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Soldner

Soldner

Titel: Soldner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Howell Morgan
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ihre Furcht zu. Der Alkohol hatte die Söldner ebenso rücksichtslos wie zügellos gemacht. Dar fürchtete, dass ein Betrunkener sich von Kovok-mahs Drohung nicht abschrecken ließe.
    Dann hörte sie Twea lachen. Dar erstarrte und spitzte die Ohren. Wieder das Lachen. Diesmal folgte Dar dem Geräusch bis zu seinem Ursprung. Es war ein Zelt. Die Klappe war zu. Dar eilte näher und riss sie auf.
    Twea saß auf einem Schlafsack neben einem großen, gut genährten Söldner mit offenem Wams und einer mit dichtem schwarzem Haar bewachsenen Brust. Sie hielt eine Flasche in
der Hand. Ihre Miene wirkte blöde und leer. Der Saum ihres Kleides war bis über ihre Schenkel hochgezogen; die Finger des Söldners tänzelten wie ein Männchen an ihren mageren Beinen hinauf. Twea lachte über das Spiel, doch Dar wusste, wohin die Finger des Burschen unterwegs waren. »Lass das Mädchen in Ruhe!«, schrie sie. »Ein Ork beschützt es!«
    »Dar!«, lallte Twea. Sie wollte aufstehen, doch der Mann drückte seine Hand auf ihren Schenkel, sodass sie gezwungen war, sitzen zu bleiben.
    Der Söldner schaute Dar an. »Ich seh kein Pissauge, und ich kann mich nich erinnern, dich eingeladen zu haben.« Er musterte Dar von oben bis unten und lächelte trunken. »Aber je mehr Weiber, desto besser … Ich bin Mann genug für euch beide.«
    Dar trat lächelnd ein. »Na schön«, sagte sie, »aber die großen Mädchen kommen zuerst dran.« Sie stieg über Tweas Beine hinweg, bis sie zwischen dem Mädchen und dem Söldner stand. Dann kniete sie sich hin, was den Mann zwang, von Twea abzulassen. »Mädchen mit Titten machen doch mehr Spaß, meinst du nicht auch?«
    Statt einer Antwort grinste der Mann nur blöde. Als er Dar an die Brust fasste, sagte sie: »Geh raus, Twea.«
    Als Twea aufstehen wollte, schrie der Söldner: »He! Ich hab nicht gesagt, dass …«
    Die Spitze von Dars Dolch ließ ihn verstummen. Sie drückte sie gerade so fest unter das Kinn des Kerls, dass er sie spürte. Sie warf Twea einen kurzen Blick zu und sah, dass das Mädchen sie und die Klinge mit großen Augen anstarrte. »Mach schon, Twea«, rief Dar. »Mach die Klappe zu und warte draußen! «
    Nachdem Twea hinausgestolpert war, übte Dar etwas mehr Druck auf den Hals des Söldners aus. Ein Blutstropfen quoll
aus seinem Fleisch. »Der Ork ist nicht hier«, sagte sie leise, »also richte ich dir aus, was er gesagt hat. Er hat gesagt: ›Tu ihr weh, und du stirbst‹.«
    Das Entsetzen ernüchterte den Mann. »Ich hab ihr nicht wehgetan«, sagte er mit bittendem Blick.
    »Ich werde dafür sorgen, dass du es auch in Zukunft nicht tust«, erwiderte Dar und bereitete sich darauf vor, ihm den Dolch in die Kehle zu stoßen.
    Der Söldner machte die Augen zu und winselte. Seine jämmerliche Reaktion ließ Dar innehalten. Sie konnte es nicht über sich bringen, ihn zu töten. Sie schaute ihm eine ganze Weile beim Zittern zu, dann zog sie die Waffe zurück. »Da der Kleinen nichts passiert ist, werde ich dich verschonen. Aber morgen erkundigst du dich. Damit du erfährst, dass ich, was den Ork betrifft, nicht übertrieben habe.«
    Sie verließ das Zelt und warf Twea, die auf leicht unsicheren Beinen auf sie wartete, einen ernsten Blick zu. Die Augen der Kleinen waren noch immer sehr groß. »Hast du ihn umgebracht? «
    Dar steckte den Dolch in die Scheide. »Nein. Was hast du bei ihm gemacht?«
    »Er war doch nett«, sagte Twea.
    »Du bist betrunken«, sagte Dar. »Und das Trinken hat dich dumm gemacht.« Sie nahm Tweas Arm. »Komm mit.«
    Sie marschierte mit dem schwankenden Mädchen an der Hand durch das Lager und den Obstgarten zu Kovok-mahs Quartier und schob es hinein. Der Ork war nicht da. Dar nahm an, dass es etwas mit den Zeremonien für die Gefallenen zu tun hatte.
    »Du bleibst hier«, sagte sie zu Twea. »Du hattest heute Abend schon genug Ärger.«
    »Wirst du es Kovi erzählen?«

    »Er wird deine Fahne ohnehin riechen. Was den Mann betrifft … Ich werde das verschweigen. Du solltest es lieber auch tun.«
    »Dar?«
    »Ja?«
    »Ich habe Hunger.«
    Dar seufzte. »Hast du nichts gegessen?«
    »Er hat mir nur eine Honigfrucht gegeben. Das war alles.«
    »Ich besorge dir etwas Brot. Es saugt den Wein auf. Aber du bleibst hier, verstanden?«
    Twea nickte. Dar kehrte ins Lager zurück, um etwas Brot zu besorgen. Auf den verstreuten Überresten war inzwischen noch mehr herumgetrampelt worden, sodass es nicht einfach war, etwas Essbares zu finden. Als jemand ihren Namen rief,

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