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Soldatenglück - Sedlatzek-Müller, R: Soldatenglück

Soldatenglück - Sedlatzek-Müller, R: Soldatenglück

Titel: Soldatenglück - Sedlatzek-Müller, R: Soldatenglück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Sedlatzek-Müller
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auf diese Aussage hin in Zornesröte gebrüllt hat: »Ich bin kein Choleriker!« Das wird bei unseren Kameraden zu einem geflügelten Wort. Auch wenn ich versuche, für Milano Partei zu ergreifen, kann ich seine Wesensveränderung nicht nachvollziehen. Einmal fängt er sogar eine Schlägerei mit unserem Kameraden Boyst an, nur weil der ihm seinen Putzeimer unbedacht weggeschnappt hat. Festas, der die sich auf dem Boden wälzenden Kontrahenten trennt, traut seinen Ohren kaum, als er erfährt, was zu diesem ungebremsten Gewaltausbruch geführt hat.
    Offenbar bringt Milano seine Wut auch mit in die Beziehung zu seiner Freundin Anna, die ihn sehr liebt. Sie ist verzweifelt und weiß oft nicht mehr, wie sie Milano noch helfen kann. Ihre Beziehung leidet sehr unter der ständigen Spannung. Wenn mich Anna am Telefon unter Tränen um ein Gespräch bittet, fahre ich zu ihr. Ich höre mir ihre Sorgen dann an, auch wenn ich ihr keine Lösung der Differenzen anbieten kann. Milano bekommt das natürlich mit, er ärgert sich darüber, reagiert aber unnötig eifersüchtig. Er behauptet gegenüber unserem Diensthundezug, ich hätte eine Affäre mit seiner Freundin, und greift mich eines Tages sogar an. Selbst nach einem klärenden Gespräch mit Festas lässt Milano sich nicht von seinem Irrglauben abbringen. Wegen seiner ständigen Wutausbrüche und Querelen muss er den K9-Zug verlassen. Er darf nicht einmal seinen geliebten Rex behalten. Enttäuscht wird Milano in die 6. Ausbildungskompanie versetzt. Den Kontakt zum K9-Zug bricht er komplett ab.
     
    Die Anerkennung meiner Wehrdienstbeschädigung zieht sich weiter in die Länge, meine Gedanken kreisen immer häufiger um den ausbleibenden Bescheid der Wehrbereichsverwaltung. Diese Behörde ist für mich zum sprichwörtlichen roten Tuch geworden. Nach einer fehlerhaften Gehaltsabrechnung, in deren Folge ich meinen Sachbearbeiter über Tage hinweg telefonisch nicht erreiche, bin ich mit meiner Geduld am Ende. Als ich dann doch das vermeintliche Glück habe, ihn an die Strippe zu bekommen, verweigert er mir aus Datenschutzgründen, wie er sagt, die Auskunft. Ich nenne ihm meine persönliche Bundeswehrkennziffer und verdeutliche ihm, dass sich ja wohl niemand sonst über einen Fehler in meiner Gehaltsabrechnung beschweren würde, aber er antwortet lapidar, es könne ja jeder kommen. Plötzlich ist die Leitung unterbrochen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass mein Gegenüber so unverfroren ist, einfach aufzulegen, und glaube, dass die Leitung versehentlich unterbrochen wurde, daher rufe ich erneut an. Noch bevor ich ein einziges Wort hervorbringe, bekomme ich direkt zu hören, dass er mir zu meiner Abrechnung keine Fragen telefonisch beantworten wird. Dann beendet er erneut abrupt das einseitige Gespräch. Ich will mich nicht so einfach abfertigen lassen und versuche ihn über Stunden nochmals zu erreichen, bekomme aber nur noch das Besetztzeichen zu hören. Entnervt und verärgert bitte ich meinen Zugführer um einen Tag Urlaub für einen wichtigen Behördengang.
    Ich fahre direkt am nächsten Morgen zur Wehrbereichsverwaltung nach Hannover. Während der Fahrt schaukeln sich meine Aggressionen immer weiter hoch. Am Ziel angekommen, marschiere ich schnurstracks zum Büro meines Sachbearbeiters. Auf dem Weg zu dieser Kanaille habe ich die Vorstellung, mir den dreisten Kerl am Schopf zu packen und mich zusammen mit ihm aus dem Fenster zu stürzen. Ohne anzuklopfen, reiße ich die Tür auf und nenne ihm meinen Namen. Er hat offensichtlich nicht damit gerechnet, dass ich die weite Fahrt auf mich nehme, und wirkt sichtlich nervös. Er versucht, sich hinter seinen Datenschutzrichtlinien zu verstecken, aber das lasse ich nicht gelten. Ich gerate derart in Rage, dass ich ihn anbrülle und ihn mir am Kragen packen will. Plötzlich steht die Personalchefin vor mir. Ich habe die Gelegenheit, ihr zu schildern, wie es zu dieser Auseinandersetzung gekommen ist, dann bringt sie den Fehler in meiner Gehaltsabrechnung in Ordnung und versichert mir, dass ich in Zukunft einen anderen Sachbearbeiter haben werde. Besänftigt und in der Hoffnung, dass es von nun an besser läuft, fahre ich zurück nach Varel.
    Mit starken Halsschmerzen melde ich mich eines Morgens im Geschäftszimmer der Sanitätskompanie und werde krankgeschrieben. Meine Eltern sind über meine unangekündigte Ankunft überrascht. Ich sage ihnen, dass ich krank bin, und lege mich ohne weitere Erklärung sofort ins Bett. Mein Vater versorgt

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