Soldner

Vertreters der Königin, um sie auszuschaben. Im Lager wimmelte es von Menschen, die Vorbereitungen für den Abmarsch trafen. Sogar die Söldner waren mit dem Beladen von Planwagen, dem Schlachten von Vieh und dem Schleifen von Klingen beschäftigt. Wie üblich schufteten die Frauen schwerer. Dar hielt es für klug, sich beim Gehen etwas schneller zu bewegen.
    Die Köche packten schon ein, als sie sich ein Messer auslieh, die Felle auf dem Boden ausbreitete und sich an die Arbeit machte. Als Murdant Kol vorbeikam, war sie fast fertig. Er bemerkte sie und blieb stehen. Obwohl Dar gern einen gelassenen Eindruck gemacht hätte, versteifte sie sich, als er näher kam.
    »Wie geht’s denn meiner Frau?« Kol lächelte, als er Dar erröten sah.
    »Ich bin gleich fertig mit den Fellen«, erwiderte sie. »Wem soll ich sie geben?«
    »Gib sie einem Koch. Er soll sie einpacken.«
    »Wenn sie nicht trocken sind, werden sie verfaulen.«
    Kol nickte, doch offenbar machte er sich darüber keine Gedanken. »Haben die Männer dich belästigt?«
    »Nein.«
    »Gut«, sagte Kol. »Du wirkst aber trotzdem nicht gut ausgeschlafen. In Zelten, in denen so viele Menschen liegen, kriegt man wohl nicht genug Schlaf.«
    »Es ist immerhin warm. Besonders, wenn ich mich an Loral kuschle.« Dar wartete auf Kols Reaktion.
    Kol blieb gelassen. »Wie geht’s ihr denn?«
    »Vielleicht solltest du sie das mal fragen.«
    »Bin zu beschäftigt«, sagte Kol. »Hab auf dem Marsch bitte ein Auge auf sie. Es kann nicht mehr lange dauern.«

    »Ich dachte, das machst du. Schließlich ist sie doch …«
    »Sie ist was?«
    Kols scharfer Tonfall machte Dar vorsichtig. »Sie steht doch unter deinem Befehl.«
    »Ich bin nur ein Murdant«, sagte Kol, nun wieder entspannt. »Die Truppen werden von Offizieren befehligt. Ich befehlige niemanden, und Frauen schon gar nicht. Ich möchte, dass du auf Loral aufpasst, weil ich nicht auf sie achten kann. Wenn das Regiment die Ländereien des Königs durchquert, teilt es sich in Schildronen auf. Kleinere Einheiten machen das Marschieren leichter. Loral und du werdet bei der Vorhutschildron sein. Ich werde eine Weile bei der Nachhut bleiben – und dann von einer Einheit zur anderen wechseln.«
    »Es gibt noch andere Ork-Regimenter?«
    »Ja, und ich bin der Hauptmurdant für alle«, sagte Kol. »Meine Pflichten betreffen nicht nur diese Einheit.«
    Dar fand, dass Kols hochnäsige Aura nicht zu der Behauptung passte, dass er nur ein Murdant war. »Was wirst du tun?«
    »Dafür sorgen, dass der Abmarsch reibungslos funktioniert. Bis zum Sammelpunkt ist es ein weiter Weg.«
    »Wie weit?«
    »Ihr werdet fast einen Mond marschieren.«
    Dar war erleichtert, dass Murdant Kol während dieser Zeit anderweitig beschäftigt war. Offenbar verriet ihr Gesicht ihre Gefühle, denn Kol fragte mit ironisch klingender Stimme: »Macht es dich traurig, dass wir getrennt werden?«
    »Du hast mich bisher gut behandelt.«
    »Heute Abend werde ich dich noch besser behandeln. Das möchtest du doch, oder nicht?«
    Dar wurde rot. »Habe ich eine Wahl?«
    »Bei mir hast du immer eine Wahl. Ich bin mir sicher, du wirst die klügere Entscheidung treffen.«

    »Welche ist das?«
    »Das weißt du doch«, sagte Kol und ging.
     
    Als Dar mit dem Ausschaben der Felle fertig war, nahm das Gefühl ihrer Hilflosigkeit zu. Obwohl Kols Schutz echt war, war ihr bewusst, dass er ihn nicht uneigennützig gewährte. Er erwartet etwas dafür, dachte sie. Und zwar heute Abend. Dieser Gedanke lastete schwer auf ihr, als sie sich an der Kochstelle meldete. Das Zelt war schon abgebrochen worden, doch rings um die Feuergrube herrschte noch viel Aktivität.
    »Wo warst du?«, fragte Neffa.
    »Ich musste für Murdant Krol Felle ausschaben.«
    Neffas Blick verengte sich, als die Kols Namen hörte. »Nun, du hast die Befehlsausgabe verpasst. Du gehörst nun zu Murdant Teegs Schildron. Loral, Neena, Kari und Taren werden mit dir auftischen. Taren hat die Leitung. Das sind nur fünf Frauen für sechsunddreißig Orks und halb so viele Menschen. Das ist Schwerarbeit. Wenn du schlampst, kriegst du die Peitsche, egal mit dem du bockst.«
    »Ich bin Schwerarbeit gewöhnt«, sagte Dar.
    »Dann fang schon mal damit an«, sagte Neffa. »Es muss Fleisch gedörrt werden.«
    Dar gesellte sich zu einer Gruppe von Frauen, die von Bockskadavern dünne Fleischscheiben abschnitten und über einem qualmenden Feuer an einen Ständer hängten. Die stille und unnahbare Taren gehörte zu ihnen. Wie