vollkommen sinnlos erscheinen. Er erzählt uns, dass ein Major vor meiner Ankunft in Afghanistan unseren Versorgungsunteroffizier mit der Dienstpistole bedroht habe, weil er von ihm keinen Diesel bekam. Damals seien die Dieselvorräte im

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