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Soldatenglück - Sedlatzek-Müller, R: Soldatenglück

Soldatenglück - Sedlatzek-Müller, R: Soldatenglück

Titel: Soldatenglück - Sedlatzek-Müller, R: Soldatenglück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Sedlatzek-Müller
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Abends sitze ich allein vorm Fernseher oder fahre ziellos mit meinem Geländemotorrad durch die Gegend. Meist komme ich dann erst sehr spät wieder, denn die Angst vor dem Einschlafen und dann von Albträumen geplagt zu werden, ist zu groß.
    Nachdem ich 2004 den Commando Aguerrissement in Frankreich absolviert habe und dort drillmäßig im Nahkampf ausgebildet wurde, wird mir mein Leben im K9-Zug immer schwerer. Einige meiner Kameraden haben Spaß daran, mich zu provozieren. Sie wissen bereits, dass ich jedes Mal darauf anspringe und Mühe habe, mich zu beherrschen. Meist geht es bereits am Frühstückstisch los. Es gehört nicht viel dazu, bis ich die Kontrolle über mich verliere und auf Konfrontationskurs gehe. In meiner Wut spiele ich mit dem Gedanken, den verbalen Sticheleien mit dem Brotmesser das Wort abzuschneiden. Leider versteht selbst Festas nicht, unter welcher Anspannung ich stehe, und ignoriert die Situation am Tisch. Gerne würde ich mich, wie an einer mittelalterlichen Tafelrunde, erheben und denjenigen, der mich provoziert, zu einem Schwertkampf herausfordern. Zu echten Handgreiflichkeiten kommt es allerdings erst etwas später an einer geweihten Stätte.
     
    Schlaf ist mein Feind. Wegen des Tinnitus fällt es mir schwer einzuschlafen. Die Angst vor den Albträumen, die mich inzwischen seit drei Jahren Nacht für Nacht heimsuchen, führt dazu, dass ich am liebsten gar nicht mehr schlafen würde. Ich schalte abends den Fernseher ein und stelle den Ton so laut, dass mein Tinnitus von dem Klang der Flimmerkiste überdeckt wird. Leider führt das dazu, dass Idor jedes Mal sehr unruhig wird und durch die Stube läuft. Damit er zur Ruhe kommt, lasse ich ihn zu mir ins Bett. Meist schläft er noch vor mir ein, während ich ihm mit der Hand durchs Fell streiche. Etwas später fallen dann auch mir die Augen zu. Wenn ich aus dem Schlaf hochschrecke, weil ich wieder schlecht geträumt habe, springt er sofort aus dem Bett und winselt. Er rollt sich dann auf seiner Schlafunterlage zusammen und guckt betrübt zu mir herüber. Meist steht er erst in den frühen Morgenstunden von seiner Decke auf und schleicht sich zu mir ins Bett zurück. Ich weiß das so genau, weil ich die ganze Zeit über mit offenen Augen im Bett liege und ihn in dem fahlen Licht beobachte, das durch meinen Vorhang hindurchschimmert. Manchmal, wenn Idor bemerkt, dass ich im Schlaf weine, legt er seinen großen Kopf an meinen. Er drückt sich, so dicht er kann, an mich heran. Ich wache davon auf und bin vorerst erlöst. Er gibt mir das Gefühl der Sicherheit und seine hörbar tiefen, ruhigen Atemzüge neben meinem Ohr lassen auch mich tief und ruhig atmen. Wenn er neben mir im Schlaf genüsslich schmatzt, bringt er mich sogar zum Schmunzeln.
    Wenn ich mich morgens zum Dienstbeginn auf die Beine quälen muss, fühle ich mich wie gerädert. Mein Gesicht und das Kopfkissen sind schweißnass. Ich bringe meinen Kreislauf mit einer langen Laufrunde auf dem bewaldeten Truppenübungsplatz Friedrichsfeld in Schwung. Gemeinsam mit Lancer und einigen anderen Hundeführern absolvieren wir die etwa 6 Kilometer lange Strecke in weniger als einer halben Stunde. Ich würde gern noch eine zweite oder dritte Runde dranhängen, wie Lancer es gewöhnlich tut, doch der Dienstbetrieb mit den Hunden lässt dies nicht zu. Nach dem Frühstück fahren wir jeden Tag an wechselnde Trainingsorte, an denen wir unsere Hunde unter realistischen Bedingungen trainieren. Lancer ist mit seinen Leuten vom Zugtrupp flexibler in der Zeiteinteilung, er muss nur dafür sorgen, dass unter dem Strich alle Aufgaben auf seiner Liste erledigt sind. Hauptfeldwebel Festas lässt ihm freie Hand und wird von Lancer dafür nicht enttäuscht. Bei den Supervisionen aller Einheiten ist der Zugtrupp der K9er regelmäßig die einzige Verwaltungstruppe, die ohne Beanstandungen durchgewinkt wird.
    Nachmittags fahre ich direkt nach dem Dienst mit Lancer mit dem Fahrrad die 6 Kilometer zum Fitnessstudio. Wir trainieren dort eine gute Stunde und fahren dann wieder zurück in die abgelegene Unterkunft des Diensthundezugs. Dort kochen wir uns abwechselnd etwas Nahrhaftes, damit die Muskeln ordentlich wachsen können. Danach verschwinde ich sofort auf meine Stube zu Idor, der schon ungeduldig auf mich wartet. Die anderen Hundeführer sitzen derweil meist gemütlich zusammen im Fernsehraum und schauen sich einen Videofilm an, während sie Pizza oder Döner verdrücken.
    Ich feiere oder grille auch mal mit

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